Argentinien - Südpampa

18.02.2011

Buenos Aires – Luzern – Buenos Aires

Kastilisch, Tango und Garagen

Tja, liebe Leser. Lange ist es her seit unserem letzten Reisebericht. Viel ist passiert. Unser überstürzter Abflug aus Buenos Aires, nur gerade 4 Tage nach unserer Ankunft, liegt nun schon einen Monat zurück. Dank Regula, der Schweizer Besitzerin unseres Bed&Breakfasts in Boedo, ist alles gut gelaufen. Unser Auto stand unbehelligt für 5 Wochen in der Garage und unser Gepäck verstellte Regula erfolgreich die gute Stube. Nur schade, dass wir nach unserer Rückkehr nicht mehr bei ihr unterkommen können. Unsere neue Unterkunft liegt ein paar dutzend Blocks weiter weg, an der Calle Adolfo Alsina.

 

Heute sind wir schon zum zweiten Mal bei Katja unserer Spanischlehrerin, um unser „Castellano“, wie hier das Spanisch bezeichnet wird, aufzubessern. Inzwischen ist unser Sprachschatz schon um 4-5 Wörter erweitert. Ihr seht, wir machen Fortschritte.

 

Am Tag unserer Rückkehr haben wir auch das erste Mal Bekanntschaft mit der Argentinischen Geschäftsmentalität gemacht. Gleich neben unserer Unterkunft liegt eine der unzähligen bewachten Garagen. Da die Einfahrt für unser Auto hoch genug ist, denken wir uns, dass es praktisch wäre unser Auto gleich nebenan zu parkieren – unsere bisherige Garage liegt rund eineinhalb Kilometer weit weg. Mit unserer Vermieterin Magdalena gehen wir rüber, um herauszufinden wie viel es kostet. Nachdem die Chefin vom danebenliegenden Hotel rübergewatschelt kam, steht fest, dass wir für die 20 Tage 325 Pesos, also rund 80 CHF zu bezahlen haben. Im Vergleich zu unserem bisherigen Preis von 600 Pesos pro Monat ist das ein ganz guter Deal, dazu kommt, dass das Auto gleich nebenan wäre. Gesagt, abgemacht.

Wir gehen los und holen das Auto bei unserer bisherigen Garage, fahren zu Regula und holen unser ganzes Gepäck, kommen zurück und laden unser Gepäck aus. Als wir dann unser Auto parkieren wollen, sind wir nicht schlecht überrascht, dass der Preis nun über 900 Pesos beträgt. Sehr konsterniert drehen wir um und bringen unser Auto wieder zurück in unsere bisherige Garage. Solche Geschäftspraktiken sind wir uns nicht gewohnt.

Auf Rückfrage bei Katja, unserer Spanischlehrerin, erfahren wir, dass das eine typisch Argentinische Geschäftspraktik ist – da müssen wir uns wohl noch etwas daran gewöhnen.

 

Buenos Aires ist sehr europäisch. Es ist kaum zu glauben, dass man sich in Südamerika befindet. Die wohl offensichtlichsten Anzeichen sind die vielen Menschen mit indianischen Gesichtszügen. Ansonsten könnte man meinen, man sei irgendwo im Mezzogiorno.

Ein weiterer Punkt fällt in Buenos Aires ebenfalls auf. Es ist schachbrettartig aufgebaut. Schnell lernen wir, dass man hier die Distanzen in „Quadras“ angibt – also Blöcken. Ein Quadra misst rund 100m. Die Hausnummerierung ist gleich ausgelegt. Pro Quadra gibt’s einhundert Nummern. Nicht etwa, dass es in einem Block 100 Häuser gäbe; die Häuser sind schmal, doch nicht so schmal. Hat man das System erst einmal verstanden ist es sehr praktisch. Die Hausnummern 1000 bis 1100 bilden den zehnten Block des Strassenzuges. Wenn man sich bei der Hausnummer 2123 findet und man die Hausnummer 4244 sucht, weiss man ziemlich genau, dass dies rund 4.1 Kilometer weit weg ist.

Apropos Breite der Häuser; das ist eine eigene Philosophie hier. Traditionell sind die Häuser nur 10 Meter breit und 1-2 maximal 3 Stockwerke hoch. Tief sind die Häuser jedoch 40-50m. Ach ja, diese Parzelle ist nicht etwa nur ein Haus. Es sind in der Regel 3 Häuser. Haus Nummer 1 bildet das Parterre der Hausfront, Haus Nummer 2 ist der erste Stock der Hausfront, Haus Nummer 3 ist dann alles was dahinter liegt. Haus 1 und 2 sind die „Vorzugshäuser“ und bestehen oft nur aus einer einzigen Wohnung. Haus 3 ist dann meist ein Mehrfamilienhaus, bestehend aus 2-3 Treppenhäusern mit jeweils einer Wohnung pro Etage. Zu erreichen sind die 3 Häuser über drei nebeneinanderliegenden Haustüren. Der linke Hauseingang gehört zum „Parterre“-Haus. Der mittlere Hauseingang führt direkt hoch zum „1. Stock“-Haus. Der rechte Eingang mündet in einen langen Gang, der die dahinterliegenden Treppenhäuser mit der Strasse verbindet. Es tönt kompliziert – und ist es auch.

Buenos Aires ist bekanntlich die Wiege des Tangos. Kaum angekommen, werden wir, wie bereits im Januar bei Regula, unmissverständlich damit konfrontiert. Wollt ihr einen Tango Kurs besuchen? Ist der dritte oder vierte Satz mit dem uns Magdalena, die Vermieterin, willkommen heisst. Kaum 5 Minuten später treffen wir auf Christian, einen Schweizer, und Susanne, eine Deutsche, die sich hier getroffen haben und nun Tangolektionen nehmen. Einige Stunden später treffen wir auch noch auf Cordula und Michael, Mitglieder einer deutschen Tango-Kombo, welche hier sind, um neue Impulse zu finden und Konzerte zu geben.

 

Oh wie froh sind wir, dass wir unsere Tanzschuhe zu Hause gelassen haben! Wirklich, dass ist nicht nur eine Ausrede, denn ohne Tanzschuhe, das heisst ohne Antihaftsole, macht man sich beim Tango schnell die Knie kaputt. Da wir unter praktischen Betrachtungswinkeln unser Gepäck zusammen gestellt haben (Tanzschuhe sind bekanntlich nicht die optimale Fussbekleidung zum Wandern), sind wir froh, dass wir diesem Laster nicht frönen müssen. Etwas juckt es uns zwar schon. Und vielleicht einmal eine Milonga (Tanzveranstaltung) besuchen – nur so zum Zuhören…

 


Dulce de Leche

Kommt man in Argentinien an, dann stösst man unweigerlich auf den Begriff Dulce de Leche – Süsse der Milch/Milchsüssigkeit. Was es ist wollt ihr wissen? Es ist Caramel. Auch in Europa wird vielerorts bei Konfekt und Patisserie Karamell verwendet, doch hier ist es omnipräsent. Alles, aber auch wirklich alles wird mit Dulce de Leche gemacht. Eis, Süssgebäck, Saucen, Pralinen, Bonbon, Brotaufstrich, etc., etc. All das ist ja nicht aussergewöhnlich, denn diese Produkte gibt es auch bei uns zu kaufen. Doch hier bekommt man teilweise keine anderen Geschmacksrichtungen – nur Dulce de Leche.

Speziell in Buenos Aires hat es diese wunderbaren Patissiers mit gemütlichen Kaffees im Jugendstil. Man sitzt dann gemütlich da vor einer feinen Tasse Kaffee und einer verführerischen Patisserie. Man öffnet den Mund und beisst in die süsse Verlockung in der stillen Vorfreude auf die leckere Vanille-Creme darin – doch was tötet sämtliche Geschmacksnerven ab: der übersüsse, leicht bittere Geschmack von Dulce de Leche!

