USA - Neu England

Nein, wir wollen nicht einwandern!

19.10.2013 - 17.11.2013

Callais - Küste von Maine - Durham - Boston - Northampton - Green Mountains N.F. - Hudson Valley - Blairstown - New York

 

Bisher waren unsere Einreisen in die USA immer sehr unkompliziert. Dies im Widerspruch zu den Erfahrungen von anderen europäischen Reisenden. Doch heute ist es anders. Wie üblich werden wir gestoppt, kontrolliert und unser Auto durchsucht. Doch dann folgt, was andere Reisende schon vor uns erlebt haben. Etwa eine halbe Stunde brauchen wir um den Grenzbeamten zu überzeugen, dass wir nur reisen, keine Absichten zum Einwandern haben und genug Geld haben. Wie es scheint, sind wir genug überzeugend und wir bekommen „ausnahmsweise“ ein zweites Mal die gewünschten 6 Monate. Anschliessend entschuldigt sich der Beamte noch lang und breit, dass er uns so penetrant verhört hat und verabschiedet sich mit einem Händedruck und vielen Empfehlungen, was wir auf keinen Fall an der Ostküste verpassen dürfen.

Wie es uns scheint, sind die Beamten darauf getrimmt die Touristen so eingehend zu befragen. Wir haben den Eindruck, dass es dem Beamten selbst eher unangenehm war.

Vielleicht sollte sich mal ein Ministerium für Tourismus um diese Praxis annehmen, denn die meisten Besucher werden dieses Verhalten wohl kaum als positives und herzliches Willkommen deuten.

  

USA Maritime

Bereits an der Südküste des St. Lorenz Stroms haben wir angefangen die Leuchttürme abzuklappern und zu fotografieren. Dies setzen wir nun an der Küste Maine’s fort. Es ist eine Märchenlandschaft wie aus den kitschigsten Hollywood-Filmen. Eine zerklüftete Küste überzogen mit Bäumen und gespickt mit kleinen kitschigen Häusern, allesamt aus Holz und weiss gestrichen. Wir fahren der Küste entlang, hinaus auf fast jede der Landzungen, Halbinseln und Inseln.

Auf einer der Inseln, der Mount Desert Island, liegt der Acadia Nationalpark. Seine Lage ist im Vergleich zu anderen Nationalparks der USA eher etwas aussergewöhnlich. Er ist zwischen verschiedenen kleinen Städtchen und Dörfern eingequetscht. Dies tut seiner Schönheit jedoch keinen Abbruch.

Nur kleine Teile des Parks liegen direkt am Meer. Dominiert wird der Park von mehreren runden Bergrücken von welchen der Mount Cadillac mit 466 MüM die Hauptattraktion bildet.

Eine andere Spezialität des Parks sind die von Rockefeller angelegten Carriage Ways. Ein parkumspannendes Netz von Strassen, die jedoch nicht mit dem normalen Strassennetz verbunden sind. Es ist ein Parkway im Park. Ursprünglich nur für Pferd und Wagen gedacht, ist heute ein Teil der Wege für den Autoverkehr freigegeben. So kurvt man im Schritttempo durch den Park und betrachtet die Landschaft, hält an, steigt aus, wo man etwas Schönes sieht oder parkt und wandert los. Für Europäer scheint dieses Strassenkonzept etwas eigentümlich, doch wenn man drauf fährt, so ist man von der Schönheit der Strecke überwältigt.

Man hat uns ans Herz gelegt, vom Mount Cadillac aus den Sonnenaufgang zu bewundern. So brechen wir am zweiten Tag unseres Besuchs noch vor der Morgendämmerung auf. Als wir aufstehen ist es kalt. Als wir auf dem Berg ankommen – man kann hochfahren – ist es bitter kalt.

Wir dachten, dass wir den Platz für uns alleine hätten – weit gefehlt. Der Parkplatz, der einer Hundertschaft Fahrzeugen Platz bietet, ist voll und nur mit Glück ergattern wir eine der letzten freien Parklücken.

Als wir die Türen öffnen pfeift uns ein eisiger Wind um die Ohren. Schnell die Mütze tief über die Ohren ziehen, Kamera und Stativ ergreifen und hinaus in die Morgendämmerung.

