Ungarn - Szeged, Puszta, Eger

18.07.2010

 

Gleich nach der ungarischen Grenze besuchen wir Szeged. Solltet ihr einmal in der Nähe sein, das ist einer unserer Tipps für Ungarn. Eine wirklich schöne Stadt mit wunderschönen Häusern und einer prächtigen grossen Fussgängerzone. Hier kann man gut und gerne ein bis zwei Tage verweilen und sich alles ansehen. Doch wir wollen weiter nach Gyula. Slobodan hat uns den Ort nahe der Rumänischen Grenze empfohlen. Er ist bekannt für sein Thermalbad.

 

Bis am Abend schaffen wir es dann auch bis nach Gyula. Der Ort ist wirklich sehr schön. Auch der Campingplatz mitten im Ort direkt neben der Burg ist gemütlich. So entschliessen wir uns, wieder einmal ein paar Ruhetage einzuschalten, schliesslich haben wir nun schon wieder zwei Reisetage hinter uns.

 

Mit Ausruhen ist nicht viel. Gleich am Morgen ruft uns Marjka, die Campingplatzbesitzerin, in bestem ungarischem Akzent zu: „Junger Mann gucken.“ Somit hat Paddy Campingwart avanciert. Wie lange und was zu tun ist – keine Ahnung. Jedenfalls hat es eine Waschmaschine und so wird es uns nicht langweilig. Es gilt endlich einmal die ganze Bettwäsche und die Sitzbezüge zu waschen. Dann muss auch endlich wieder einmal umgeräumt werden (das letzte Mal ist ja schon zwei Wochen her).

Mit den Velos schaffen wir es dann am Nachmittag noch schnell zwei Biere zu organisieren, bevor die Geschäfte dicht machen. Am nächsten Tag geht es in der gleichen Art weiter. Erst am übernächsten Tag schaffen wir es dann endlich ins Thermalbad.

 

Am vermeintlichen Abreisetag will uns der Stress dann schon beim Kragen packen, als wir ihm dann ein Schnippchen schlagen und uns nochmals im Bett umdrehen.

 

Wie es wohl sein muss, kommen wir auch hier erst nach fünf Tagen weg.

Unser nächstes Ziel ist die Puszta. Viel gehört – nie wirklich gefunden. Der Hortobagy National Park soll das Herz der Puszta sein, dieser menschgemachten Steppe Mitteleuropas. Aber wie es scheint, will man nicht, dass wir sie sehen. Denn die Steppe ertrinkt in den heftigen Regenfällen und so entschliessen wir uns, weiter zu fahren.

 

Dafür haben wir aber auf dem Weg zur Puszta ein wunderschönes Arboretum in Szarvas besucht – sehr zu empfehlen!

 

Weiter geht es dann nach Eger. Im Reiseführer und im Internet wird die Stadt als etwas sehr besonderes angepriesen. Nicht zuletzt wegen des lokalen Rotweines, dem „Bullenblut“.

Zuerst jedoch erwartet uns die Stadt mit einer Überraschung. Eigentlich ist es nicht die Stadt, die uns überrascht sondern unser Auto. Unsere Verbraucherbatterie ist kaputt. Schon seit länger entlädt sie sich sehr schnell, oft reicht sie nicht einmal mehr für eine Nacht, um den Kühlschrank zu betreiben.

 

Der Campingwart verweist uns an ein „Fachgeschäft“ im Ort. Von weitem schon sehen wir das „Banner-Batterien“ schon wie eine Verheissung. (Für alle nicht Offroad-Geschädigten: Banner macht eine der stabilsten Offroad-Batterien.) Leider ist das Geschäft zu und die Tafel an der Tür ist in Ungarisch und somit nicht zu entziffern. 3 Stunden später stehen wir dann wieder da. Die Tür ist immer noch zugesperrt, doch jetzt steht irgendetwas von 14 Uhr. Ah, das sind nur noch 5 Minuten. (oder in Ungarn etwas mehr…).

 

Schliesslich kommt die Belegschaft (Vater und Sohn). Banner-Batterien haben sie nicht mehr, die sind nicht gut und viel zu teuer. (Wahrscheinlich geht es vor allem um letzteres). Aber sie haben die perfekte Batterie für uns.