Am Anfang ist es eine Erfahrung, mit der Zeit eine Belästigung.

Überlegt einmal wo überall wir in Europa Vanille-Aroma verwenden, wo es Vanille-Geschmack drin hat, wo man Vanille-Creme und –Sauce verwendet. Nun ersetzt dies alles mit geschmackstötender Dulce de Leche!

Übrigens gibt es Dulce de Leche nicht nur in Argentinien. Es gibt sie überall in Südamerika. In Chile nennt man es Manjar (gespr. Manchar), in Kolumbien Arequipe.


03.03.2011

 

Die ersten Tage verbringen wir mit intensivem Ausmerzen unserer Spanisch-Lücken. Katja, unsere Lehrerin, versucht herauszufinden, wo wir stehen und wo wir, seit unseren Spanisch Lektionen vor über 10 Jahren, alles vergessen haben.  Am Ende der ersten Woche steht für Katja klar: Es besteht Hoffnung! Da sind wir erleichtert, doch nur kurz. Gleich am Montag überfällt uns Katja mit Hausaufgaben und uns rauchen bald die Köpfe; Presente, Imperfecto, Futuro perifrastico, Preterito Indefinido und wie sie alle noch heissen. Dazu jede Menge Verben konjugieren sowie alle Ausnahmen und Spezialfälle büffeln.

Irgendwann einmal gegen Ende der zweiten Woche dreht sich Paddy alles im Kopf und wir sind froh, dass wir nun mit unserem Spanisch Kurs abschliessen. Wollte man noch länger Stunden nehmen, müsste man wohl etwas langsamer vorgehen. Aber unter den gegebenen Umständen ist es super, dass wir einen Abriss über die wichtigsten Eckpunkte bekommen haben. Auch einmal – wenn auch nur langsam – eine Zeitung lesen können und überhaupt drauflos quatschen können. Ob’s richtig ist oder nicht, ob es zu viel Italienisch drin hat oder nicht, das alles spielt nicht so eine Rolle. Hauptsache wir werden verstanden und wir verstehen.

 

An unserem ersten Wochenende in Buenos Aires haben wir noch das Vergnügen, dass Cordula und Michael mit ihrer Band in der Nähe zu einem kleinen Konzert aufspielen. Das lassen wir uns natürlich nicht nehmen und fahren hin.

Es ist eine Eckkneipe, alle Fenster offen, die Menschen stehen und sitzen bis vor die Tür hinaus, die Bühne steht im L förmigen Raum in der hintersten Ecke. Es ist DIE Lokalität für Tango-Musiker-Prominenz. Wie wir von Michael erfahren, sind die „Michael-Jacksons“ und „Brittney Spears“ des Tangos im Raum und die Band ist etwas nervös. Aus unserer Sicht grundlos. Denn was sie uns bieten ist einfach Spitze. Es ist Tango der anderen Art. Keine Tango wie wir ihn uns gewohnt sind. Auch kein Tanz-Tango, wie er in den unzähligen Tangolokalen in Buenos Aires gespielt wird. Nein, es ist kerniger, rhythmischer Tango, der zwischen den Taktarten hin und her wechselt. Cordula spielt die Geige, Michael das Bandoneon. Und wie Michael das Bandoneon spielt. So etwas haben wir noch nie gesehen. Da der Tango traditionellerweise keine Schlagzeuge verwendet, wird der Takt und der Rhythmus vorwiegen mit dem Bandoneon erzeugt.

Für alle die Bandoneon nicht kennen; es ist ein Balginstument wie eine Akkordeon oder ein kleines Schwyzerörgeli. Es ist von mittlerer Grösse und – so liessen wir uns sagen – hat eine sehr eigenwillige und komplizierte Klaviatur.

Michael gab mit seinem Bandoneon den Takt vor in dem er stossartige Töne mit dem Instrument erzeugte. Dazu schlug er das Instrument zum Teil richtiggehend über sein Knie. Man spürte das Temperament dahinter, den Rhythmus. Dazu der Dialog mit der Geige, die tragenden, schleifenden Töne, das Jammern, die Leidenschaft. Das Konzert ging unter die Haut. Es hat uns sehr gut gefallen. So einen Tango hören wir gerne. Und wir sind am Schluss des Konzerts überzeugt, dass die Band auch bei den „Michael-Jacksons“ und „Brittney Spears“ im Raum gut angekommen sind.

 

Die weiteren Tage in Buenos Aires vergehen mit einer gewissen Regelmässigkeit. Schlafen, Schule, Siesta, Sightseeing, Lernen, Schlafen. Hier in Argentinien hat uns der hier eigene Rhythmus eingeholt. Nachts nicht vor 1 Uhr ins Bett, morgens schlafen bis um 8 Uhr, dann am Nachmittag eine ausgedehnte Siesta und abends nicht vor 9 Uhr essen. Wir sind schon fast zu Porteños geworden.

 

Am zweiten Samstag, auf unserer Tour durch den Puerto Maderas, die mondäne Wasserfront von Buenos Aires, sehen wir zwischen den Hochhäusern, mit bester Sicht auf den Hafen einen Landcruiser mit deutschem Nummernschild stehen. Wie wir aus der aufgemalten Karte ersehen, sind die Besitzer am Schluss ihrer Panamerika Reise. Für uns ein guter Grund den Kontakt zu suchen. Kurzentschlossen stecken wir ihnen unsere Visitenkarte unter den Scheibenwischer und hoffen, dass sie Kontakt aufnehmen.

Am nächsten Morgen erhalten wir dann auch prompt ein E-Mail mit dem Vorschlag sich zum Abendessen zu treffen.

So treffen wir Wolf und Anja, so heissen die beiden, am Abend zum Asado beim Hafen. 22 Monate sind die beiden nun Unterwegs und verschiffen nun von Buenos Aires mit der Grimaldi wieder nach Hause, nach Deutschland. Zufällig ist es die Repubblica Argentina mit der sie zurückfahren.

Wir quatschen lange und sind schlussendlich die letzten Gäste, die gehen. Für uns ist es ein sehr erfolgreicher Abend. Nebst der schönen Bekanntschaft mit zwei sehr herzlichen Menschen, erfahren wir viel Hilfreiches für unsere bevorstehende Reise. Sie können uns viele gute Tipps und Empfehlungen geben. Wir hoffen, dass wir irgendwann die beiden wieder einmal treffen werden.

 

Nebst vielen eindrücklichen und schönen Gebäuden aus dem frühen 20 Jahrhundert, haben wir es uns nicht nehmen lassen das bekannte „La Boca“-Quartier zu besuchen. Weshalb das erwähnenswert ist? La Boca ist sehr umstritten. Einerseits ist es extrem touristisch, denn vor einigen Jahrzehnten hat ein Künstler die vielen Hütten und Häuser farbig angestrichen und damit eine Touristenattraktion geschaffen. Leider ist das Quartier aber auch eines der sehr armen Quartiere der Stadt und gleich neben La Boca liegt eine der gross Favelas (Slums) der Stadt. Entsprechend sind die Touristen mit all ihrem Geld und ihrer tollen Ausrüstung im Visier der Kleinkriminellen. Es wird deshalb auch ausdrücklich davor gewarnt, die wenigen Touristen-Strassen zu verlassen. Unser Freund Roli hat die Konsequenz daraus schon einmal am eigenen Leib erfahren, als er auf offener Strasse am hellichten Tag überfallen wurde.

 

Jedenfalls haben wir uns La Boca angeschaut. Es ist ein wirklich schönes Quartier, mit vielen schönen, alten Häusern. Ausgeraubt wurden wir nicht und La Boca hat uns gut gefallen.

An unserem zweiten Sonntag in Casa Alsina, so heisst unsere Unterkunft, fragt uns Ricardo, unser Vermieter, ob wir Lust auf ein Parilla (Grill) hätten. Wir freuen uns über diesen Vorschlag und willigen ein.