Es ist schwierig, den richtigen Platz für den Sonnenaufgang zu finden. Der eigentliche Sonnenaufgang verspricht nicht sehr spektakulär zu werden, denn es fehlen die Wolken, um dem ganzen die nötige Dramatik zu verleihen. Dagegen taucht das weiche, rosafarbene Morgenrot die Felsen in ein faszinierendes Licht, das einen sonderbaren Kontrast zu den grünen Flechten bildet, welche die Steine bedecken.

Bald sind unsere Finger steif vor Kälte und wir können kaum noch die Kamera bedienen. Hätten wir doch unsere Handschuhe mitgenommen und uns noch etwas wärmer angezogen.

Mit schlotternden Knien machen wir uns auf den Weg ins Auto. Als Ausgleich zum frühen Aufstehen haben wir vor, uns mit einem feinen Frühstück zu belohnen. Doch im augenblicklich vereisten Zustand brauchen wir erst einmal etwas Zeit. Als der Motor warm ist und genug warme Luft produziert, fällt uns auch das Denken wieder etwas leichter und wir machen uns auf die Suche nach einem schönen Picknick Platz an der Sonne entlang des Carriage Ways.

Gestärkt mit einem deftigen Frühstück nehmen wir den Rest des Tages in Angriff. Vom Ranger haben wir erfahren, dass es interessante Klettersteige gibt. Wir haben uns den längsten ausgesucht und machen uns am späteren Morgen daran, den Mount Champlain zu erklimmen.

Es geht steil bergauf und bereits nach den ersten 5 Minuten gilt es das erste Hindernis kletternd zu überwinden. Als wir oben stehen sehen wir, dass das Hindernis künstlich eingebaut ist. Es soll wohl ungeübte Wanderer gleich am Anfang abschrecken.

Weiter geht es bergauf. Über Geröllfelder mit riesigen Felsbrocken klettern wir immer weiter hinauf. Dann erreichen wir den interessanten Teil, den Klettersteig. Über Sprossen und Leitern geht es nun weiter. Mit einer Hand am Drahtseil hängen wir über dem Abgrund und geniessen den stahlblauen Himmel und die Aussicht auf’s Meer. Bei einzelnen Passagen muss man sich genau überlegen welche Hand und welchen Fuss man wo hin setzt, damit man das Hindernis überwinden kann. Die Kraxelei ist kurzweilig und wir merken kaum wie wir immer weiter an Höhe gewinnen. Oben angekommen, sind wir beinah enttäuscht, dass es bereits vorbei ist. Doch die Aussicht entschädigt für den „zu kurzen“ Aufstieg.

Zurück geht es auf dem Wanderweg über die ausgedehnten Felsplatten und anschliessend der Bergflanke entlang bis zum Parkplatz. Unten merken wir auch, dass diese Wanderung ziemlich in die Beine ging.

Zwar gäbe es im Park noch viel zu sehen, doch wir haben das Gefühl, dass uns nicht mehr viel Zeit bleibt, bis das Wetter umschlägt und es Winter wird. So brechen wir am nächsten Morgen bereits wieder auf und folgen weiter der faszinierenden Küstenlinie Maine’s.

Maine ist ebenfalls bekannt für seinen Hummer. Überall grüsst er uns von Plakaten oder übergrosse Plastiken winken uns. Schliesslich erliegen wir der Versuchung und machen eine Pause von unserer Selbstkoch-Diät. In einem Restaurant bekommen wir dann einen ganzen Hummer. Er wurde aufgebrochen, das Fleisch entfernt und anschliessend wieder gefüllt mit einer Mischung aus Hummer, Jakobsmuschel-Fleisch, kleinen Shrimps und Brotkrümeln. Hmmm, ist das fein!!! Und füllt. Was bei uns ein Vermögen kostet, wird uns hier fangfrisch für wenige Dollar aufgetischt.

Einige Tage später versuchen wir auch noch Lobster-Rolls. Es sind im Prinzip nichts anderes als Hot-Dogs aber mit Hummer statt Wurst gefüllt. Mit Curry oder Sauerkraut – ebenfalls sehr lecker!!!

Nach 3 Tagen erreichen wir bereits den Süden Maine’s. Vor uns liegt New Hampshire und der Besuch bei Sarah, einer entfernten Cousine von Paddy (Vielleicht erinnert ihr euch an sie, wir haben sie bereits vor 2 Jahren in Santiago, Chile, getroffen). Wir haben uns bereits vor Wochen angekündigt und sie hat uns ihrerseits vorgewarnt, dass sie uns leider nicht beherbergen kann, da sie nur eine kleine Studentenwohnung hat.

