USA - Alaska

In der Taiga

04.08.2013 - 28.08.2013

Tok - Fairbanks - Prudhoe Bay - Fairbanks - Anchorage - Seward - Homer - Anchorage - Glennallen - Tok - Chicken

 

Auch hier läuft der Übertritt wieder problemlos und kurz darauf sind wir im Tetlin Wildlife Reserve. Zwei ältere Damen indianischer Abstammung halten einen Schwatz mit uns und so sind wir bald gerüstet mit unzähligen Tipps und Broschüren. Für uns ist klar, wir wollen nicht mehr sehr weit fahren und die Campingplätze im Tetlin sollen schön sein. Vor allem hoffen wir aber endlich einige der Vögel zu sehen, welche hier im Sommer brüten.

Es ist unglaublich, doch die hier ansässigen Zugvögel fliegen bis nach Zentralafrika, Australien und Patagonien – also fast in die ganze Welt. Dazu machen diese Vögel die Reise gleich zweimal im Jahr!

Leider sehen wir keine Vögel am See, dennoch ist es sehr schön und friedlich. Und am Abend macht der Camping-Host eine kleine Einführung in die Charakteristik der Taiga.


Feuer und Eis – die Taiga

Wir wussten bereits, dass im Hohen Norden viele Böden Permafrost haben. Also ganzjährig gefroren sind. Nur gerade die oberste Schicht taut auf. Dass dies aber auch hier im Süden Alaskas bereits der Fall ist, wussten wir nicht. Noch mehr überraschte uns, als man uns im Tetlin Reserve zeigte, dass die Permafrostschicht nur gerade in 30-40 Zentimeter Tiefe beginnt. Hier misst sie etwa eine Dicke von 3-5 Metern. Weiter oben im Norden z.B. in Prudhoe Bay ist sie sage und schreibe 300 Meter dick!

 

Die Permafrostschicht hält auch das ganze Wasser zurück und schafft dadurch die hier verbreitete Seenlandschaft.

Wie wir weiter erfahren ist die Taiga eine Landschaf, die mit dem Feuer lebt. Viele der hier ansässigen Hölzer können nur nach einer Feuersbrunst aussamen. Dazu ist die Taiga eine sehr niederschlagsarme Zone. Die ganzen grünen Böden und Moore täuschen über die Tatsache hinweg, dass die Böden meist knochentrocken sind. Selbst der mehrere Meter hohe Schnee ist so trocken, dass man nicht einmal Schneeballen formen kann. 


…bald am Ziel

Bereits seit einiger Zeit stehen wir wieder mit Tauru und Christi in Kontakt. Wir kennen die beiden von Weihnachten 2011 in Ushuaia, Argentinien – also dem südlichsten Punkt unserer Reise. Die beiden gelten offiziell als blind. Tauru hat einen Tunnelblick und sieht auf 3-4 Metern nur einen 50cm grossen Fleck. Christi sieht nur mit einem Auge und dabei auch nur 40%. Sie sind gleichzeitig mit uns vom Südpunkt Südamerikas losgefahren – per Tandem! Und wie der Zufall spielt: Sie sind gleichzeitig hier am nördlichsten Punkt Nordamerikas. Wir freuen uns bereits, sie wiederzusehen. Nur leider wissen wir nicht wo sie stecken. Wir hoffen, in Fairbanks Nachricht von ihnen zu erhalten.

Fairbanks ist auch der Ort wo wir unser Auto wieder einmal verwöhnen wollen. Putzen, schmieren, Ölwechsel und dann auch noch das pfeifende Geräusch beheben, welches wir seit einigen Tagen haben.

 

Gewaschen ist das Auto schnell. Auf dem Campingplatz können wir auch noch gleich die Räder wechseln und alles abschmieren. Nun fehlen noch Ölwechsel und die – hoffentlich – kleine Reparatur.

In einem Kommerz diktierten Land wie der USA, sollte man glauben, dass es einfach ist, jemanden zu finden, der uns das Öl wechselt und die Reparatur vornimmt. Doch bereits am ersten Ort blitzen wir ab. Einfach nur Ölwechsel mache man nicht. Es gibt nur das volle Programm mit allen Ölen kontrollieren und Abschmieren. Auch könne man nicht nur die eine Bremse kontrollieren (unser pfeifendes Geräusch) – nein man könne nur eine komplette Inspektion des Bremssystems machen. Wir sind konsterniert und versuchen unser Glück an einem anderen Ort.