Am Mittwoch ist es dann soweit. Nach all unseren, doch recht zwiespältigen Erfahrungen mit dem ach so berühmten Argentinischen Rindfleisch (An alle Kenner: Ja, wir haben immer Lomo bestellt!) sind wir gespannt auf Ricardos Asado.

Ricardo bringt ein Stück Fleisch von mindestens 3 Kilo. Es ist das bisher schönste Stück Fleisch, welches wir hier in Argentinien gesehen haben. Ricardo legt das Fleisch über eine Stunde auf den Grill, bis es auf beiden Seiten aussen knusprig Dunkel gegart ist. Anschliessend schneidet er dicke Scheiben und legt diese noch kurz auf den Grill. Erst dann serviert er die Steaks. Und ab diesem Zeitpunkt sind auch wir überzeugt: Argentinisches Rindfleisch ist yummy!

Wie wir dann noch erfahren ist es wichtig, dass man „Bife novizio“ verlangen, Fleisch von jungen Rindern. Dann soll man den „Bife de chorizo“ kaufen, was unserem Filet entspricht. Mit diesen Informationen ausgerüstet, hoffen wir nun, dass auch wir es einmal schaffen, so ein feines Stück Fleisch zuzubereiten.

Im Gegenzug zu diesem feinen Essen laden wir die Zwei zum Raclette ein.

 

Immer wieder überrascht uns Buenos Aires mit ihrem europäischen Flair. Oft wähnt man sich irgendwo zwischen Berlin, Paris und Rom. Es ist eine angenehme Stadt, doch ob wir hier auch wirklich auf längere Zeit leben möchten, bezweifeln wir beide. Zu sehr hat Buenos Aires und Argentinien auch eine andere Seite. Wie wir vernehmen eine Seite mit viel Armut, bürokratischen Hürden und sehr wechselhaften Wirtschaftsverhältnissen. Wir hören immer wieder, dass das Leben in Argentinien im Moment so gut ist wie noch nie.

Wir haben Zweifel wie lange das noch anhält. Denn einige der Gründe, die uns die Menschen anführen sind in unseren Augen von sehr zweifelhafter Natur. So hat die Regierung zum Beispiel mehrere Programme gestartet, wie zum Beispiel „Ein eigenes Haus für jedermann“, „ Ein Auto für jedermann“ und so weiter. Dazu werden jede Menge Kredite vergeben. Doch wo soll denn das hinführen? Hat man in Argentinien nicht mitbekommen, wie die Krise der letzten Jahre zustande gekommen ist? Wir hoffen für die Menschen hier, dass sie nicht wieder innert Kürze auf die Nase fallen.

 

Am Samstag vor unserer Abreise kommen Magdalena und Ricardo zum Raclette. Einen kleinen Raclette-Ofen, der mit Teekerzen betrieben wird, haben wir im Gepäck. Nur mit dem dazu passenden Käse wird es schwierig. Nach längerem Begutachten und Herumdrücken an verschiedenen Käsesorten entscheiden wir, dass der „Queso machina“ – tönt nicht sehr vielversprechend – und „Queso Tandil“ – tönt vielversprechender, denn Tandil ist ein berühmter Feinschmecker-Ort in Argentinien.

Dazu suchen wir noch die passenden Kartoffeln. Oh, diese Suche stellt sich als noch weit schwieriger heraus als jene nach dem Käse. Kartoffeln sind hierzulande mindestens faustgross, eher noch grösser. Schlussendlich geben wir die Suche auf und kaufen die Kleinsten der grossen Riesendinger.

So, nun haben wir alles – ach nein, es fehlen noch ein paar Pilze und saure Gurken. Beides finden wir im Supermarkt – wer hätte das gedacht!

Also dann, los geht’s! Magdalena und Ricardo langen tüchtig zu. Und wirklich, der Käse ist gar nicht mal so schlecht. Einzig, er ist nicht ganz so salzig, wie wir es von richtigem Raclette-Käse gewohnt sind. Fazit: es schmeckt allen und am Schluss sind von den 900 Gramm Käse nur noch 4 Scheiben übrig.

 

08.03.2011

Buenos Aires – Nuevo Atlantico

Tagesetappe: 350 km

Adios Buenos Aires – von Polizisten, Quads und Kröten

Vorab: Wir sind rund 3 Monate später dran als wir geplant haben. Die Verspätung des Schiffs und der überraschende Heimaturlaub zwingen uns dazu unseren Plan, von Buenos Aires direkt nach Feuerland zu fahren, aufzugeben. Neu wollen wir zuerst eine Runde durch die Pampa, südlich von Buenos Aires drehen, dann durch die Sierra de Cordoba fahren, einen Abstecher nach Santiago de Chile machen (Cousine besuchen), anschliessend knapp an Buenos Aires vorbei in die Provinz Entre Rios reisen, von hier aus eine Rundreise durch Uruguay unternehmen, wieder zurück nach Argentinien weiter gegen Norden fahren und dann durch Paraguay in die Argentinische Provinz Misiones bis zu den Iguazú Fällen kurven. Die weitere Route werden wir anschliessend planen. Wahrscheinlich durch Brasilien nach Paraguay nach Bolivien und im Frühjahr zurück nach Argentinien, um dann endlich runter nach Feuerland zu fahren.

 

Montag früh! Es ist soweit, unsere Reise geht los! – Uns ist mulmig…

Lange wälzen wir uns im Bett und keiner von uns mag sich dazu entschliessen, als erster aufzustehen, die Geborgenheit des Betts aufzugeben.

Heute ist der grosse Tag: Unsere Reise durch die beiden Amerikas geht los. Bis jetzt war es nur unser Prolog durch Europa, unsere Seereise und unsere Spanisch-Schule in Buenos Aires. Der Prolog führte durch Europa und wir hätten jederzeit heimkehren können. Unsere Seereise war von A-Z organisiert, da mussten wir uns keine Gedanken machen. Und in Buenos Aires hatten wir uns auch alles schön zurechtgelegt. Doch jetzt fahren wir los – ja aber, was ist denn da anders? Nix! Es ist alles nur eine Kopfsache. Dennoch…

Wir sammeln also unseren Mut, und Petra als die Mutigere von uns beiden, springt als erste aus den Federn. Duschen, Frühstücken und Auto holen, dann Auto beladen und wieder einmal das grosse Staunen, dass wir viel zu viel Ware mit haben. So bleiben am Schluss doch wieder einmal eine ganze Kiste und eine grosse Tragtasche im Mittelgang des Fahrzeuges stehen – irgendwann werden wir es dann schon noch irgendwo hinein quetschen können.

 

Magdalena und Ricardo unsere Gastgeber sind extra aus dem Vorort gekommen, um uns zu verabschieden. Sie stecken uns noch eine Tüte mit „Fractiones“ – kleine süsse Blätterteiggebäcke – zu und umarmen uns. Wir hoffen, dass sie uns mal in der Schweiz besuchen kommen.

 

Unser GPS ist schon vorbereitet und es geht los – die Suche nach dem Weg aus der Stadt hinaus. Schon nach den ersten 3 Kilometern, wir fahren auf die Avenida 9 de Julio – mit 18 Spuren die breiteste Strasse der Welt, werden wir von der Polizei angehalten. Ihr habt ein Stopplicht überfahren, teilen sie uns mit. Wahrscheinlich haben unser Spanisch-Gestotter und unsere ratlosen Blicke bei den Polizisten so viel Mitleid erweckt, dass sie uns ohne weitere Ausweiskontrolle, eine kurze Instruktion über Rotlichter in Argentinien geben und weiter fahren lassen.

Und wirklich, wir waren uns noch gar nicht bewusst, dass die Rotlichter nicht immer vor der Kreuzung sonder zum Teil auch nach der Kreuzung aufgestellt werden. Das heisst, wenn man auf ein Rotlicht zufährt, immer darauf achten muss, ob vor der Ampel eine Strasse einmündet und unbedingt vor dieser anhaltet. Wieso diese Anordnung der Ampeln? So kann man Kandelaber sparen. Es braucht nur einen Kandelaber auf einer Seite der Kreuzung. An diesen hängt man dann die Ampeln für beide Richtungen.