Als wir gegen Abend eintreffen, nimmt sie uns herzlich in Empfang. Unser Eintreffen ist mit dem Besuch ihrer Mutter Patricia koordiniert, denn Sarah feierte vor 2 Tagen Geburtstag und wir sind nun für die offizielle Feier hier.

Zusammen fahren wir zu den Eltern von Sarah’s Freundin Annie (jetzt wird’s kompliziert). Annie befindet sich zurzeit an der Westküste, doch haben ihre Eltern, Jeff und Laurie, Sarah zum Geburtstagsessen eingeladen. Gleichzeitig haben sie uns eingeladen, für die Dauer unseres Besuchs bei Sarah, bei ihnen zu wohnen.

In Punkto Gastfreundschaft und Offenheit können wir Europäer noch viel von Freunden in der neuen Welt lernen. Wie oft haben wir nun schon auf unserer Reise offene Türen gefunden, bedingungslos und ohne zu fragen hat man uns, Wildfremde, willkommen geheissen.

Vor der Abfahrt zu Jeff und Laurie hat Sarah gemeint, dass es nicht weit ist, nur ein paar Meilen. Es sind am Schluss über 15 Meilen (20 Kilometer) – andere Länder, andere Distanzen.

Das Haus steht am Ende einer einsamen Strasse, mitten im Wald. Die Zufahrt führt über einen Damm über den Seitenarm eines kleinen Sees. Wie wir kurz darauf bemerken ist der See von Bieber gestaut, welche den Damm direkt vor dem Haus unserer Gastgeber gebaut haben. Das Haus selbst ist umringt von dichtem Wald und weiteren Biber-Teichen. Es ist einer dieser Orte, wo man hinkommt und nicht wieder weg möchte.

Wir wollen Jeff und Laurie nicht zu lange zur Last fallen, höchstens 2 Nächte. Liebe Leser ihr kennt uns: Ladet uns niemals ein, denn ihr werdet uns nicht mehr los!

So werden aus den 2 Nächten 1 Woche und Jeff und Laurie wachsen uns ans Herz. Es sind zwei überaus liebenswerte Menschen. Dazu kommt, dass das Grundstück ein Traum ist. Es umfasst über 16 Hektaren, meist Wald. Es grenzt direkt an einen State Forest und somit ist der Wald rund um’s Haus endlos. Im Teich tummeln sich die Biber und Flussotter, rundherum wimmelt es von Hörnchen und Vögeln aller Art. Endlos wandern wir quer durch den Wald. Überall gibt es etwas zu entdecken. Kleine Wasserfälle, Klippen, Ruinen von Siedlern aus dem 17. Jahrhundert, Gräber. Es ist so kurzweilig, dass wir nicht bemerken, wie die Zeit vergeht.

Abends machen wir uns einen Spass daraus unsere Gastgeber zu bekochen, was bei diesen wiederum sehr geschätzt wird.

Es ist herrlich wieder einmal auszuspannen, eine Art Zuhause zu haben und sich nicht um die Übernachtung und das kalte Wetter kümmern zu müssen. Jede Nacht fallen die Temperaturen unter den Gefrierpunkt. Und bereits zwei Mal hat es am Morgen ein bisschen geschneit.

Von unbegründeter Panik

Was das Glück perfekt macht ist, dass Jeff uns zu einem Automechaniker führt der uns seriös scheint. Er heisst Wolfgang und ist vor vielen Jahren aus Deutschland in die USA gekommen. Zwar hat er nicht viel Ahnung von Dieselmotoren und erwähnt dies auch, doch versichert er uns, dass wir wohl kaum ein Problem mit der Kupplung hätten. Auf die Frage, wann wir zuletzt den Luftfilter und Dieselfilter gewechselt haben, werden wir verlegen. Wir verabreden uns für den nächsten Tag und machen uns schnell auf den Weg, um die Filter zu prüfen und auszuwechseln.

Es ist mehr als peinlich, Paddy schämt sich. Die Lösung ist soo einfach. Luftfilter raus und neuen Filter rein. Brumm, schon hat unser Auto viel mehr Kraft – von wegen Kupplung und Anfahrprobleme! Den Treibstofffilter wechseln wir sicherheitshalber auch noch, unser Problem ist nach dem gewechselten Luftfilter beinah gelöst.

