USA - Nordwesten

07.06.2013

Riesen Zahnstocher

San Francisco - Redwood - Ashland

Die Fahrt aus der Stadt führt nach Norden. Zuerst über die Golden Gate Brücke, welche sich heute hinter diesigem Halbnebel versteckt, dann die gewundene Küstenstrasse Nr. 1 entlang. Unser Ziel sind die Redwood Forests im Norden Kaliforniens. 2 Tagesfahrten später erreichen wir die Avenue of Giants, eine Strasse die durch einen majestätischen Redwood Wald führt. Die Redwoods sind zwar nicht so gross im Umfang wie die Sequoias im gleichnamigen Park weiter im Süden, doch sind sie hoch, sehr hoch und auch der Stamm wird bis zu 4 Meter dick. Es reicht jedenfalls, um unser Auto dahinter zu verstecken, damit es unsere Photoaufnahmen nicht stört.

Für Paddy, den unverbesserlichen Baumfreund, ist es eine Fahrt durch das Paradies. Vor allem das saftige Unterholz im Kontrast zu den gewaltigen Bäumen ist wunderbar und macht es zu einem Märchenwald. Da die Bäume ohne Wurzelansatz direkt in den Boden übergehen, wirken sie wie dunkelgefärbte Riesen-Zahnstocher, welche man in den Boden gerammt hat. Es ist ein unwirkliches Bild. Bei näherer Betrachtung erkennt man, dass es Nadelbäume sind. Doch nicht mit harten Nadeln wie die Nadelbäume bei uns, sondern mit weichen gummiartigen Nadeln. Wir versuchen sie mit unserem Botanischen Laienwissen einzuordnen und zermartern uns die Köpfe, zu welcher Familie die Redwoods gehören könnten. Leider finden wir nirgends eine erleuchtende Erklärung dazu.

 

Am zweiten Tag in den Redwoods fahren wir bereits wieder landeinwärts, weg von der Küste. Unser nächster Stopp ist Ashland in Oregon. Dort wohnen Bekannte, welche wir in Chile kennengelernt haben und jetzt besuchen werden. Doch zuerst haben wir nochmals das hautnahe Vergnügen im Redwood Wald. Eine schmale Schotterstrasse führt durch einen dichten Bestand. Teilweise ist die Strasse so zwischen die Bäume gequetscht, dass kein Platz für 2 Autos zum Kreuzen bleibt. Es ist schwer sich von dieser schönen Landschaft loszureissen und weiterzufahren, doch wir haben nur noch einen Tag Zeit, dann werden wir bei unseren Bekannten erwartet, zur Geburtstagsparty von Conny.

Giganten Schnecken im Westen der USA
Giganten Schnecken im Westen der USA

Bekannte aus Chile

So sind wir dann am nächsten Mittag plangemäss in Ashland. Bewaffnet mit Wein und Blumen. Die Begrüssung ist kurz und heftig, denn es gibt noch viel vorzubereiten für die vielen Gäste am Abend. Es wird wieder ein langer, lustiger und auch alkoholreicher Abend bis wir ins Bett kommen. Es ist ein fulminanter Start bei unseren Freunden. Am nächsten Morgen ist Katerfrühstück angesagt und alle sitzen um den Tisch herum wie die halb-toten Fliegen. Wir nutzen unseren Aufenthalt, um unser Auto wieder auf Vordermann zu bringen: Ölwechsel, Schmieren, Treibstofffilter und vor allem unsere Standheizung reparieren, denn die Nächte hier im Norden werden immer kühler und wir wären schon einige Male froh gewesen, wenn unsere Heizung funktioniert hätte. So sitzen wir im halb ausgeräumten Auto und es werden alle Anschlüsse und Verbindungen nachgeprüft, kontrolliert und gemessen. Ah! Da scheint der Fehler zu sitzen. Ein Kabel ist nicht angeschlossen. Kurzerhand ist das nachgeholt und Paddy und Stan fahren am nächsten Tag zum Testen auf den Mount Ashland. Auf jeder Höhe wird die Heizung getestet bis auf 2200 Meter. Wie es scheint funktioniert sie jetzt, wenn auch auf über 1500 Metern nur für kurze Zeit – hmm, so ganz alles scheint doch nicht in Ordnung zu sein. Doch das wollen wir erst zu Hause in der Schweiz richtig stellen lassen.