 

Gestärkt mit dieser Erkenntnis fahren wir weiter. GPS sei Dank, erreichen wir nach zwei weiteren Stunden und 120 Kilometer weiter die Vororte von Buenos Aires. Hier finden wir nun endlich auch die Autobahn. Danach läuft es etwas zügiger. Jedenfalls bis wir vor einer Zahlstelle wieder von der Polizei aufgehalten werden.

Die beiden Herren sind durchaus freundlich und möchten gerne Führerausweis, Fahrzeugpapiere sowie Versicherung sehen. Schande, da war doch etwas als wir die Kisten im Auto verstauten. Ach ja, da steckt ja der Versicherungsnachweis drin. Natürlich in genau jener Kiste, welche sich ganz hinten befindet. Mit einem ‚Momentito‘ an die Polizisten, verschwindet Paddy im Fahrzeuginnern und wühlt sich unter dem breiten Grinsen der Polizisten durch unser überzähliges Material. Als er völlig durchgeschwitzt die Papiere überreicht, meinen die beiden lächelnd, ‚Mucho trabajo‘. Anschliessend studieren sie zusammen etwas ratlos die Dokumente. Mit wichtiger Mine geben sie uns diese dann zurück. Bueno! Anschliessend folgt noch das obligate Blabla. Woher kommt ihr, wohin geht ihr, was ist das Nationalgetränk bei euch, etc. Bald sind wir weg.

 

Endlos ziehen sich die Kilometer. Wir sind es uns nicht mehr gewohnt Auto zu fahren. Seit Mitte November sind wir kaum noch mehr als 10-20 Kilometer selber Auto gefahren.

Auffällig sind die vielen Polizeistreifen am Strassenrand. Zwischen neongelben Fähnchen stehen sie in der sengenden Hitze am Strassenrand. Zwischendurch winken sie Fahrzeuge zur Kontrolle raus, meist sitzen sie jedoch in ihren Autos.

Jedes Mal, wenn wir die Fähnchen sehen, schauen wir uns an; ob sie uns wohl nun gleich wieder rauswinken.

 

Als wir etwas später in ein Dorf einbiegen um uns für heute Abend mit Wasser und Proviant zu versorgen, ist es dann wieder soweit. Wir werden an den Strassenrand gewunken. Mittlerweilen haben wir die Dokumente in griffweite. Dieses Mal wollen sie nur den Führerausweis sehen. Ratlosigkeit herrscht auch dieses Mal als sie den Internationalen Führerausweis in der Hand halten und sie verlangen nochmals nach dem Führerausweis. Nachdem wir ihnen erklären, wie der Internationale Führerausweis zu lesen ist, reichen sie uns diesen mit dem obligaten ‚Bueno!‘ zurück und winken uns weiter.

Erkenntnis: Internationalen Führerausweis ist zu kompliziert für die Polizei. Cool, damit können wir sie also abwimmeln.

 

Irgendwie stinkt es uns schon, dass wir immer wieder raus gewunken werden. Wenn man in Europa von der Polizei angehalten wird, ist das eher eine Seltenheit und eine gewisse Unsicherheit überkommt uns regelmässig. Das gleiche Gefühl überkommt uns auch hier. Doch wenn wir mit einem der berühmten „falschen„ oder „korrupten“ Polizisten konfrontiert werden, können wir dieses Gefühl nicht brauchen. Dann müssen wir bestimmt und überzeugend auftreten und können keine Unsicherheit brauchen. Somit ist diese ständige Kontrolle eine gute Abhärtung. Mal sehen wie es weiter geht.

 

Für den ersten Abend haben wir einen Campingplatz am Meer gewählt. Heute und morgen sind Feiertage. Somit sind alle Porteños ans Meer gefahren. Entsprechend laut und überlaufen ist es. Zum Glück liegt unser Campingplatz am Ende einer langen Sandpiste. Somit hat er doch einige (wenige) abgeschreckt. Am folgenden Morgen hat sich der Campingplatz schon stark geleert. Dennoch hören wir weiterhin vom Strand her ein Motorengedröne als würde dort eine Autobahn entlang führen.

 

Am Nachmittag entschliessen wir uns, an den Strand zu spazieren. Eigentlich wollen wir uns in den Atlantik stürzen, doch die Fluten sind so sandig und das Wasser ziemlich kalt, dass wir uns dagegen entscheiden. Dafür schlendern wir den Strand entlang – oder sollte man es eher einen Parkplatz nennen?! So weit das Auge reicht, so weit reicht der Strand – und auch die parkenden Autos. Jetzt wissen wir auch, woher der Krach kommt. Alle diese Autos haben Quads – vierrädrige Motorräder – zum Strand gebracht. Mit den Quads machen die Leute nun die Dünen unsicher. Dröhnend jagen sie den Strand entlang oder wetzen über die Dünen. Es ist unglaublich welche Mengen von Menschen hier auf diesem so endlosen Strand sind.

 

Am Abend sitzen wir dann auf dem nun sehr leeren Campingplatz. In den Bäumen über uns zetern die Vögel, etwas weiter beäugen uns von oben einige kleinere Papageien und zerreissen sich die Schnäbel über uns, dazwischen immer wieder zierliche Tauben die im Laub nach Insekten suchen. Plötzlich blinzelt uns etwas aus der Dunkelheit zu; eine Kröte. Sie hat eine schöne beige-olivgrüne Zeichnung. Fleissig konkurriert sie mit den Tauben um die Insekten im Laub. An Menschen scheint sie gewöhnt zu sein, denn sie hüpft uns zwischen den Füssen rum, wir müssen bei jedem Schritt aufpassen.

 

Apropos Kröten. Mit unserem Geld müssen wir auch etwas sparsamer umgehen, wollen wir Alaska noch auf dieser Reise besuchen. Buenos Aires hat wieder eine beachtliche Bresche in unsere Ersparnisse geschlagen. Um unser Budget zu schonen, müssen wir uns wohl in den nächsten Monaten so oft wie möglich nach Übernachtungsplätzen in freier Natur umsehen müssen.

 


Argentinier und Autos

Es gibt viele Argentinier ohne Auto, doch gibt es keinen Argentinier ohne Spleen für Autos und alles was Motoren hat. Sie lieben alles was krach macht, nach Treibstoff stinkt und sich fortbewegt. Es scheint wie eine Massen-Hypnose. Viele Argentinier haben dann auch einen ATV/Quad mit dem sie die Wochenende auf den schmalen Pisten entlang den Strassen in der Pampa verbringen. Oder Jet-Ski, sofern man sich in die kühlen Gewässer Argentinien wagt. Dann selbstverständlich jede Art von modifizierten Autos. Sei das ein Monster-Truck oder ein Deuxchevaux (2CV) der mit Schalensitz und Fernseher aufgepeppt wurde.

Man kann sich vorstellen, dass unser Auto entsprechend Aufmerksamkeit erregt und bestaunt wird.


09.03.2011

Nueva Atlantico – Tandil

Tagesetappe:

 

Früh aufstehen – aha, so sieht Argentinien morgens um 6 Uhr aus! Schnell zusammenräumen und losfahren.