 

Beinah nur deshalb, weil Wolfgang am nächsten Morgen feststellt, dass der kleine Riss, den wir am Auspuff gesehen haben, um einiges grösser ist, als gedacht. Die bolivianische Schweissnaht über den Rost hat den Geist aufgegeben. Wolfgang macht sich nun daran, dies auf gründlich deutsch-amerikanische Art zu beheben. Drei Stunden später ist der Riss geschweisst, das Kupplungsöl gewechselt und alles nachgesehen. Wolfgang ist zufrieden und wir auch.

Verlegenheitsrunde

Nach dem Besuch bei Sarah sind wir auf einen Besuch bei ihren Eltern Patricia und Gary eingeladen. Sie leben in New Jersey. Sarah hat darauf bestanden, dass wir Thanksgiving, dem grössten Feiertag der Amerikaner, mit ihr und ihrer Familie verbringen. Bis dahin sind des noch 3½ Wochen. Wir haben nun den Luxus, dass wir vor dem Problem stehen, wie wir die Zeit um die Ecke bringen wollen.

Kurzentschlossen verlängern wir den Weg von Sarah bis zu ihrer Mutter in New Jersey (4 Stunden) um 5 Tage. Wir fahren einen weiten Bogen ins Hinterland von Massachusetts. Von dort hinauf in den Süden Vermonts und durch den Staat New York hinunter nach New Jersey.

 

Zuerst hat Sarah für uns noch zwei Übernachtungen bei einer Freundin in Boston organisiert. So verbringen wir die nächsten beiden Nächte bei Amanda, Sam und deren 6 Wochen alten Tochter. Den Tag in Boston verbringen wir mit einem langen Spaziergang – was sich überaus lohnt, denn Boston ist eine schöne Stadt. Wir bedauern, dass wir nicht noch ein paar Tage mehr Zeit haben.

Ein lustiges Ereignis ergibt sich, als wir am Ende unseres Marsches durch die Stadt im alten Marinehafen eine der Winderjammern besichtigen wollen. Das Gelände ist ursprünglich eine Werft der Marine, doch wird sie heute nicht mehr militärisch genutzt und nun von der Nationalparkbehörde verwaltet. Als wir das Segelschiff besichtigen wollen, stellen wir erstaunt fest, dass man eine Sicherheitskontrolle passieren muss. Weshalb, kann uns keiner erklären, doch es ist halt so. Paddy hat ein grösseres Taschenmesser in seiner Hosentasche. Daraus ergibt sich eine mittlere Staatsaffäre.

Beim Durchleuchten unserer Habseligkeiten, stösst der Beamte auf Paddy’s Messer. Als er dies der Aufsicht meldet wird Paddy zur Seite genommen und von der Aufseherin barsch angefahren, ob er ehemaliges oder aktives Mitglied bei der „Law Enforcement“ (Polizei) oder beim Militär sei. Paddy antwortet darauf, dass er Schweizer sei. Ohne darauf einzugehen, schnauzt die Aufseherin wiederum, ob er ehemaliges oder aktives Mitglied bei der „Law Enforcement“ oder beim Militär sei. Zwar könnte man das Spiel auf die Spitze treiben und sagen „Ja, ich war beim Militär, dem Schweizer Militär“, doch wir wollen keinen Ärger. So verneint Paddy die Frage.

Darauf erwidert die Aufseherin: du hast zwei Möglichkeiten. Entweder wird das Taschenmesser konfisziert oder du verzichtest auf deinen Besuch. Deponieren und wieder abholen geht nicht.

Wir verzichten auf den Besuch und gehen einigermassen verärgert von dannen. Nun gut, hier hat ein richtiger Mann wohl kein Taschenmesser dabei – wie es wohl bei einer Pistole gehandhabt wird…

Die nahen Ortschaften Lexington und Concorde sind die Schauplätze der ersten Kämpfe im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg. Pflichtbewusst besuchen wir die Stätten entlang der Avenue of Battle und lassen uns über die heldenhaften Taten der Minuteman informieren. Spott beiseite, es ist wirklich interessant und auch die Ausstellungen sind informativ und kurzweilig.

 

Am ersten Abend nach Boston sind wir bereits spät dran, vor allem geht die Sonne nun auch schon um 16.45 Uhr unter. Unsere Suche nach einem Campingplatz oder einer ruhigen Ecke zum Übernachten bleibt erfolglos. Wir sehen unsere Befürchtungen über unsere weitere Reise durch den Osten der USA bestätigt: Alle Campingplätze geschlossen und keine ruhige Ecke zum Wildcampieren.