 

Die Tage in Ashland vergehen wie im Flug. Zu schön ist es bei Conny und Stan. Zu gemütlich ist es, einfach nur da zu sein, nichts planen zu müssen, sich keine Gedanken über das Morgen und Übermorgen zu machen. So vergeht eine Woche, ohne dass wir es merken und wir müssen wieder weiter. Auf uns warten die Nationalparks Yellowstone und Glacier. Wir wollen nicht zu spät dort hinkommen, denn die Sommerferien haben bereits in einigen Bundesstaaten begonnen. Wie wir uns sagen liessen, ist es dann sehr schwierig in den Parks noch eine Übernachtungsmöglichkeit zu finden.

 

Conny und Stan begleiten uns noch ein Stück des Weges was sie als Ausflug zum Crater Lake Nationalpark tarnen und so fällt uns auch der Abschied etwas leichter. Eigentlich sind wir überhaupt nicht für’s Reisen geschaffen – es fällt uns immer viel zu schwer von lieben Menschen Abschied zu nehmen…

18.06.2013

Büffel und Hirsche

Ashland - Crater Lake N.P. - John Day Fossile Bed N.R. - Crater of the Moon N.P. - Teton N.P. - Yellowstone N.P. - Glacier N.P.

Am übernächsten Tag erreichen wir den Teton National Park direkt im Süden vom Yellowstone. Die beiden Parks bilden praktisch eine Einheit welche von den angrenzenden National Forests abgerundet wird. Man muss sich vorstellen, die Ost-Süd Ausdehnung 290km und die Nord-Süd Ausdehnung der beieinanderliegenden Schutzgebiete 400 km misst. Es ist ein Gebiet grösser wie die Schweiz. Im Kerngebiet des Yellowstone Parks fährt man von der Südeinfahrt zur Nordeinfahrt 152km. Zuerst jedoch verbringen wir 2 Tage im Teton Nationalpark. Etwas wandern, etwas Bison und Wapiti-Hirsche beobachten, dann nochmals das Auto auftanken, nicht dass wir im Yellowstone plötzlich kein Benzin mehr haben. Dann geht’s in den Yellowstone National Park. Die Erwartungen sind hoch und wie immer, wenn Erwartungen hoch sind, wird man enttäuscht.

Wir fahren speziell früh vom Teton National Park los, um ganz bestimmt noch einen Campingplatz an der strategisch günstigen Lage in der Mitte des Parks zu ergattern, doch als wir ankommen – genervt von den langsamen Fahrkünsten der Amerikanern – ist der Camping ausgebucht und wir müssen 30 Kilometer weiter zum nächsten Campingplatz fahren. Leider liegt der abseits im Nordwesten des Parks und wir haben in den kommenden Tagen jeweils lange Anfahrtswege zu den Sehenswürdigkeiten. Am ersten Tag fahren wir schnell mal 250 Kilometer um kochende Hot- und Mudpools und am zweiten Tag 300 Kilometer um verschiedene Geysire zu besichtigen. Strecken die uns in Mitteleuropa durch 3 Länder führen würden, ermöglichen einem hier gerade mal eine kurze Sightseeing Tour.

Dafür sehen wir aber Bären. Das heisst, wir werden mit der Nase darauf gestossen. Denn alle paar Kilometer staut sich der Verkehr auf der Strasse weil irgendjemand einen Bison, einen Hirsch oder einen Bären gesehen hat. Oftmals so in der Ferne, dass das Tier selbst mit dem Feldstecher kaum zu erkennen ist. Langsam nerven die „Wildtier-Staus“ und nach 2 Tagen beschliessen wir das Weite zu suchen.

Glacier Nationalpark - Der Park ohne Gletscher

Die Weite finden wir dann auch als wir die Grenze nach Montana überschreiten. Endlose erstrecken sich die Felder in alle Himmelsrichtungen. Endlos sind die Anzahl der Bewässerungsanlagen, welche auf Rädern ihre riesigen Halbkreise ziehen. Es geht ums „Kilometer-Fressen“. Sehenswert ist die Weite, doch die hat man bald „gesehen“.