 

Wir haben uns vorgenommen, dem Strand entlang zu fahren und auszukundschaften, ob er durchgängig befahrbar ist bis zum Leuchturm, den wir in der Ferne sehen. Wer schon mal mit uns im Sand unterwegs war, weiss wie schwierig wir uns mit diesem Medium anstellen. Seit unserer ersten Sandfahrt vor 10 Jahren in Australien, sind wir bei jedem, auch noch so kurzen Stück Sand auf Nadeln und der Angstschweiss bricht aus. So fahren wir los, feuchte Hände, doch wir wollen es wissen. Allrad ist bereits zugeschaltet, denn wir wollen mit unserem schweren Auto nicht plötzlich stecken bleiben. Zuerst fahren wir auf der Sandpiste, die von hunderten Autos platt gewalzt – kein Problem, dann wird es kniffliger. Wir quetschen uns zwischen die Wellen und dem tiefen Sand. Immer darauf achtend, dass wir nicht zu nah am Wasser sind, denn der nasse Sand ist eine tückische Falle. Nach über 9 Kilometern stehen wir dann beim Leuchtturm. Einige hundert Meter weiter ist auch eine Zufahrt zum Strand die wir jetzt benutzen wollen. Doch dazwischen erstrecken sich ebenfalls einige hundert Meter gemeiner, bösartiger, hinterhältig-weicher Sand. Petra geht vor, um den besten Weg zu suchen. Derweil lässt Paddy Luft aus den Reifen ab. Ups, da ist ja ganz schön viel Druck drin, kein Wunder, kam der Wagen im weichen Sand ins Schlingern. Dazu legen wir noch die Untersetzung ein, denn wir wollen unseren Traktor nicht schon am Morgen früh überanstrengen.

Und schwups, es läuft wie Butter. Ohne einmal stecken zu bleiben oder ins Stocken zu geraten fahren wir auf die asphaltierte Zufahrtstrasse. Puhh, sind wir froh, hat alles geklappt!

 

Ihr lacht jetzt bestimmt, aber wenn ihr von einem Dämon gejagt werdet und ihn bezwingt, dann ist man stolz drauf – so auch wir. Die Devise lautet: Luft ablassen, Luft ablassen und nochmals Luft ablassen und dann wenn nötig die Untersetzung zuschalten. Danach ist alles nur noch eine Geduldsfrage.

 

Es ist wieder ein sehr langer Fahrtag. Zwar fahren wir lediglich etwas mehr als 300 Kilometer, doch die ziehen sich in die Länge. Schliesslich landen wir in Tandil, ein Städtchen in der Pampa (dies hier ist wirklich die Pampa!), welches für seine feinen Käse und Salami bekannt ist.

 

Nach einigem Suchen finden wir einen einfachen Campingplatz in den Bergen ausserhalb von Tandil.

 

11.01.2011

Tandil – P.P. Tornquist

Tagesetappen:

 

Der Plan ist: früh aufstehen, kurz durch Tandil kreuzen und etwas die Gegend anschauen, dann am gleichen Tag noch weiter zum Parque Provincial Tornquist weitere 400 Kilometer weiter Inland. Aber das ist halt eben nur ein weiterer Plan, der nicht eingehalten wird.

Nachdem wir wieder einmal 12 Stunden lang geschlafen haben, gehen wir um 10 Uhr los. Tandil stellt sich als so gemütlich und schön heraus, dass wir es etwas eingehender geniessen wollen.

Doch zuerst müssen wir herausfinden, wie das hier mit dem Parkieren läuft. Am Strassenrand stehen Tafeln, die darauf hinweisen, dass man zum Parkieren ein SMS schicken muss. Doch wohin? Und was soll man schicken? Und für wie lange bucht man dann? Und was kostet es? Schlussendlich finden wir einen freundlichen Parkwächter am Hauptplatz. Er erklärt uns, dass wir eine Karte im nahegelegenen Kiosk holen sollen. Etwas später stehen wir mit der Karte da. Und was nun? Naja, ihr müsst die beim Kiosk durch den Apparat ziehen und eure Autonummer eingeben und die Parkzeit wählen, dann bekommt ihr einen Zettel und den legt ihr dann ins Auto, sagt der freundliche Parkwächter. Ja aber was passiert denn mit dem Restbetrag auf der Karte? Fragen wir zurück. Hmmm, ja ähh, das weiss er auch nicht so genau. Wir sollen doch besser Karten für 1 Stunde gleich am kleinen Zeitungsstand 10m neben unserem Auto kaufen; so seine Erklärung. Als er unsere Ratlosigkeit sieht, erklärt er sich bereit unser Problem zu lösen und geht mit unserer Parkkarte die Strasse hinunter zum Kiosk.

Fazit unseres Parking-Erlebnisses; wir haben 15 Pesos statt 4.50 für’s Parkieren bezahlt und der freundliche Parkwächter hat jetzt eine angebrauchte Parkkarte mit 10.50 drauf… Aber was soll’s. So läuft das halt. Wir haben dafür 3 Stunden parkiert, feinen Käse, Salami und eine Flasche Wein gekauft.

 

Nach der Besichtigung der Innenstadt fahren wir nach Calvaria, einem bekannten Kreuzweg mit einem riesigen Kruzifix, am Stadtrand. Der Kreuzweg ist bekannt für seine alljährliche Wallfahrt an Ostern. Es kommen dann riesige Mengen an Pilger her, die sich den gewundenen Weg durch den Eukalyptuswald zum Kreuz hinauf bewegen.

Speziell ist das am Fundament des 15 Meter hohen Kreuzes unzählige Dankestafeln eingemauert und aufgeschraubt sind. Gedankt wird für Kinder, die geboren wurden, für Reisende, die sicher zurückgekehrt sind oder Tafeln auf denen einfach nur steht: „Jesus wir danken dir – einfach nur so.“

 

Anschliessend werden wir vom dortigen Parkwächter noch zu den Aerosillias El Sentinela geschickt. Das müssen wir sehen, meint er. Naja, dann halt, schauen wir es uns auch noch an. Wir sind sowieso schon zu spät dran, um weiter zu fahren.

Aerosillias, aerosillas… dieses Wort, was heisst es nur? Irgendwie kommt es uns bekannt vor.

Als wir dann in die Strasse abbiegen ist es uns klar: Sesselbahn! Wir grinsen uns an. Das sollen wir also sehen. Als Schweizer sind wir wirklich gut bedient mit Sesselbahnen und Seilbahnen, doch für Argentinier scheint dies DIE Attraktion zu sein.

 

Die Sesselbahn ist zwar geschlossen, doch der Weg zur eigentlichen Attraktion ist nicht sehr weit. El Sentinela ist ein eiförmiger Felsen der auf der Kante an einem Abgrund balanciert. Obwohl sich Petra viel Mühe gibt ihn runter zu stossen, gelingt es ihr zum Glück nicht.

 

Heute Abend findet unser geplantes Abendessen mit Reis und Zucchetti wieder einmal nicht statt. Dafür gibt es Brot, Salami, Käse und Wein – auch nicht schlecht, oder?

Da wir nach der Flasche Wein recht früh zu Bett gingen, sind wir heute Morgen frisch, um früh aufzustehen. So fahren wir dann um 9 Uhr los. Es wird wieder ein langer Tag im Auto. Und am Abend erreichen wir den Parque Provincial Tornquist. Für eine kurze Wanderung ist es jetzt schon zu spät, doch Morgen werden wir dann früh aufstehen und gleich nach Öffnung der Parks losmarschieren, sind es doch immerhin 5-6 Stunden Wanderung, die auf uns warten und die wollen wir nach Möglichkeit nicht in der grössten Hitze verbringen.

 

12.01.2011

P.P. Tornquist – Villa Ventana

 

Heute Abend schlagen wir uns zum ersten Mal in die Büsche und campieren wild. Es ist ein schöner Platz. Ein sehr holpriger Weg führt uns in einen kleinen Talkessel, der von schroffen Felsen, wie aus einem Wild-West-Film, umgeben ist. Knapp finden wir einen flachen Platz für unser Auto und bei Anbruch der Nacht verziehen wir uns in die Federn.

Die Nacht überrascht uns mit heftigem Wind, der das ganze Klappdach schüttelt und das Tuch knallen lässt. An Schlaf ist dabei nicht zu denken. Erst gegen Morgen hört der Wind auf und es beginnt zu Regnen. Jetzt konnten wir wieder einschlafen.