Hier können wir mit einigem Zureden den Kompromiss durchringen, dass man uns nur das Öl wechselt und dazu unseren selbst mitgebrachten Ölfilter einbaut. Doch auch hier scheitert die Aktion aufgrund mangelndem Öl für Dieselfahrzeuge.

Bei der nächsten Stelle haben wir dann Glück. Doch auch hier ist es eine Zangengeburt und wir müssen praktisch beim Auto stehen, um zu verhindern, dass noch weitere Arbeiten ausgeführt werden. Vor allem als man den Öldeckel am Motor, der aus Plastik ist, versucht mit einer Rohrzange zu öffnen, wird Paddy etwas ungehalten. Wir wollen uns unser Auto nicht ruinieren lassen.

Zum Glück gewährt man uns am Schluss, dass wir die Ölablassschraube noch prüfen können. Es wäre sehr unglücklich, wenn man diese unterwegs verlieren würden…

 

Doch wo können wir nun unsere Bremse kontrollieren lassen? Auf Empfehlung wenden wir uns an eine Werkstatt etwas ausserhalb. Hier bekommen wir einen Termin für den Folgetag. Auch ist man bereit, wirklich nur die Teile zu kontrollieren, welche wir ihnen nennen.

 

Gleichzeitig erhalten wir Nachricht von unseren beiden Tandem-Freunden. Sie sind schon zurück von Prudhoe-Bay und bei Freunden hier in Fairbanks. Endlich haben wir auch eine Telefonnummer unter der wir die beiden erreichen können. So rufen wir am Abend an und verabreden uns für den Folgetag, gleich anschliessend an die Reparatur unseres Autos.

 

Wie sich bei der Inspektion unserer Bremsen herausstellt, rührt das pfeifende Geräusch tatsächlich von unseren Bremsbelägen. Sie sind abgelaufen. Zum Glück haben wir uns letzten Sommer, als wir die Ersatzbremsbeläge für die Hinterräder aus der Schweiz mitbrachten, entschieden, auch gleich die Bremsbeläge für die Vorderräder mitzunehmen. So müssen wir nicht wochenlang auf Ersatzteile warten, sondern können unsere Ersatzteile zücken. Eine halbe Stunde später stehen wir wieder auf der Strasse – jetzt ohne lästiges Pfeifen.

 

Tauru und Christi sind mit ihren Gastgebern auf der Fairbanks Fair. Sie machen dort Werbung für die Sache der Blinden. Unser Wiedersehen ist herzlich und wir freuen uns sehr die beiden wieder zu treffen. Alle wollen gleich ihre Erlebnisse erzählen, doch der Ort ist etwas unpraktisch dazu. So vertagen wir die Mitteilungsrunde auf den Abend, denn ihre Gastgeber, Rick und Juanita haben uns kurzerhand auch gleich noch zu sich eingeladen. Rick ist ebenfalls stark sehbehindert.

Seit Tauru und Christi vor etwa einem Jahr mit einer Gruppe des Lions Club in Mittelamerika in Kontakt kam und dort ihr Anliegen, dass man auch Blindheit ein aufregendes Leben führen kann, vorbringen durften, werden sie überall entlang ihres Weges von den Lions Clubs empfangen. So kamen sie auch in Kontakt mit Rick und Juanita, welche ebenfalls Mitglieder im Lions Club sind.

So werden wir an diesem Abend auch erst an den Nordpol (Ortschaft heisst North Pole) zu einer Sitzung des Lions Club eingeladen. Der hiesige Club hat sich der Seehilfe verschrieben. Sie sammeln Brillen aus aller Welt, reinigen und reparieren diesen, bevor man sie dann in Entwicklungsländer verschickt. Was uns vor allem beeindruckt ist die geografische Grösse des Lions Clubs. Er umfasst Alaska, Yukon, Britisch Columbia und die Northwest Territories, also ein Gebiet annähernd so gross wie Westeuropa!

Anschliessend an die interessante Sitzung – vor allem hat uns natürlich die Präsentation unserer Freunde interessiert, fahren wir zurück nach Fairbanks. Klar, dass wir an diesem Abend nicht zur Ruhe kommen. Es ist bereits Morgen als wir in die Federn fallen.