 

Zwei Tage benötigen wir, um den Glacier Nationalpark an der Kanadischen Grenze zu erreichen. Wir werden mit regnerischem Wetter begrüsst. Unser erster Stopp liegt im Norden des Parks. Wir wollen wandern. Doch der neue Morgen begrüsst uns mit dicken Wolken und heftigem Regen, so dass wir beschliessen im Bett auszuharren. Erst am Nachmittag wagen wir die ersten Schritte aus dem Auto. Es ist kalt, nass und ungemütlich. Dennoch entschliessen wir uns einige Schritte zu machen. Aus den wenigen Schritten werden 4 Stunden wandern durch Wälder und Wiesen zu einem hübschen See, wo uns einige Rehe über den Weg laufen.

Da die Wettervorhersage für die nächsten Tage kein besseres Wetter verspricht, entscheiden wir uns weiter zu fahren und die Gelegenheiten für kurze Wanderungen zu nutzen.

Wer glaubt, dass der Name des Parks Programm ist, der ist enttäuscht. Gletscher findet man nur noch in weiter Ferne. Sie sind wohl eher noch besseres Firneis, denn seit den 90iger Jahren haben sich auch hier die Eisgiganten zurückgezogen. Dennoch wird es eine schöne Fahrt durch die Berge mit vielen Wasserfällen. Wenigstens hat da der Regen Gutes mit sich gebracht.

Unser letztes Ziel auf unserer Rundreise durch den Westen der USA heisst Seattle, wo ein entfernter Cousin von Petra wohnt. Bereits haben wir Kontakt aufgenommen und unser Kommen auf den 3. Juli angekündigt, denn wir wollen bei ihm erleben, wie die Amerikaner den Nationalfeiertag begehen.

 

Die Zeit bis dahin verbringen wir mit einer kleinen Rundfahrt zum Mt. Rainier National Park und zum Mount St. Helens Vulkan welcher in den 90iger Jahren mit einem spektakulären Ausbruch für Schlagzeilen gesorgt hat.

Blaulicht im Rückspiegel

Glacier N.P. - Coeur d'Alène - Mt. Rainier N.P. - Mt. Sant Hellens N.P. - Union

Auf dem Weg zum Mt. Rainier ereilt uns auch die erste Polizeikontrolle in den USA. Als wir rechts ranfahren gehen uns all die Verhaltensmassregeln durch den Kopf, welche uns eingetrichtert wurden. Hände auf dem Steuerrad lassen, nicht aussteigen, immer schön „Officer“ sagen. So sind wir gewappnet als der Polizist ans Fenster tritt. Doch er will keine Papiere, er fragt uns nur, ob wir denn keine Amerikanische Nummernschilder hätten.

Nö, antworten wir, wir wohnen ja nicht hier und sind nur auf der Durchreise. Mexikaner und Kanadier bräuchten ja auch keine Amerikanischen Nummernschilder.

Das genügt dem Officer nicht, er meint; dass man, wenn man per Schiff ankommt, amerikanische Nummernschilder haben müsse. Bei den Mexikanern und Kanadiern sei das etwas anderes, denn bei denen gelte die Regel der Gegenseitigkeit.

Aber Officer, erstens wir sind auf dem Landweg von Mexiko eingereist und zweitens verlassen wir die USA auch wieder auf dem Landweg nach Kanada. Wir kommen den ganzen Weg aus Südamerika; halten wir dem entgegen. Dazu kommt, dass es illegal wäre, wenn wir US-Nummernschilder anbringen würden, da wir unser Auto nicht importiert haben. Darauf zeigen wir ihm unsere Haftpflichtversicherungs-Police für die USA.

Etwas nachdenklich studiert der Officer unsere Papiere und meint, dass er ja auch nicht ganz sicher sei und uns auch keine Schwierigkeiten bereiten wolle, doch wir seien die ersten mit „Nicht-Nordamerikanischen“ Nummernschildern, die er sehen würde. Was er halt eben schon wiederholt gesehen habe, sei, dass ehemalige GI, die aus Deutschland zurückkommen Autos mitbringen und zur Dekoration die alten Nummernschilder dran lassen. Diese müsse er dann anhalten, die Schilder zu entfernen.