 

Unsere Absicht war es, um 6 Uhr aufzustehen und um 8 Uhr auf eine 6 stündige Wanderung im National Park zu gehen. Doch um 6 Uhr schüttet es, um 8 Uhr schüttet es immer noch und um 10 Uhr entschliessen wir uns, trotzt des Regens aufzustehen. Jeder Gang nach draussen beschert uns nasse Kleider. Eigentlich ist es überflüssig überhaupt Kleider anzuziehen. Besser gleich nackt raus und dann bei der Rückkehr abtrocknen. Das ist übrigens eine sehr saubere Variante, denn beim Gang auf die Toilette ist man dann gleich wieder gewaschen, man muss nur Seife statt Toilettenpapier mitnehmen…

Bei Windböen und Regen packen wir dann alles zusammen. Zum Glück haben wir am Vorabend beim Auto schon den Allrad zugeschaltet. Die holprige Strasse ist heute Morgen ein Schlammbad. Auf dem Weg drehen die Räder unseres Autos durch und der Wagen bricht immer wieder zur Seite aus. Kurz vor der asphaltierten Strasse kriegen wir dann richtig Bammel, es ist ein einziger Sumpf. Knapp schafften wir es auf den festen Untergrund – zum Glück mussten wir nicht aussteigen zum Schaufeln oder Ketten montieren – wäre das eine Sauerei.

 

Nach diesem Schlammbad, steht unser Auto vor Dreck. Die unbefestigte Strasse nach Villa Ventana steuert etwas später ebenfalls ihren Teil dazu bei. Wir sind jedenfalls froh, dass uns unser Traktor durch den Schlamm gebracht hatte. Zu Fuss wäre das hässlich gewesen!

So sitzen wir in Villa Ventana in der Wärme bei einem Kaffee. Draussen tobt der Sturm und wäscht den Dreck vom Auto. Wenigstens etwas Gutes hat dieses Wetter. Richtig etwas unternehmen kann man an einem Tag wie heute nicht.

 

Dies sind die Momente, an denen Reisen nicht wirklich nur angenehm ist. Abenteuer ist gut und recht, doch wenn es kalt und dreckig wird, dann ist es harte Realität und der Spass hört auf.

 

Wir können uns nicht recht dazu entschliessen das Restaurant zu verlassen, zu hässlich ist das Wetter draussen. Irgendwann jedoch müssen wir uns eine Unterkunft oder zumindest einen Parkplatz suchen, um die Nacht zu verbringen. In der Zwischenzeit verfolgen wir am Fernseher, wie die Menschen in Japan unter den Folgen des Tsunamis zu leiden haben und wie der Tsunami in Chile ankommt. Diesen Menschen wäre es wohl egal, ob es ein bisschen regnet. Ihre Schicksale sind wirkliche Probleme.

20.03.2011

Villa Ventana – Villa Serrana la Gruta – Lihuel Calel N.P. – Toay (Santa Rosa) – Bernardo Larroude

Tagesetappen:

Pumas, Fleischfresser und Salzwasser

Der Regen hört auf und unser Gejammer im Reisebricht ist plötzlich überflüssig. Schnell ist der Computer eingepackt und wir machen uns auf die Socken. Wenn möglich möchten wir heute noch wandern.

Weit gefehlt; aufgrund der starken Regenfälle werden wir im Provinz Park abgewiesen. Alle Wege sind geschlossen. Jetzt geben wir auf! Nach drei Tagen warten auf gutes Wetter und die Gelegenheit zum Wandern lassen wir es nun sein.

Bis zum nächsten Camping schaffen wir es noch. Dann ist die Puste weg und wir legen einen Reorganisations-Nachmittag ein. Wieder einmal geht es ums Optimieren. Wo könnte man was noch besser versorgen, wo könnte man noch Platz ausnutzen. Es ist unglaublich, was noch alles möglich ist; hier noch ein paar Kubikzentimeter, da noch ein Spalt. Langsam aber sicher sind alle unsere (überflüssigen) Sachen verstaut und kommen uns nicht mehr in die Quere.

Was sich auch sehr bewährt ist unser Umbau vom November. Wir sind sehr froh, dass wir nun keine Rückbank mehr haben, die den Durchgang blockiert. Jetzt können wir jederzeit auch vorne aussteigen und brauchen nicht immer die grosse Doppeltüre hinten zu öffnen. Speziell gut ist dies, wenn wir heizen, denn dann verpufft die ganze Wärme nicht durch die Hintertür, welche sich nur langsam öffnen und schliessen lässt.

Heute ist auch Wassertanken angesagt. Wie sich herausstellt, ist unser Super-Doppelfilter-System keinen Pfefferling wert. Nach 3 Minuten pumpen kommt immer noch kein sauberes Wasser aus den Filtern raus. Uns wird langsam bange, dass der Druck in der Leitung zu gross wird und die Kupplungen reissen. Das wäre eine schöne Schweinerei, all das Wasser im Auto.

Kurzerhand bauen wir die Filter aus und verlängern die Schläuche, so dass wir das ganze ausserhalb des Fahrzeuges im Auge behalten können.

Nach der Reinigung der Filter und dem Entlüften der Leitungen ist es dann soweit: Endlich kommt sauberes, gefiltertes Trinkwasser aus der Leitung. Nun gilt es noch das Wasser vom entfernten Wasserhahn anzuschleppen und zu warten bis alle Tanks wieder voll sind.

 

Uns hält nichts mehr in der Sierra Ventana. Somit ist das nächste Ziel klar: Parque National Liuhel Calel. Unser GPS schlägt uns die schnellste Strecke vor: 450 km. In einem grosszügigen Zickzack bis an die Küste hinunter und zurück weit in die Pampa hinein. Es sind diese Moment, in denen man die „Weisheit“ des GPS-Systems anzweifelt und auf die gute alte Landkarte zurückgreift.

Wir entscheiden uns „grade“ durch zu fahren. Schliesslich haben wir einen 4x4, der schafft jede Strecke.

Die erste Abkürzung für 80km über eine Schotterstrasse. Kein Problem! 70km weiter biegen wir auf die 2. Abkürzung ein. Ei, da ist es aber ganz schön schlammig. Nach kaum 500m drehen wir um. Ein Durchkommen ist zwar möglich, doch werden wir die anschliessenden 200km nicht mehr am selben Tag schaffen. So sparen wir die Ressourcen unseres Autos für wichtigere Gelegenheiten auf und nehmen die 100km Umweg über asphaltierte Strassen auf uns.

 

Die Eintönigkeit der Landschaft ist einschläfernd. Nichts wie flaches Land, keine Erhebung, nur dürres Gras, grüne niedrige Bäume. Erst kurz vor dem Nationalpark tauchen Seen auf. Auf einem tummeln sich Schwäne mit roten Schnäbeln, im anderen sind es Flamingos, die im flachen Wasser nach Kleingetier fischen. Dann nach 360km erreichen wir endlich den Park.

 

Schnell haben uns die freundlichen Park-Ranger alles erklärt und wir haben uns einen Platz gesucht. Ahhh! Wie schön: Ruhe, Vogelgezwitscher und sonst nur noch das Säuseln des Windes.

 

Nach einer ziemlich kalten Nacht zwingt sich etwas Bewegung auf. Wir Erklimmen den Cerro de la Societa Geografica Argentina – ohne Witz, genau so heisst der Gipfel. Der Aufstieg dauert eine Stunde und führt zuerst durch den dichten Busch. He! Was ist das? Ein Guanaco (Lama-Art)! Es wiehert beinahe wie ein Pferd. Weiter führt uns der Weg über die Felsen; bizarre Formationen von übereinandergestapelten, rundlichen Blöcken. Der Berg ist zwar nicht überwältigend hoch und der Aufstieg nur etwa 400 Höhenmeter, doch der Aufstieg lohnt sich. Die Aussicht über die – immer noch eintönige Landschaft – ist etwas für jeden Zen-Liebhaber. So sitzen wir oben und starren in auf die sich ausbreitende Landschaft. Erst als uns kalt wird, machen wir uns auf den Rückweg. Wir fühlen eine Ruhe in uns. Nur nicht weiterstressen. Zeit nehmen. Zeit lassen.