Für uns bedeutet dies ein Motel zu suchen. Nach einigen Telefonanrufen, haben wir ein günstiges Zimmer gefunden. Eine halbe Stunde später sitzen wir in der Wärme und geniessen unser Zimmer, während draussen die Temperaturen unter den Gefrierpunkt fallen.

 

Industriegeschichte

In den Staaten der Mittleren Ostküste wurde die USA geboren. Für unseren Geschmack gibt es hier Geschichte, die das nötige Alter hat, sich wirklich Geschichte nennen zu dürfen. Nebst den Schlachtfeldern der Unabhängigkeitskriege hat es viele alte Städte und Siedlungen. Was dabei interessant ist, sind die vielen alten Industrieanlagen aus der Zeit der frühen Industrialisierung. Beinah jede Stadt hat eine Fabrik oder Mühle in der Textilien hergestellt, Eisen oder Holz verarbeitet wurde. Manchmal sind es unscheinbare, halb zerfallene Gebäude aus Backstein. Nicht selten aber auch pompöse Gebäudekomplexe mit monströsen Eingangsportalen , samt Türmen und riesigem Torbogen. Zum Teil haben diese Zeugen des Industriewahns des 19. Jahrhunderts, Verwendung als Loft-Wohnungen gefunden. In seltenen Fällen auch als Museen. Meist jedoch stehen sie leer oder werden bestenfalls vom Kleingewerbe genutzt.

Es wäre bestimmt interessant in diesen Anlagen auf die Suche nach alten Maschinen und Gerätschaften zu gehen, auf Technik weit vor der Mikro- und Nanotechnologie. Es ist schade, dass diese Zeugnisse von genialer Ingenieurstechnik einfach brach liegt und vor sich hin rostet, bis sie sich eines Tages in rotem Staub aufgelöst hat.

Der neue Tag führt uns wieder in die Natur. Wir fahren weiter in den Süden Vermonts. Kurz nach der Grenze verlassen wir die Interstate und fahren über Land vorbei and Bauernhöfen und kleinen Dörfern. Die Gegend ist idyllisch und wir bedauern, dass wir nicht einige Monate früher hier waren, als die Büsche und Bäume noch grün waren.

Wir suchen uns abgelegene Wege und Strassen, denn wir wollen die Natur sehen. Gegen Abend fahren wir in den Green Mountain National Forest ein. Ein riesiger Waldstrich, der sich durch die Hälfte des Staates Vermont erstreckt.

In den letzten Sonnenstrahlen des Tages finden wir den perfekten Platz für die Nacht und geniessen die Ruhe und Einsamkeit.

 

Als die Sonne aufgeht, fahren wir weiter durch den einsamen Wald. Es ist eine wunderschöne Spätherbst-Landschaft.

Da einige unserer Kleider langsam ausfransen, dünner werden und wir im Reiseführer von Factory-Outlet-Stores in Manchester gelesen haben, lenken wir die Räder unseres Autos in diese Richtung. Die vollmundig angepriesene Preisinsel entpuppt sich als ordinäre Touristenfalle und mit einem Hemd und Pullover als Beute ziehen wir weiter nach Bennington, wo wir den riesigen Obelisk, einem Mahnmal aus dem Unabhängigkeitskrieg bestaunen.

Dann ist es auch schon wieder Abend und wir müssen uns auf die Suche nach einem Übernachtungsplatz machen. Die nahe gelegenen Green Mountains bieten sich wiederum an und nach längerem Suchen finden wir schlussendlich eine schmale Fahrspur in den Wald, dem wir folgen.

Immer weiter fahren wir in den Wald hinein. Bereits haben wir den Allrad zugeschaltet. Wir wollen nicht stecken bleiben. Um uns erstreckt sich eine faszinierende, einsame Landschaft. Etwas zu einsam für unseren Geschmack, denn für die Nacht sind Regenfälle angekündigt und wir haben bedenken, dass der Weg am Morgen überschwemmt und nur noch schwer passierbar sein könnte. Lange hadern wir mit der Entscheidung, doch dann siegt der Verstand und wir drehen um. Kurz vor der Einmündung der Fahrspur in die Strasse finden wir dann aber doch ein gemütliches Plätzchen für die Nacht und installieren uns.