Zum Glück haben wir unsere US-Haftpflicht-Versicherung, was den Officer schon halb umstimmt. Auf unsere Erklärung, dass man uns bei der Einreise versichert hat, dass wir keine speziellen Papiere brauchen, antwortet er nur, dass das halt Bundesbehörden waren und wir hier in Washington State seien und hier andere Gesetze gelten.

Er erzählt uns noch eine längere Geschichte, weshalb und warum, doch scheint es uns, dass er uns nur aufgehalten hat, weil er glaubte, dass wir Amerikaner mit einem eingeführtem Auto seien und war dann überrascht, dass wir wirklich Europäer auf der Durchreise sind. Alles andere danach ist, um das Gesicht zu wahren.

Wir jedenfalls erkundigen beflissentlich, wo wir denn herausfinden könnten, ob wir eine andere Nummer brauchen oder sonst irgendwie die Verkehrssteuern begleichen können. Der Officer verweist uns an ein Licensing-Office, schaut auf die Uhr und meint, ja das hat wohl auch schon zu und erst am Montag wieder offen.

Mit einem Händeschütteln verabschiedet er sich und wünscht uns weiterhin noch eine gute Reise.

Ganz wie zu Hause

Der Mount Rainier Nationalpark überrascht uns mit gut schweizerischer Landschaft. Wälder, Täler, Berge, Firneis und Gletscher. Wie wir feststellen, haben wir Glück und die Strassen zu den höchsten Aussichtspunkten wurden eben erst vor einem Tag geöffnet. Entsprechend präsentiert sich alles noch etwas „morgenmufflig“ nach dem langen Winterschlaf. Die Fenster der Gebäude sind noch vernagelt und die Wanderwege sind noch tief unter Schneefeldern begraben. Wir entscheiden uns im 600 Meter tiefer gelegenen Campingplatz zu übernachten und zu schauen, wie weit wir von dort aus wandern können.

Wie erhofft präsentiert sich die Landschaft auf 1300 Meter freundlicher und wir wandern in Richtung Mt. Rainier Basislager. Was erst eine lockere halbstündige Wanderung werden sollte wird immer länger und länger, bis sie über ausgedehnte Schneefelder und winterliche Wälder bis zum Basislager führt.

Die Aussicht ist herrlich. Vor uns erhebt sich der 4200 Meter hohe Mount Rainier Vulkan. Er ist rundherum von Gletschern bedeckt, welche sich wie riesige Zungen ins Tal schieben. Leider ist der Gipfel heute im Nebel versteckt und auch nach einer halben Stunde kann er sich nicht entscheiden sich zu präsentieren und so schlittern wir wieder mit unseren Halbschuhen über den Schnee dem Campingplatz entgegen.

30.06.2013

Es ist Sonntag und Seattle ist nicht weit, so wird der Nationalpark von abertausenden von Erholungssuchenden belagert. Für uns zuviel – wir nehmen Reissaus. Unser nächstes Ziel ist Mount St. Helens.

Vor der Zufahrt zum Berg weisen Schilder darauf hin, dass die Zufahrten zum Teil noch bis im Juni gesperrt sind. Wir staunen. Sind wir doch auf dem 46. Breitengrad, also etwa auf demselben Breitengrad wie das Tessins, auf einer Höhe von nur gerade 1200 MüM. Der Schnee liegt hier verbreitet bis auf 1000 Meter hinunter!

Wieder einmal staunen wir über die Klimaunterschiede zwischen den Amerikas und Europa. Der Golfstrom und der Verlauf der Topografie ermöglichen es in Europa bis knapp zum 66. Breitengrad Ackerbau zu betreiben. Hier in Nordamerika ist dies schon tiefste arktische Tundra an der Nordküste Alaskas.

Traumwald

Vor dem erneuten Kälteschock stürzen wir uns aber in den Regenwald Washingtons. Direkt am Fuss des Mount St. Helens erstrecken sich riesige Regenwälder. Es sind unglaubliche Märchenwälder. Dick bepackt mit Moosen und Farnen. Wir finden einen Campingplatz mitten im Wald. Es ist traumhaft. Tagelang könnte man durch den dichten Urwald streifen, über die umgefallenen Baumriesen balancieren und sich sonst verweilen.