Unsere Abreise nach Prudhoe Bay schieben wir noch um einen Tag, zu schön ist es Tauru und Christi zu sehen und zu sehr werden wir von Rick und Juanita verwöhnt.

Jetzt wird’s ernst

Doch dann geht es los. Uns trennen nur noch 700 Kilometer von unserem Ziel. Noch einmal auftanken. Hier werden wir von Martin angesprochen. Er und seine Frau sind vor 13 Jahren aus dem Bündnerland nach Alaska gekommen. Da wir alle auf dem Sprung sind, lädt er uns auf dem Rückweg auf ein Bier ein.

Eine halbe Stunde später biegen wir auf den Dalton Highway ein. Dann fängt die ungeteerte Strasse an. Das Wetter meint es nach wie vor sehr gut mit uns und wir haben 20°C und Kurzhosen-Wetter.

Staubig ziehen sich die ersten 100 Kilometer dahin. Dann folgt gemütlich Asphalt. Die Szenerie ist wie gehabt. Taiga. Erst als wir an den Yukon kommen, über den sich eine gewaltige Brücke spannt, ändert sich die Landschaft. Es wird hügelig und schliesslich bergig. Hier treffen sich auch Highway und die Trans-Alaska-Pipeline, die von Prudhoe-Bay im Norden bis Valdez an der Südküste führt. Die beiden sind von nun an ein unzertrennliches Paar. So begleitet uns das monumentale Bauwerk von hier an bis zu unserem Ziel.

Wir hoffen immer noch auf Wildtiersichtungen – leider ohne Glück.

Etwas später steht auf der Gegenspur ein Auto. Als wir näherkommen sehen wir, dass der grosse SUV komplett eingedrückt ist – als wäre er in eine Wand gefahren. Im Strassengraben entdecken wir dann mehrere Männer, die sich an einem toten Elch zu schaffen machen – Elchtest nicht bestanden… Wir bedauern den toten Elch und hoffen, dass sonst niemand zu Schaden gekommen ist. Weiter brausen wir durch die einsame Landschaft. Immer wieder kommen uns gewaltige Aufleger-Lastwagen entgegen. Aus Angst um unsere Windschutzscheibe flüchten wir regelmässig in den Strassengraben.

Am Abend erreichen wir Coldfoot. Ein Roadhouse auf halbem Weg. Hier befindet sich auch das Visitor-Center des Grössten Nationalparks der USA. Da wir jedoch nicht auf abenteuerliche Mehrtages-Wanderungen aus sind, begnügen wir uns mit dem Besuch des Centers. Dann müssen wir uns noch unsere Tour ans Meer buchen. Mit dem Auto darf man nicht bis an die Prudhoe Bay fahren. In Deadhorse ist Schluss. Von da aus geht es nur noch per Tourbus weiter. Da die ganze Prudhoe Bay ein riesiges Ölfördergebiet ist, muss man sich mindestens 25 Stunden vorher anmelden, so dass ein Sicherheits-Check durchgeführt werden kann. So nutzen wir das letzte Telefon vor Deadhorse, um uns eine Tour für den übernächsten Tag zu buchen. Dann fahren wir zum Campingplatz. Vielleicht sehen wir hier noch Bären oder Elche in den Abendstunden.

Die Abendstunden lassen auf sich warten. Wir sind bereits weit nördlich des Polarkreises und der Tag dauert fast bis Mitternacht.

Unverrichteter Dinge gehen wir zu Bett und brausen am Morgen los. Die Strasse ist wieder ungeteer doch meist trocken. Nur dort wo die Strassenbaufahrzeuge Wasser auf die Fahrbahn kippen, damit sie vom Planier-Fahrzeug ausgebessert werden kann, spritzt es etwas. Dann kommen wir an einen steilen Pass. Unser Auto kämpft sich mühsam die 13% Steigung auf der nassen Schlammstrasse hoch. Auf dem Rückweg werden wir den Allrad einlegen.

In einer Schussfahrt geht es auf der anderen Seite hinunter. Einige Stunden später erspäht Petra einen Fuchs - der sich auf seiner Jagt von uns nicht stören lässt und nochmals später in weiter Ferne entdecken wir eine Herde Moschusochsen. Wir versuchen einen Weg zu finden, der uns näher führt, doch müssen wir uns mit einem Blick durch den Feldstecher begnügen. Wie wir später erfahren, sind Moschusochsen keine wirklichen Büffel, sie zählen zur Familie der Schafe!