So geläutert treffen wir wieder bei unserem Fahrzeug ein. Nach einer warmen Dusche (die erste seit 4 Tagen) sitzen wir dann da und überlegen wie es weitergehen soll. Nach der Umstellung unserer Route haben wir nun viel Zeit. Wie nutzen wir sie am sinnvollsten? Sicher werden wir uns Zeit nehmen, um die Dinge in aller Ruhe anzuschauen.

Etwas verängstigt kommt Petra von der Toilette zurück. He Paddy! Da sind Wildschweine hinter der Toilette! Na ja, es versteht sich von selbst, dass da jeder ritterlich veranlagte Ehemann beim nächsten Mal mitgeht und seine Frau nicht den Wildschweinen überlässt…

Etwas später am Abend ertönt plötzlich ein, tja wie beschreibt man das, ein lautes Fauchen, Knurren aus dem nahen Busch. Ups, was ist das? Ist es etwa? Nein bestimmt nicht. Oder etwa doch? Wir sind unsicher, könnte es ein Puma oder ein Jaguar sein? Uns ist etwas mulmig. Zwar ist klar, dass die Raubkatzen kaum in unsere Nähe kommen. Dennoch…

Tags darauf faulenzen wir. Nichts tun. Lesen, etwas die Landschaft anschauen, die Vögel beobachten, Guanacos photografieren. Was für ein Leben.

Fertig gefaulenzt. Nach einem Tag "dolce far niente" geht es weiter. Auf dem Programm steht der Parque Provincial Luro. Nach 300km Fahrt müssen wir feststellen, dass uns brünstige Hirsche davon abhalten, dass wir einige Tage im Park wandern können. So machen wir ein paar kurze Spaziergänge und fahren weiter nach Santa Rosa.

 

Santa Rosa stellt sich heraus, ist eine hübsche Stadt inmitten der Pampa. Das heisst, da es für heute zu spät ist, um dem sehr unappetitlichen Gemeinde Camping zu entkommen. Es ist wieder einer dieser Moment an denen eine Tür nach der anderen zuschlägt. Weiterfahren – zu spät, wildcampieren – alles überbaut oder etwas komisch. Also Alternativen sind gefragt. Nach einigem Suchen finden wir das Tourist-Office und können unser Problem platzieren. Zum Glück gibt es den örtlichen Jagdverein, der ein eigenes Gelände ausserhalb der Stadt hat, wie sich zeigt, mit sehr netten Verwaltern und einer stillen Ecke, um sich hinzustellen.

An dieser Stelle ist anzumerken, dass wir fast die ganze vergangene Woche immer die einzigen Gäste auf den Campingplätzen waren. Die Saison in Argentinien ist definitiv vorbei. Auch führt uns dieser Teil unserer Reise nicht entlang der von ausländischen Touristen bevorzugten Routen.

 

Heute Abend gönnen wir uns ein Asado. Für alle nicht Argentinier; es ist eine Art Grill. Dabei wird das Fleisch nicht über der Glut gegart, sondern auf T-förmigen Eisenstangen rund um das Feuer aufgestellt. Man hat uns wärmstens ans Herz gelegt, dass wir in Santa Rosa zu einem Asado gehen. Das Fleisch der Pampa sei speziell gut, hiess es.

Fazit: Viel Fett, viel Magenbrennen – schlecht schlafen. Künftig werden wir wohl unser Fleisch wieder selber in der Metzgerei kaufen und zubereiten. Gut war das Asado auf jeden Fall, doch einfach zu fett und zu schwer verdaulich.

 

Der zweite Tag in Santa Rosa ist Waschtag. Der nette Verwalter lässt uns seine private Waschmaschine benutzen, um unsere Wäsche zu waschen. Das natürlich erst, nachdem Paddy am Morgen fast 2 Stunden mit ihm Mate getrunken hat.

 


Wie man am Rio de la Plata wach wird

 

Was in weiten Teilen der Welt Kaffee, das ist in Argentinien und Uruguay der Mate und in Paraguay der Terere (kalter Mate mit Kräutern).

Mate ist ein Aufguss von Blättern eines Busches ähnlich dem Schwarztee. Doch ist Mate sehr bitter und aufputschend. Mate wurde bereits von den Indios zubereitet. Klassisch wird Mate aus einer kleinen handlichen Kalabasse (Kürbis-Frucht) durch ein Röhrchen getrunken. Heutzutage ist das Röhrchen in der Regel aus Metall mit einem Filter am unteren Ende.

Für die Zubereitung wird das Röhrchen in die Kalabasse gestellt. Die Kalabasse mit Matetee zu ¾ aufgefüllt und dann heisses Wasser darauf geschüttet. Kurz ziehen lassen und dann den Tee schlürfen – aber Achtung: er ist sehr heiss!

Die Menschen am La Plata Fluss trinken ihren Tee überall und immer. Entsprechend gehört für einen richtigen Einheimischen folgendes zur Grundausstattung, sobald er das Haus verlässt:

  1. Kalabasse
  2. Bombilla (Röhrchen)
  3. Tee
  4. Thermoskanne mit heissem Wasser

Heisses Wasser kann überall nachgefüllt werden. An Tankstellen hat es oft Automaten zum Nachfüllen des heissen Wassers.

Getrunken wird in allen möglichen und unmöglichen Lebenslagen. Auf der Strasse, beim Shoppen, an der Kasse im Supermarkt, beim Autofahren, hinterm Schalter - halt überall.

Speziell in Uruguay hatten wir den Eindruck, dass die Menschen wohl mit einer Ausbuchtung unter dem linken Arm geboren werden, so dass die Thermoskanne gut reinpasst.

In Paraguay wird der Mate mit Kräutertee vermischt und mit Eiswasser aufgegossen. Hier sind die Utensilien meist in Leder eingefasst und die Kalabasse und der Thermoskrug in einer speziellen Halterung in der linken Hand getragen.

Sitzt man zusammen oder unterhält man sich mit jemandem etwas länger, dann ist es selbstverständlich, dass die Kalabasse die Runde macht – eine Art Friedenspfeife. Dabei hat der Besitzer der Kalabasse immer das Wasser nachzufüllen. Es ist ein Ritual.


Nach einem Tag Wäsche waschen und kleineren Reparaturen, geht es weiter. Auf dem Plan steht Bernardo Laroud. Ein kleines Dorf am Rande der Provinz „La Pampa“ das Thermen verspricht.

Am Nachmittag sind wir da. Gleich neben den „Thermen“ erstreckt sich ein Park in dem wir campieren dürfen. Weshalb wir „Thermen“ in Anführungszeichen schreiben? Die Thermen sind 3 Becken mit Wasser in die wir nach Schweizer Massstäben nicht einmal den kleinen Zeh reinhalten würden. Sicht ist maximal 40cm. Das Wasser ist undefinierbar braungrün. Das Wort „Thermen“ suggeriert „Wärme“. Weit gefehlt. Das Wasser fühlt sich eher kühl an.

Wie wir erfahren, wird hierzulande alles als Therme bezeichnet, was entweder stark mineralhaltig ist oder warm ist. Im vorliegenden Fall ist das Wasser so stark mineralhaltig, dass es schon bald als Salzwasser durchgeht.

Trotz aller Vorbehalte nehmen wir ein Bad und vergnügen uns im Wasser bis wir frieren. Und alles ohne anschliessende Hautausschläge!

 

Den Thermen angeschlossen ist noch ein Wellness-Zentrum. Paddy erspäht, dass man für gerade mal 70 Pesos (CHF 17) ein Stunde Reikki Therapie haben kann. Das ist die Gelegenheit dies einmal auszuprobieren.