 

Wer von euch erinnert sich noch an den spektakulären Ausbruch des Berges im Jahre 1980? Damals wurde der Ausbruch auf allen Fernsehkanälen übertragen; wir können uns noch gut erinnern. Die Eruption sprengte damals die oberen 400 Meter des Berges weg und verursachte riesige pyroklastische Wolken und Schlammlawinen.

Es ist ein spezielles Gefühl aus der Nähe betrachten zu können, was damals so abstrakt über die Bildröhre flackerte (ja wirklich, es waren noch keine Flachbildschirme…).

Klimawandel

Als wir von Ashland aufgebrochen sind hatten wir angenehme 25 Grad (Celsius versteht sich) Im Yellowstone war es dann nachts schon ziemlich kalt mit -3 Grad. Dann kam wieder eine Wärmeperiode auf der Fahrt zum Glacier Nationalpark, wo wir dann aber wieder von 10 Grad empfangen wurden. Gleich darauf stieg das Thermometer wieder auf 25 Grad am Mt. Rainer obschon wir durch ausgedehnte Schneefelder stapften. Und jetzt am Mount St. Helen sitzen wir bei tropisch feuchten 32 Grad und schwitzen wie blöd.

Seit wir in den USA sind, können wir uns morgens jeweils nicht entscheiden, ob wir nun die Kurzen- oder die Langenhosen anziehen sollen. Bis am Abend ist das Wetter und die Temperatur bestimmt wieder komplett anders.

Manchmal merken wir dabei auch, dass wir schon etwas älter werden. Der permanente Wetterumschwung macht sich zwischen durch mit Kopfschmerzen und Verspannungen bemerkbar. Dafür werden wir aber nie krank und es ist uns mittlerweilen egal, ob wir draussen bei brütender Hitze oder bei Schneefall dinieren.


Der Klimawandel in den USA

Beim Wort Klimawandel beschleicht einem als Durchschnittseuropäer ein schlechtes Gewissen und man denkt an rauchende Kamine und Autos. Hier in den USA erlebt man diesen Begriff recht unbeschwert. Zwar hat sich in breiten Bevölkerungskreisen ein Umweltbewusstsein entwickelt und man denkt an Blümchen und Schmetterlinge, doch ist man immer noch stolz auf sein Auto mit 5 Liter Motor das 20-30 Liter auf 100 km verbraucht. Unser Auto verbraucht 13 Liter auf 100km. Eine Zahl, welche bei euch bestimmt ein missbilligendes Kopfschütteln auslöst, wird hierzulande als sehr „ökonomisch“ und umweltfreundlich empfunden. Wie man uns versicherte, gibt es nach wie vor Amerikaner, die Ihr Auto nach möglichst grossem Benzinkonsum auswählen – was wiederum bei uns ungläubiges Kopfschütteln auslöst.

Wir merken, dass vor allem bei der älteren Generation und in ländlichen Regionen die Versicherung der US-Regierung, dass die Klimaerwärmung natürliche Ursache hätte und nicht von Menschenhand verursacht sei, nach wie vor geglaubt wird.


Familienbesuch

Von Petras Mutter wissen wir, dass Petra einen entfernten Cousin in den USA hat. Schon seit einiger Zeit stehen wir mit ihm per E-Mail in Kontakt und unser Besuch bei ihm steht schon seit langem fest.

Max, so heisst der Cousin, und seine Frau Theresa, wohnen direkt gegenüber von Seattle auf einer der unzähligen Halbinseln, welche sich in den Puged Sound zwischen Seattle und Mt. Olympus drängen. Es ist eine Gegend wie aus dem Bilderbuch. Endlos schlängeln sich die Strassen den Küsten entlang; stets gesäumt von dichtem Wald auf der einen und einer wunderbaren Sicht auf die bewaldeten Buchten auf der anderen Seite.

Wir haben uns bei Max und Theresa für den 4. Juli, den Nationalfeiertag der USA, angemeldet. Wir möchten erleben, wie „richtige“ Amerikaner den Feiertag begehen. Zwei Tage vorher treffen wir ein und werden wie alte Bekannte empfangen.