Kurz darauf treffen wir in Deadhorse ein. Es ist die letzte Station wohin wir fahren dürfen. Deadhorse ist eine Kleinstadt, in der niemand permanent wohnt. Hier sind alle Zulieferfirmen von BP angesiedelt. Hier wird alles gemacht und gelagert was BP nicht selber macht. So ist es vor allem ein riesiges Lager von gewaltigen Maschinen, Traktoren, Schleppern, Containern und Ersatzteilen. Die wenigen Wohn- und Bürogebäude dazwischen sind schwer als solche zu identifizieren. Aufgrund der langen kalten Winter sind die Gebäude meist auf Stelzen oder gleich auf Kufen gebaut. So sinken sie nicht ein, wenn der Permafrost unter dem Gebäude taut. Es sind unförmige und hässliche viereckige Container mit bis zu 5 Stockwerken und 100 Metern Länge.

Nach einigem Suchen finden wir in diesem Wirrwarr den nördlichsten Punkt und schiessen unsere obligaten Photos.

 

Die Nacht verbringen wir direkt am Fluss an der Ortseinfahrt. So müssen wir am nächsten Morgen nur die Strasse überqueren um zum Start unserer Tour zu gelangen.

Die Tour geht direkt hinein in die Sperrzone. Überall sind Ölquellen. Wie wir erfahren, müssen für die Förderung keine Pumpen eingesetzt werden. Der Druck des Permafrostes drückt das Öl-Wasser-Gas Gemisch an die Oberfläche. Einzig muss dafür gesorgt werden, dass anschliessend wieder Wasser in den frei gewordenen Raum unter der Erde gepumpt wird, ansonsten würde sich das ganze Gebiet absenken und wahrscheinlich vom Meer überflutet werden.

Wir sind überrascht, wie sauber alles ist. Überall sehen wir grosse Schwärme von Vögeln, die sich in den Wasserlöchern rund um die Ölquellen tummeln. Es vermittelt ein trügerisches Bild des friedlichen Miteinanders.

2006 hat sie dies leider bewiesen. 100‘000 Tonnen Rohöl sind dabei aus der Trans-Alaska-Pipeline in die Taiga ausgelaufen. BP musste über 25 Kilometer Pipeline ersetzen. Daraufhin wurden die Kontrollen verschärft. Vor allem macht nun auch der Staat Alaska seinerseits eigene Kontrollen an der Pipeline. Hoffen wir, dass es künftig bei dem friedlichen Miteinander bleibt.

Am Ziel – zum Ersten

Nach 11 Kilometern Fahrt erreichen wir das Meer. Wir laufen die kurze Landzunge hinaus. Ziehen die Schuhe aus und krempeln die Hosen hoch. Dann stehen wir im Nord Polar Meer. Hier sind wir nun 48‘883 Kilometer nach unserem Aufbruch am Südzipfel des Kontinents. Auf den Tag genau 600 Tage nach unserem Aufbruch angekommen. Uns ist komisch zumute. Sollen wir uns freuen, dass wir es geschafft haben? Sollen wir traurig sein, dass wir nun ein Ziel weniger haben? Irgendwie geht uns beides durch den Kopf.

 

Mitreisende machen noch ein paar Photos von uns, dann haben wir gerade noch genug Zeit, um uns umzuschauen, uns bewusst zu werden wo wir sind, dass das Wasser überhaupt nicht kalt ist, dann müssen wir zurück zum Bus und nehmen Abschied von der Beringsee. Von jetzt an sind wir auf dem Heimweg. Gut, so ganz direkt werden wir dann wohl doch nicht nach Hause zurückkehren, doch unser Ziel ist erreicht. Ab jetzt haben wir kein fixes Ziel mehr vor Augen, welches wir unbedingt erreichen wollen.

