Serbien - Belgrad, Woiwodina

Klar ist, dass wir nach Serbien wollen. Unser Plan ist es, einige römische Ausgrabungsstätten zu besuchen und in 2-3 Tagen nach Belgrad zu fahren, um nochmal unsere Freunde Slobodan und Vesna zu besuchen. Doch kaum fahren wir los, merken wir, dass wir keine Lust haben uns durch die Serpentinen des serbischen Hinterlands zu quälen und entscheiden uns direkt nach Belgrad zu fahren.

 

Es ist schon 6 Uhr als wir bei der Familie Katic zufahren. Und gross ist die Freude Slobodan und Vesna wieder in die Arme zu schliessen. Trotz aller Misere mit Fahrradklau, ist uns Serbien und vor allem die Gastfreundschaft von Vesna und Slobodan, in sehr guter Erinnerung geblieben. Einzig dieses Mal nehmen wir das Angebot von Slobodan nicht mehr an, in der leeren Wohnung seiner Eltern zu schlafen. Zu sehr befürchten wir, dass unser Auto vor dem Haus ausgeräumt wird. So nächtigen wir auf dem nahen Campingplatz, der endlich wieder einmal einem Standard entspricht den wir uns wünschen.

 

Sowieso hat uns überrascht wie ordentlich, organisiert und intakt alles ist als wir von Bulgarien in Serbien ankommen. Als wir damals vor 2 Monaten aus Kroatien in Serbien ankamen war der Eindruck umgekehrt.

 

Unsere Tage in Belgrad nutzen wir um mit dem Fahrrad in die Stadt zu fahren, für Vesna und Slobodan zu kochen und sie zu uns auf den Campingplatz zu einem Chäs-Znacht mit echtem Schweizer Käse einzuladen.

 

Eigentlich wollten wir heute schon weiter, doch irgendwie steht uns heute Morgen der Sinn dann doch nicht nach autofahren. Schnell nochmals umdrehen und weitergeschlafen. Den Rest des Tages verbringen wir mit ausruhen. Wir müssen ja schliesslich fit sein, wenn wir dann morgen weiterfahren.

 

Tagesetappe: 424 km


Gedanken zum Reisen

In 8 Wochen wollen wir uns mit Freunden auf den Lofoten in Norwegen treffen. Doch irgendwie tun wir uns schwer damit die Zeit und die Strecke bis dahin einzuschätzen, geschweige denn zu planen. Irgendwie ist unsere Energie mit Abschluss der Fahrradreise erschöpft.

Wahrscheinlich brauchen wir einfach mal wieder "Ferien", denn erst jetzt erkennen wir wie anspruchsvoll eine längere Reise in Europa ist. Bei normalen Urlaubsreisen beschränkt man sich meist auf ein oder zwei Länder, doch bei einer mehrmonatigen Reise merkt man wie klein die Länder sind und wie häufig man zwischen den Kulturen, Sprachen und Umgangsformen wechselt. Dazu kommt, dass jedes Land so reich an Kulturgütern ist, die man, wenn auch oft nur beiläufig, wahrnimmt oder besucht. Die Flut an Informationen und Neuem ist sehr gross.

 

Vergleicht man dieses Reisen mit mehrmonatigen Reisen in Länder wie den USA oder Australien, so hat man dort ein Umfeld, das mehr oder weniger immer gleich bleibt. Man konzentriert sich mehr auf das Sightseeing als auf den ständigen wechselnden "mode de vie". Dadurch vereinfacht sich das Reisen sehr.

Für uns ist das eine wertvolle Erfahrung, die uns stolz macht in Europa zu leben. Sie flösst uns aber auch Respekt ein. Respekt vor der Vielseitigkeit der Menschen, den Kulturen und Lebensarten, die auf diesem kleinen Kontinent existieren. Auch weckt es Hoffnung auf ein friedliches Zusammenleben, wenn man sieht, wie sich die Menschen in all diesen Ländern, trotz vorherrschenden nationalistischen Strömungen bemühen, sich in ein gemeinsames Europa zu integrieren.

...jetzt sind wir aber schon sehr stark am Philosophieren….


18.07.2010

Stress durch Osteuropa

Belgrad(SRB) – Feketic (SRB) – Gyula (HUN) – Tiszafüred (HUN) – Eger (HUN) – Lublin (PL) – Mikolajki (PL)

 

Man kann sich streiten, ob unsere Reise jemals zum Stress werden kann. Doch das wir wohl ein subjektiv zu beurteilendes Problem bleiben. Wir jedenfalls sind immer noch einfach müde? Faul? ausser Atem? Naja, jedenfalls irgendwie finden wir den Tritt nicht richtig. Wahrscheinlich wird man aber durch das Autofahren faul.

 

Nach den faulen Tagen in Belgrad haben wir uns vorgenommen, etwas für unsere Bildung zu tun. Los geht’s in Richtung Sremska Mitrovica. Hier soll’s noch schöne römische Ruinen geben. Doch weit gefehlt oder am falschen Ort gesucht. In der Stadt finden wir zwar auf einigen Plätzen ehemalige Ausgrabungsstätten, welche mittlerweilen schon fast wieder begraben sind, doch richtig schöne römische Artefakte – war wohl nichts.

 

Dafür finden wir aber einen farbenfrohen Markt. Das Sortiment ist interessant. Die einen verkaufen alles was bei uns unter der Kategorie Eisenwaren, Hobby und Do-it-yourself läuft – dies natürlich überwiegend mit Billigwaren aus Fernost oder mit Artikeln die Australier gerne als „preloved“ bezeichnen.

 

Die andere Kategorie auf dem Markt sind die Lebensmittelstände. Diese dominieren den Markt mit bestimmt 70%. Das Sortiment ist schnell aufgezählt: Tomaten, Zwiebeln, Gurken, Kartoffeln und vereinzelt Peperoni. Es ist erstaunlich, dass man bei dieser sehr eng begrenzte Produktepalette nebeneinander existieren kann. Vor allem wenn man sich vorstellt, man ist einer unter schätzungsweise 70 oder 80 Anbietern, die alle die gleichen Produkte anbieten. Da kann man nur hausstechen, wenn die eigenen Produkte besser aussehen (besser schmecken tun sie dann erst zu Hause). Da war zum Beispiel der eine Mann in seinem (ehemals) weissen Unterhemd, der zuerst die Tomaten einzeln mit der Hand poliert und ihn dann für das strahlende Finishing noch an seinem 

Unterhemd reibt, bevor er sie zu einem dekorativen Muster auf dem Tisch auslegt.

 

Weiter geht die Fahrt zu den bekannten Klöstern in den nördlich gelegenen Bergen. Was wir sehen überwältigt uns aber nicht so sehr und so geben wir nach zwei Klöstern auf, noch weitere zu suchen und fahren in Richtung Novi Sad und weiter bis kurz vor die Ungarische Grenze. Hier übernachten wir noch kurz und wandeln unsere restlichen Dinar in Diesel um.