Die zwei wohnen in einem kleinen Haus mit perfekt gepflegtem Garten in dem alles wächst was das Herz begehrt; dicht hängen die Früchte und Beeren an den Büschen und Bäumen. Überall Blumen und schöne Hecken. Es ist wunderschön. Die ganze Idylle wird von einer phantastischen Aussicht auf die nahe Bucht abgerundet.

 

Zum 4. Juli, dem Independence Day, haben Max und Theresa Freunde eingeladen. Den ganzen Vormittag verbringen wir mit den Vorbereitungen. Bevor sich die beiden zur Ruhe gesetzt haben, hatten sie eine Konditorei mit Café in Huston, TX. Entsprechend ausgereift sind ihre Kochkünste. Vor allem als Max dann butterzarte Sparerips zubereitet läuft uns das Wasser im Mund zusammen. Wir können es kaum erwarten, uns über sie herzumachen.

Die Party selber verläuft einigermassen unspektakulär. Wie es scheint, ist aber Feuerwerk hierzulande gleich populär wie bei uns zum 1. August. Unter uns im Tal steigen unzählige Raketen in die Höhe und explodieren in allen Farben und Formen.

Seattle

Zwei Tage später machen wir mit Max einen Ausflug nach Seattle. Nach einer stündigen Fahrt der malerischen Küste entlang besteigen wir die Fähre nach Seattle.

In Seattle verlassen wir das Schiff mitten im Zentrum und werden von einer zweistöckigen Hochstrasse begrüsst, welche uns die Sicht auf die Stadt versperrt. In wenigen Jahren soll diese unter den Boden verlegt werden – wir hoffen es.

Nach einer Runde durch die „Altstadt“, spazieren wir zum bekannten Fisch-Markt, wo wir uns durch die Massen an Touristen pflügen. Bald sind wir dessen überdrüssig und entschliessen zum Space-Tower, dem Wahrzeichen der Stadt zu fahren. Die Monorail-Bahn dorthin, sowie der Turm sind Überbleibsel der Weltausstellung.

Beim Turm angekommen, entmutigen uns zuerst die anstehenden Menschenmassen, dann der verlangte Eintrittspreis. Erst nach einigem Nachdenken entschliessen wir uns das Geld zu investieren und bereuen es nicht. Denn als wir 2 Stunden später – so lange mussten wir warten – auf der Aussichtsplattform stehen und die Aussicht über die Stadt geniessen, wissen wir, dass es das Geld wert ist.

 

Bereits macht sich die Sonne bereit unterzugehen als wir mit dem Aufzug wieder in die Tiefe fallen und zum Hafen zurückkehren. Die Fahrt zurück ist eine wunderschöne Fahrt in den Sonnenuntergang und es ist bereits finstere Nach als wir zu Hause ankommen.

Es war ein herrlicher Tag, auch wenn Seattle nicht ganz hielt, was wir erwartet/erhofft hatten.

09.07.2013

Auf nach Kanada!

Union - Mt. Olympic N.P. - Port Angeles

Bald ist unsere Woche bei Max und Theresa um und wir ziehen weiter – die Weiten Kanadas rufen! Oder wenn der Winter schon bald Einzug hält (Anfangs Juli!?). So setzen wir uns ins Auto und verlassen einen Ort der sich bereits innert wenigen Stunden wie ein zuhause angefühlt hat. Wir wollen unbedingt wieder kommen.

Bevor wir nach Kanada übersetzen, umrunden wir den nahen Mount Olympic mit seinen abgelegenen Stränden und dichten Wäldern. Dann sind wir in Port Angeles und verlassen eine Ecke der Welt, die sehr gut gefallen hat.

Nach eineinhalb Stunden rollen wir unsere Reifen auf Vancouver Island, das erste Mal auf Kanadischen Boden. Es ist dies das 33. und letzte „neue“ Land auf unserer Reise. Von jetzt an werden wir nur noch Länder bereisen, welche wir auf unserer Reise bereits einmal besucht haben.

Fortsetzung siehe Kanada I - Westen

oder USA III - Alaska