Alaska Insight

Wir machen uns noch gleichentags auf den Weg. Es ist erst Mittagszeit und wir schaffen es bis am Abend bis Coldfoot mit ein paar Regentropfen am Abend und tags darauf bis nach Fairbanks. Wir erreichen Fairbanks am frühen Nachmittag. Als erstes setzen wir uns mit Martin in Verbindung – der Schweizer, der uns auf ein Bier eingeladen hat. Einige Stunden später haben wir sein Blockhaus im Wald gefunden. Er und seine Frau Manuela haben ihr Haus selbst gebaut. Es ist ein schönes, helles Blockhaus mit einer sehr schönen Aussicht auf die umgebenden Wälder.

Nach einer Kanada- und Alaska-Reise vor über 10 Jahre hielt sie nichts mehr in der Schweiz und sind nach Alaska ausgewandert.

Manuela hat wieder einen Job als Krankenschwester gefunden und sich die Karriereleiter empor gearbeitet. Martin, als ehemaliger Landschaftsgärtner, hat erst als Blockhausbauer begonnen und ist nun für eine lokale Telefongesellschaft im Leitungsbau und –unterhalt unterwegs.

Bei Martin und Manuela werden wir auch in die Lachs-Kultur Alaskas eingeführt. Lachs in Alaska ist wie für den normalen Amerikaner sein Beef. Lachs wird in allen Variationen und zu jeder Gelegenheit gegessen. Jeder Alaskaner, der sich auch nur irgendwie bewegen kann geht zum Fischen, speziell zum Lachsfischen. Dasselbe gilt auch für das Jagen. Jagen und Fischen gehören hier zum Lebensunterhalt. Alaska hat 20-50% höhere Preise als in den "Lower-48"und diese werden durch Fischerei, Jagd und Gemüseanbau versucht zu kompensieren. Entsprechende Ausrüstungen sind deshalb auch überall zu haben und es gehört zum allgemeinen Zeitvertreib.

 


Der Mensch und sein Unverständnis für die Natur

Martin interessiert sich sehr für den Umweltschutz in Kanada. Er gibt uns einige Beispiele für das politische Unverständnis für Zusammenhänge in der Natur. So hat zum Beispiel Alaskas Regierung ein Programm zur Dezimierung der Wolfs-Bestände gestartet. Das Ziel ist, dass die Menschen mehr Elche zum Jagen finden.

Das Problem ist jedoch, dass die Elchbestände dadurch überaltern und nicht mehr so gesund sind wie im Moment. Auch wird ein Vakuum erzeugt, dass nachrückende Wolfsrudel aus geschützten Zonen und Bären füllen werden, was wiederum zu Überbeständen bei den Wölfen und Bären führen wird, das zu einer Überstrapazierung der Elch- und Karibu-Beständen führt und somit das ganze System total aus dem Gleichgewicht bringt. – Der Clou an der ganzen Sache: die Jäger schöpfen heute noch gar nicht die gesamte Abschussquote aus…! 


Schade haben wir nicht mehr Zeit bei Martin und Manuela. Wir hoffen, dass wir sie wieder einmal treffen werden, denn wir möchten Alaska unbedingt noch einmal im Winter besuchen.

 

Als Nächstes geht es zurück zu Rick und Juanita. Die beiden warten bereits auf uns. Hier holen uns dann auch die ersten Regentage seit Monaten ein. Da beide unsere Gastgeber Rückenbeschwerden haben, macht sich Paddy daran einen Teil des Feuerholzes für den Winter zu hacken. Als Belohnung laden uns die beiden auf eine Spritztour auf ihren ATV/Fourwheelers (Quads) ein. Es ist ungewohnt diese Gefährte zu steuern und wir müssen uns erst daran gewöhnen. Jetzt erfahren wir auch weshalb fast überall parallel zu den Strassen noch Fahrspuren verlaufen: ATV's dürfen nicht auf die Strasse, deshalb fahren sie am Strassenbort. So brausen wir zur Brauerei in Fox. Langsam haben wir das Gefährt im Griff und es macht Spass. 3 Biere später geht es zurück. Diesmal sind die Ladies am Steuer – die Männer haben zu viel getrunken… In einer nahen Kiesgrube stoppen unsere Gastgeber und übergeben uns beide Quads. Wir sollen uns etwas "vergnügen". So brausen wir über Kieshaufen, steile Grasborte und durch Pfützen. Paddy versucht sich dann noch in einer besonders steilen Abfahrt – was ihm gelingt, doch dann – übersieht er einen Fahrspur im hohen Gras und – hopps fliegt kopfüber ins hohe Gras. Zum Glück kommt der Fourwheeler nicht auf ihm zu liegen und er konnte seine Hechtrolle im hohen Gras abfedern. Er ist bereits wieder auf dem Rückweg, als er bemerkt, dass er sich das eine Hosenbein zerrissen hat und der Lenker nur knapp seine Kronjuwelen verpasst hat. Autsch! Das wird blaue Flecken geben… Wochen später noch sind die "Abzeichen" bei jedem Schritt sicht- und spürbar.