 

Hmm, nach einigem Studieren und hin und her willigen wir ein, die Batterie einzubauen. – Doch Pech, die Pole sind verkehrt. – Aber auch dafür haben die beiden eine Lösung. Schon stehen die zwei mit Seitenschneidern vor der offenen Motorhaube, da wirft sich Paddy mit der ganzen Breite seines schmalen Körpers dazwischen: Halt, so läuft das nicht! Die Batterie hat ja nicht nur die Pole verkehrt, sie ist auch zu Breit!

Nein, kein Problem, das sind Standardgrössen, meinen die beiden einhellig. Die passen auch bei euch rein.

Tja, die einen glauben es, die anderen messen oder haben ein gutes Augenmass oder wieder andere müssen es ausprobieren – die Batterie ist zu lang! Eine kürzere derselben Marke und mit den gleichen Spezifikationen haben sie nicht. Lange Rede, kurzer Sinn; schlussendlich haben wir nun eine günstige Batterie drin, die hoffentlich bis im Herbst hält. Im Herbst werden wir dann schauen, ob wir eine oder beide Batterien ersetzen wollen.

 

Ach ja, da ist ja noch Eger, die Stadt die so sehenswert ist – aber heute nicht mehr. Erst morgen. Vor allem ist es nur heiss. Seit 6 Tagen klebt alles an uns fest, Kleider, Sitze, Brille, Fliegen, Lenkrad, Wasserflasche, Haare, Gräser, Auto, einfach alles… Auch nachts ist es nicht besser; das Thermometer sinkt kaum unter 30 Grad. Einzig die Dusche am Morgen sorgt für Erleichterung, doch auch dieses Vergnügen ist zweifelhaft, denn wir schaffen es kaum von der Dusche bis zum Auto, bis wieder alles an uns klebt.

 

Schon ist es am Eindunkeln, da kommt uns die gloriose Idee, dass wir Abkühlung in einem der Weinkeller suchen könnten. Das Spezielle an Eger ist, dass die Weinkeller gleich ausserhalb der Stadt liegen (oh wie praktisch, das ist gleich neben dem Campingplatz!). Die Keller, 40 oder 50 davon, liegen Tür an Tür in einem kleinen Tal. Ehemals waren sie wohl wirkliche Weinkeller, die in die Talflanke gegraben wurden, mittlerweilen ist daraus jedoch ein farbiger Touristenjahrmarkt geworden, auf dem sich jeder Keller den anderen an Originalität überbieten will. Das Resultat ist sehr kitschig und entspricht jedem nur denkbaren Klischee von Ungarn.

 

Wir suchen uns den unscheinbarsten und schäbigsten aus – und landen genau richtig. Beatrix, die schon etwas in die Jahre gekommene Weinberaterin, bewirtet uns und wir bekommen der Reihe nach alle Weine degustiert. Nach den ersten zwei Weinen, gesellen wir uns zu zwei Amerikaner, die auch schon eine Weile am Probieren sind. Zusammen mit Steffanie und Shane probieren wir weitere Weine und kommen ins quatschen. Die Stunden vergehen und am Schluss steht eine ansehnliche Zahl Gläser auf unserem Tisch.

 

Wir laden die zwei ein, uns auf ihrer nächsten Europareise in der Schweiz zu besuchen. Im Gegenzug laden sie uns ein, sie auf unserer Reise in Washington (State) zu besuchen. Mal sehen, es wäre schön die beiden wieder zu treffen.

 

Ausgeschlafen und frisch gestärkt schaffen wir es an diesem Tag Eger zu besuchen. Die Katherdrale, die Fussgängerzone, der Markt, das Minarett, die Altstadt und die Burg. Alles klappern wir reihum ab. Doch der Funken will nicht springen. Es ist zwar schön und viele Gebäude sind auch eindrücklich, doch irgendwie fangen wir kein Feuer. Für uns ist Eger kurz zusammengefasst: Nett. (Doch Szeged hat uns bei weitem besser gefallen.)