Da es jetzt bereits gegen 17 Uhr dunkel wird, haben wir nur kurz Zeit zum Kochen. Gegessen wird im Auto, da es nach dem Sonnenuntergang empfindlich kalt wird. Zum Glück läuft unsere Heizung seit einigen Wochen zuverlässig und wir können die Stunden bis zum Schlafen mit Essen und Filmen ansehen verbringen.

Da einige unserer Kleider langsam ausfransen, dünne werden und wir im Reiseführer von Factory-Outlet-Stores in Manchester gelesen haben, lenken wir die Räder unseres Autos in diese Richtung. Die vollmundig angepriesene Preisinsel entpuppt sich als ordinäre Touristenfalle und mit einem Hemd und Pullover als Beute ziehen wir weiter nach Bennington, wo wir den riesigen Obelisk, einem Mahnmal aus dem Unabhängigkeitskrieg bestaunen.

Dann ist es auch schon wieder Abend und wir müssen uns auf die Suche nach einem Übernachtungsplatz machen. Die nahe gelegenen Green Mountains bieten sich wiederum an und nach längerem Suchen finden wir schlussendlich eine schmale Fahrspur in den Wald, dem wir folgen.

Immer weiter fahren wir in den Wald hinein. Bereits haben wir den Allrad zugeschaltet. Wir wollen nicht stecken bleiben. Um uns erstreckt sich eine faszinierende, einsame Landschaft. Etwas zu einsam für unseren Geschmack, denn für die Nacht sind Regenfälle angekündigt und wir haben bedenken, dass der Weg am Morgen überschwemmt und nur noch schwer passierbar sein könnte. Lange hadern wir mit der Entscheidung, doch dann siegt der Verstand und wir drehen um. Kurz vor der Einmündung der Fahrspur in die Strasse finden wir dann aber doch ein gemütliches Plätzchen für die Nacht und richten uns ein.

Da es jetzt bereits gegen 17 Uhr dunkel wird, haben wir nur kurz Zeit zum Kochen. Gegessen wird im Auto, da es nach dem Sonnenuntergang empfindlich kalt wird. Zum Glück läuft unsere Heizung seit einigen Wochen zuverlässig und wir können die Stunden bis zum Schlafen mit Essen und Filmen ansehen verbringen.

 

Americana

Der Morgen bestätigt unsere Befürchtungen und es regnet in Strömen. Wir fahren bis zum Highway und suchen den kürzesten Weg nach Süden und hoffen, dass das Wetter im Staat New York besser ist. Von den vielen Sehenswürdigkeiten, welche wir auf dieser Route eingeplant hatten, lassen wir die meisten weg. Das Wetter ist zu garstig und wir freuen uns darauf, bald bei Paddy’s Cousine in New Jersey sein zu dürfen.

Unser erster Stopp in New York ist die Ortschaft Stockbridge. Wir wollen uns das Museum von Norman Rockwell ansehen. Norman Rockwell ist ein Zeichner und Maler aus Mitte des 20igsten Jahrhunderts. Seine Zeichnungen haben vor allem ein breites Interesse als Frontseiten von Zeitschriften gefunden wie zum Beispiel der Saturday Evening Post. Es sind sehr detailgetreue Gemälde an denen er teilweise jahrelang gearbeitet hat. Das Museum bietet einen interessanten Einblick in das Schaffen des Künstlers, der sich lieber als Illustrator sieht. Für seine naturgetreuen, manchmal sehr karikaturistischen Bilder hat er meist lebende Modelle verwendet, die dann stundenlang in den gewünschten Positionen fotografiert wurden. Aus den Hunderten von Fotos schuf er dann in akribischer Kleinarbeit ein Gemälde mit der gewünschten Aussage. Was seine Figuren vor allem auszeichnet sind die emotionsstarken Gesichter. Als Rahmen für seine Gemälde diente das amerikanische Kleinbürgertum, hierzulande als die „Gute alte Zeit“ oder „Americana“ bezeichnet. Sie spielen mit Klischeevorstellungen und Idealen den Menschen, aber auch mit trivialen Alltäglichkeiten und Kleinigkeiten, welche die Gemälde für den Betrachter persönlich werden lassen.