Dann verzögert sich unsere Abreise noch um einen weiteren Regentag. Wie wir nachrechnen, haben wir seit unserer Abreise aus Santiago im Oktober 2012 also vor fast 11 Monaten erst knapp 10 Regentage gehabt. Erst jetzt realisieren wir, welches Wetterglück uns auf dieser Reise verfolgt.

Unser nächstes Ziel ist der Denali Nationalpark, doch als wir da sind, ist alles überfüllt. Um den Hauptteil des Parks zu besuchen muss man mit einem Bus fahren. Dieser kostet über 50 USD. In Anbetracht der vielen Menschen und der nicht ganz günstigen Preise entschliessen wir uns den Besuch abzukürzen. Wir unternehmen eine kurze Halbtageswanderung und fahren anschliessend weiter nach Süden. Anchorage ist schnell abgehakt und wir fahren auf die Kenai Halbinsel.


Alaskas Geschichte im Telegram

Die Indianer sind in der Zeit von vor 60'000 und 12'000 Jahren aus Asien über Alaska auf die Amerikanischen Kontinente eingewandert (hierzu erhält man sehr unterschiedliche Daten). Zuletzt sind die heutigen Inuit gekommen. Sie werden noch heute nicht als Indianer bezeichnet. Sie unterscheiden sich physionomisch klar von den Indianern und leben vor allem am Polarmeer entlang bis nach Grönland.

In präkolumbianischer Zeit waren der Westen Alaskas, die Aleuten (Inseln) und die Kenai-Halbinsel, stark besiedelte Gebiete. Die Bevölkerungsdichte war hier markant höher als im Süden der USA oder in Südamerika. Diese wurde vor allem durch die reichen Fischgründe begünstigt. Die Indianer dieser Gebiete hatten eine sehr hohe und spezialisierte Kultur und kannten Metall (Kupfer) als Material für Arbeitsgeräte.

Erster Europäer, der Alaska betreten hat war der Däne Vitus Bering, der im Auftrag des russischen Zaren eine vermutete Landbrücke zwischen Sibirien und Amerika suchte. 1741 nahm er die Aleuten und weite Teile der Westküste für den Zaren in Besitz. Deshalb auch der seltsame "Panhandel", der sich aus dem Hauptteil Alaskas nach Süden erstreckt. Erst 30 Jahre später wurde Alaska von Pelzhändlern und Militärs besiedelt. Für die Russen war Alaska vor allem wegen der Tierpelze interessant. Indianer wurden zum Fallenstellen gezwungen und ganze Inseln mit bestimmten Tierarten besiedelt. Das fragile Ökosystem litt stark darunter und bald waren einzelne Tierarten vom Aussterben bedroht und die Territorien warfen keinen Gewinn mehr ab.

Dies führte dazu, dass Russland im ausgehenden 19. Jahrhundert Alaska den USA für 7,2 Millionen Dollar zum Kauf anbot.

 

Lange Zeit war der Grenzverlauf zwischen Alaska und dem Britischen Kanada unklar und umstritten (wie übrigens auch die Südgrenze Kanadas zu den USA). Speziell der Goldrausch im Klondike führte zu neuen Zwistigkeiten zwischen den beiden Nachbarn. Heute gibt es eine unübersehbare Demarkationslinie entlang des 141. Längengrades. Eine 20 Meter breite Schneise führt von der Nordküste quer über den ganzen Kontinent.

 

Heute ist Alaska einer der grössten Ölproduzenten ausserhalb der Arabischen Halbinsel. Seit 1959 ist es auch als 49. Bundesstaat in die Union aufgenommen worden.


Alaskas warmer Süden

Die Kenai Halbinsel hat keinen Permafrost und bietet mit ihren unzähligen Fijorden eine sehr abwechslungsreiche Landschaft. Als erstes besuchen wir den Portage Gletscher. Zwar sieht man den Gletscher selbst nicht, denn er hat sich in den letzten Jahrzehnten in eine der nicht einsehbaren Seitentäler zurückgezogen; dafür sehen wir aber grosse Eisberge, welche am Fuss des Gletschers im See treiben. Leider entspricht das Wetter nicht dem Durchschnitt der letzten Monate und wir flüchten in die Trockenheit und Wärme unseres Autos. Auch in Seward, unserer nächsten Station, erwartet uns nur Nebel, Regen und Kälte und lässt uns von unseren Wanderplänen absehen. Wir entschliessen uns direkt nach Homer zu fahren, wo wir die Schwester eines ehemaligen Arbeitskollegen von Petra besuchen wollen.

Die Fahrt führt durch eine gespenstische Nebellandschaft, welche den kleinen Küstenbuchten und russisch-orthodoxen Kirchen am Wegesrand etwas mystisches verleihen.

In Homer wartet man bereits auf uns und wir dürfen uns bei Koni und Gabi einquartieren. Sie haben ebenfalls ein wunderschönes Blockhaus mit fantastischem Blick auf die darunterliegende Bucht. Koni hat vor dem Haus einen kleinen See gebaggert, der gross genug ist, um mit einem Kanu einige Paddelschläge zu tun. Uns wird eine Jurte zugeteilt. Es ist fantastisch, was wir auf unserer Reise alles erleben dürfen. Nun schlafen wir also auch noch im Paradies in einer Jurte!

 

Koni ist vor über 25 Jahren nach Alaska gekommen. Gabi etwas später als Backpackerin. Es ist hier wo sie Koni getroffen hat. Beide sind inzwischen eingefleischte Alaskaner. Koni bestreitet einen Grossteil ihres Lebensunterhalts mit Lachsfischerei. Auf der anderen Seite der Aleuten hat er ein Fischerboot. Jeweils im Juni und Juli ist er mit seinen 2 Söhnen auf Lachsfang.

 

In nur 5 Wochen erarbeitet er sich einen Grossteil seines jährlichen Auskommens. Dafür wird rund um die Uhr gearbeitet. Auch ist die Arbeit ist nicht ganz ungefährlich, denn die Männer arbeiten auf hoher See, bei Wind, Sturm und Wetter. Sie haben nur die 5 Wochen. In dieser Zeit entscheidet jede Stunde über das Sein und Nichtsein eines Fischers. Hat er Pech und fischt am falschen Ort oder sein Boot ist defekt, kann es sein, dass er in nur einer Saison Pleite geht.


Lachsfang in Alaska

Wer glaubt, dass man in Alaska einfach nach Belieben Lachse fangen kann, der täuscht sich. Als Sportfischer muss man eine Lizenz kaufen und hat dann nur eine begrenzte Zahl von Lachsen, die man in einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Gewässer fangen darf.

Beim kommerziellen Lachsfang wird in den Flussmündungen gefischt. Also bevor die Lachse die Flüsse hoch zu ihren Laichgründen wandern. Während der ganzen Zeit darf nur zu bestimmten Zeiten gefischt werden. Dies wird strickte kontrolliert. Täglich werden die Lachse gezählt, die es in den Fluss schaffen. Erst wenn eine minimale Anzahl die Flussmündung erreicht hat, darf gefischt werden.

Damit wird sichergestellt, dass genügend Fische laichen können, um die Bestände langfristig nicht zu gefährden.

In Kenntnis dieser Umstände machen wir uns Gedanken dazu, ob es wirklich so schlecht ist Wildlachs zu essen. Denn Zuchtlachs verursacht bei weitem grössere Umweltschäden…


Auf Empfehlung von Gabi buchen wir ein Wassertaxi und nutzen das nun wieder tolle Sommerwetter für eine Wanderung auf der anderen Seite des Fijords.