Das Wetter ist nach unserem Museumsbesuch noch kein bisschen besser und wir befinden uns bereits in der Nähe des Hudson Rivers, einer der dichtbevölkerten Gebiete der Ostküste. Zwar könnten wir versuchen in den Catskills, auf der anderen Seite des Hudsons einen geeigneten Übernachtungsplatz zu finden – doch fehlt uns die Motivation. Wir wollen lieber wieder ein warmes Zimmer haben. Einige Telefonate später haben wir ein preiswertes Zimmer gefunden. Via einem kurzen Abstecher in die berühmte 68er Ortschaft Woodstock, in der in der Zwischenzeit auch die Hippies erkannt haben, dass es sich mit Geld gut leben lässt, fahren wir zu unserem Hotel in Milton.

Nach einer Nacht an der Wärme verlassen wir das Hotel und treten in die klirrende Kälte des frühen Morgens. Wir haben noch einen Tag und 200 Kilometer vor uns.

Unser erster Stopp ist die „längste Fussgängerbrücke der Welt“ in Poughkeepsie. Man hat hier eine alte Eisenbahnbrücke über den Hudsonriver zu einer Fussgängerbrücke umgebaut, sie zum National Heritage erhoben und so einen weiteren Amerikanischen-mundialen Superlativ geschaffen.

Wir bestaunen den tief unter uns liegenden Hudson River und die Aussicht über das breite Tal auf unserem Spaziergang über die 2 Kilometer lange Brücke. Die Landschaft hat sich im Vergleich zu unserer bisherigen Reise durch den Westen der USA und Kanada, stark verändert. Wir schauen von unserem Logenplatz über dem Hudson River auf eine weite Kulturlandschaft, nicht unähnlich der in Europa.

Es kommen heimatliche Gefühle auf und wir reden über das bevorstehende Ende unserer 4-jährigen Reise. Wir haben uns viele Gedanken darüber gemacht, wie unser weiteres Leben aussehen soll. Ideen und Wünsche sind vorhanden, doch umgesetzt müssen sie werden. Es sind nicht nur die Ideen und Wünsche, die uns beschäftigen. Es sind auch Sorgen und Ängste, die aufkommen. Wo wollen wir wohnen? Finden wir Arbeit? Reicht das Geld? Uns ist klar, dass in wenigen Monaten ein Abschnitt unseres Lebens zu Ende gehen wird. Es ist und war eine Zeit mit vielen Erlebnissen, vielen Bekanntschaften, vielen Freiheiten und auch persönlichen Erkenntnissen. Bald wird uns wieder der Alltag im Griff haben. Werden wir uns einen Teil der Freiheiten und unsere Unabhängigkeit bewahren können? Wir sind uns bewusst, dass wir in den nächsten 20 Jahren kaum nochmals die Gelegenheit haben werden, so lange zu Reisen.

Gedankenversunken machen wir uns auf den Rückweg zum Auto und setzen schweigend unseren Weg fort.

Unser letzter Stopp vor Blairstown und Paddy’s Cousine heisst West Point. West Point ist bekannt für seine Offiziersakademie. Wir wollen die Gelegenheit nutzen und einen Einblick zu gewinnen.

Es ist bereits nach 15.00 Uhr als wir eintreffen und es bleibt uns nicht mehr viel Zeit. Im Visitor Center werden die Vorzüge und die breite Ausbildung der Akademie angepriesen. Nebst viel Ausrüstung und Waffen zeigt man die sportliche, harte, militärische und weltmännische Ausbildung der Studenten. Selbstverständlich dürfen dabei die Absolventen der Akademie nicht fehlen, die in späteren Jahren zu Ruhm gekommen sind.

Weit interessanter ist jedoch das angeschlossene Museum über Kriegsführung, das die Kriegsführung über die Jahrtausende plastisch in Modellen und mit Artefakten darstellt. Leider schliesst das Museum bereits um 16.00 Uhr und wir können uns nur einen kleinen Teil ansehen.

Es liegen immer noch über 150 Kilometer vor uns und bereits macht sich die Nacht breit. Wir hoffen, dass wir es wie abgemacht zum Abendessen nach Blairstown in New Jersey schaffen, denn unser Weg führt durch die Periferie des Grossraums New York City’s. Dazu ist es noch Freitagabend, an dem ein Grossteil der Städter auf’s Land fahren.

Wir haben Glück und bis auf ein paar kleinere Staus geht es flüssig vorwärts. Über stockfinstere Landstrassen fahren wir in den Westen New Jerseys und erreichen Paddy’s Cousine rechtzeitig zum Abendessen.