Das Wassertaxi gleicht einem Landungsboot des Militärs und als es die Frontrampe senkt, springen wir ans trockene Land. Hier sind wir nun. Ein einsamer Strand, kein Weg so weit das Auge reicht. So machen wir uns auf die Suche und hoffen den beschriebenen Trampelpfad durch den Küstenwald zu finden. Per Zufall werden wir fündig und stapfen durch den wunderbaren Urwald. Auf Empfehlung unternehmen wir einen Abstecher auf die andere Talseite, von wo man uns einen herrlichen Rundblick über das Tal versprochen hat. Kurz vor der gegenüberliegenden Seite des Tals durchschneidet ein wilder Gletscherfluss das breite Delta. Eine einfache Gondelbahn führt auf die andere Seite. Keuchend ziehen wir uns auf die andere Seite und setzen unseren Weg fort.

Der Weg ist kaum noch erkennbar. Brusthoch steht das Gras, eng beisammen stehen die Büsche. Bären soll es hier viele geben, hat man uns gewarnt. Vor jeder Wegbiegung klatschen wir in die Hände und stimmen ein Geheul an. Wir wollen auf keinen Fall eine unliebsame Begegnung mit einem Bären in diesem abgelegenen Gebiet riskieren.

Weiter und weiter steigen wir durch diese traumhafte Landschaft auf, bis wir nach einer halben Stunde den Grat erreicht haben. Unter uns erstreckt sich ein weites Flussdelta, daneben das blaue Meer, links lässt ein weisses Gleissen den Gletscher erahnen, dahinter erheben sich majestätisch die Berge.

Nach einer kurzen Pause müssen wir wieder absteigen, denn in 3 Stunden erwartet uns unser Wassertaxi.

Also wieder keuchend über den Fluss und mit Blasen an den Händen zurück über das Flussdelta. Es ist heiss und wir freuen uns auf eine Abkühlung beim Gletschersee.

Als wir um die letzte Wegbiegung kommen, bietet sich uns ein wunderbarer Anblick. Im Hintergrund der riesige Gletscher, flankiert von den steilen, schroffen Bergen. Davor und zu unseren Füssen der lange Gletschersee mit unzähligen Eisbergen.

Schnell sind Schuhe und Strümpfe ausgezogen und die Füsse im eiskalten Wasser. Anschliessend sitzen wir am Strand und kämpfen um die letzten Minuten, bevor wir im Eilschritt zum Boot zurück müssen.

Der Weg zum Boot ist nicht mehr weit und führt über einen kleinen, dicht bewachsenen Pass. Das letzte Stück des Weges führt in einem steilen Zick-Zack direkt zum Wasser hinunter, wo gleichzeitig mit unserem Abstieg unser Boot anlegt.

Die Fahrt zurück beschliesst diesen wunderschönen Tag mit einem beschaulichen Ausblick auf Homer und seiner weit vorspringenden Landzunge.

Noch eimal nach Norden

Von Homer aus wollen wir nach Dawson City in Kanada. An sich wollen wir dazu die Fähre von Whittier nach Valdez nehmen, die durch den wunderschönen Prinz William Sound fährt. Leider ist unsere Planung zu kurzfristig und wir müssen feststellen, dass die nächste Fähre erst in 3 Tagen fährt. So entscheiden wir uns die Strecke auf konventionelle Weise zurückzulegen – und bereuen es nicht, denn die Fahrt über den Glenn-Highway ist eine der schönsten unserer ganzen Alaska Reise. Die Sonne scheint und links und rechts der Strasse erheben sich die Berge mit gewaltigen Gletschern. Die Strasse windet sich auf und ab durch diese Traumlandschaft. So könnten wir ewig weiter fahren.

Leider ist aber beim Einmünden auf den Highway nach Valdez fertig mit der schönen Aussicht und uns umfängt wieder die flache Taiga bis zum Alaska Highway. Einige Kilometer später biegen wir auch schon wieder vom Alaska Highway ab und fahren auf den „Top of the World“ Highway – was auch immer diesen Titel rechtfertigt. Hier empfängt uns bereits ein Hauch von Herbst und die Büsche und Bäume verfärben sich bereits zaghaft. Die Strecke gleicht wieder einmal einer Berg- und Talbahn. Irgendwo in dieser Buschlandschaft finden wir einen Campingplatz. Hier werden wir zum ersten Mal seit Norwegen vom Nordlicht überrascht. Zwar sehen wir nur wenig, da zu viele Bäume im Weg sind, doch nichts desto weniger sind wir aufgeregt und beeindruck.

Tags darauf sind wir an der Grenze, geben unser Visa ab und Verlassen die USA offiziell.