Eineinhalb Stunden später schwebt er auf Wolke sieben zum Auto, wo Petra in der Zwischenzeit einen harten Kampf, mit den lokalen Hunden ausgetragen hat. Regelrecht belagert haben sie Petra, so ist dann auch schnell die harte Realität wieder da für Paddy. Es gilt die übergrossen Steaks vor den Hunden zu beschützen. Es stellt sich heraus, dass die Hunde zwar sehr aufdringlich, doch ansonsten sehr lieb sind. Am meisten freuen sie sich, als wir ihnen nach den Fleischresten unsere Bratpfanne mit frischem Wasser hinstellen. Beide Hunde saufen den Napf rund 3 mal leer. Wie es scheint, sind sie kurz vor dem Verdursten. Verständlich beim Salzgehalt des Wassers im Dorf.

 

Es zieht uns weiter in Richtung Mendoza. Da wir Paddys Cou-Cousine in Santiago besuchen wollen, ist die Richtung vorgegeben. Der Plan ist über Mendoza nach Santiago in Chile zu fahren. Doch zuerst wollen wir kontrollieren, dass die Qualität der diesjährigen Weine dem bisherigen Standard entsprechen. So treffen wir heute nach einem langen Tag der Fahrt in General Alvear ein. Die Pampa liegt nun hinter uns. Zwar ist der Horizont nach wie vor flach, doch übermorgen oder am Tag danach, hoffen wir die Anden zu sehen. Zuerst einmal stehen Weine auf dem Programm.

 

30.03.2011

Bernardo Larroude – General Alvear – Canyon Atuel – Malargüe – Termas El Sosneado – Villa de 25 Mayo – Paso de Las Carretas – Tunuyan – Mendoza

Tagesetappen:

 

Nach einem langen Tag im Auto, in einem neuen Ort. Wie üblich stellt sich die Frage: Wo übernachten? Heute ist es nicht allzu schwierig und wir kommen in einem Freizeit Club am nahen See unter.

Neuer Tag, neues Glück – in den Rebbergen! Wir steuern auf das Tourist Office zu und versuchen uns mit Informationen zu den Weingütern in der Umgebung zu versorgen. Vor allem; wo kann man Wein degustieren.

Die Informationen sind wie üblich schwammig und unverbindlich und wir verlassen das Tourist Office mit einem Stapel Prospekten. Wie wir erfahren haben, ist es „einfach“ wenn wir uns einer geführten Tour anschliessen. Dass das unser Budget als Reisende zu sehr strapaziert ist hier den wenigsten verständlich. Europäer haben doch Geld!

So sitzen wir also im Auto auf dem Mittelstreifen der 4-spurigen Hauptstrasse in General Alvear, als nebenan ein etwas beleibter Mann aus dem Auto steigt und mit seiner Begleitung unser Auto mustert/bestaunt. Natürlich winken wir und als er uns durch das offene Fenster „Que lindo!“ (wie schön) zuruft, kommen wir ins Gespräch wie sich herausstellt, ist er Immobilienmakler und mit seinem Kunden, einem Franzosen, unterwegs. Sofort gleitet das Gespräch zu seinem Kunden und ins Französisch über – wieder einmal: Französisch ist auf unserer Reise die wichtigste Sprache!

Es dauert 10 Minuten und wir sind zu Renaud nach Hause eingeladen. Wozu genau wissen wir nicht. Es stellt sich heraus, dass es ein paar Flaschen Bier und Wein, ein Asado, ein Abendessen, eine Übernachtung und ein Frühstück sind. Er und seine Familie sind vor einem Monat in Argentinien angekommen. Sie haben in Frankreich alles aufgegeben und wollen hier neu anfangen. Es sind interessante Gespräche und als wir uns von ihm seiner Frau Pasquale und den Kindern Julia und Elin verabschieden, verlassen wir Freunde.

 

Wein haben wir in General Alvear dann doch probiert – den bei Renaud, und das nicht zu knapp…

 

Weiter geht die Fahrt nach San Rafael. Einem weiteren Weingebiet. Somit auch der erste Besuch beim Tourist Office. Nach einem kurzen Gespräch mit den Leuten vom Tourist Office, verlassen wir 3 Stunden später Marisel und Javier. Marisel will uns unbedingt einmal in der Schweiz besuchen und Javier muss Paddy echte Schweizer Designs für seine T-Shirt Produktion liefern. Wein Degustation – Fehlanzeige! Wir schaffen es gerade noch bis zu einem nächsten Campingplatz, dann wird es finster.

Der nächste Tag schenkt uns eine eindrückliche Fahrt durch die Atuel Schlucht. Die Schlucht ist faszinierend mit verschieden farbigen Felsen, tiefen Einschnitten, Stauseen und einer wüstenähnlichen Umgebung.

Am Ende der Schlucht stehen wir vor einer Entscheidung – und hier sieht man einmal welche Probleme wir haben – Peanuts denkt ihr bestimmt, doch für uns bestimmen sie das Leben:

Wir haben noch für 600km Treibstoff und noch 200 Pesos in der Tasche. Unser Nächstes Ziel, die Thermen von El Sosneado, sind etwas über 200km entfernt. Dazu kommt, dass wir noch Lebensmittel kaufen müssen und kein Wasser mehr haben. Das heisst, hin zu den Thermen und zurück zum aktuellen Standort sind 400km, nochmals 100km kommen bis zurück nach San Rafael und der nächsten sicheren Tankstelle hinzu. Das sind 500km. Die Strecke führt auf über 2000 Meter über Meer, wir wissen nicht genau wie viel mehr Treibstoff unser Auto auf dieser Höhe verbraucht (schlechte Erfahrungen). Also sollen wir nun direkt zu den Thermen fahren, hoffen, dass bis zur Abzweigung auf die Schotterpiste noch eine Tankstelle kommt, welche Treibstoff hat und 100 Pesos in 25 Liter Treibstoff investieren d.h. uns mit den letzten 100 Pesos noch etwas Brot und etwas zu Essen kaufen? Oder sollen wir 200km nach Malargüe fahren, dort Tanken, Geld holen, einkaufen und tags darauf zu den Thermen fahren?

Wir entscheiden uns für Nummer sicher und fahren zuerst zum Geld und zum Tanken. Wie sich herausstellt, eine weise Entscheidung, denn Malargüe ist ein wirklich hübsches Pflaster und wie wir dann noch feststellen haben wir ein Problem mit unserem Druckluftkompressor (welcher auf der Strecke in die Berge eine Rolle spielen könnte). Somit werden aus einem Tag Malargüe 2 Tage und das Auto wird ausgeräumt, damit wir den einen Ausbau rausnehmen und den Kompressor reparieren können.

 

Nun geht’s endlich zu den Thermen. Wir freuen uns schon auf ein warmes Bad.

 

Nach 60km Strasse biegen wir ab auf 60km Schotterpiste. Mit zum Teil starkem Wellblech geht es langsam aber stetig in die Höhe. Wir sind sehr glücklich, als wir merken, dass unser Auto selbst noch auf 2400 Metern Höhe läuft wie eine Nähmaschine. Zu Hause hatten wir schon bei geringeren Höhen Probleme – das war aber bevor wir den Motor neu einstellen liessen.

Die Fahrt hinauf ist wunderschön. Die Anden sind so ganz anders als die Alpen. Sie gleichen hier viel mehr Sandhügeln aus denen sich Felsen erheben. Der Fluss mäandierte über die ganze Breite des Tals. Auf den Sandbänken, die mit saftigem Gras bewachsen sind, weiden Pferde, Schafe und Ziegen. Hin und wieder erspähen wir einen Gaucho auf seinem Pferd – ob man diese Schaf- und Ziegenhirten wohl auch „Gaucho“ nennen darf?

 

Die Strasse selbst ist rumplig und unbequem. Viele Steine, viel Wellblech und immer wieder grosse Pfützen und kleine Bäche, die zu durchqueren sind – wir geniessen es in vollen Zügen!

Bei den Thermen merken wir dann, dass hier oben ein heftiger Wind weht. 1000 Meter höher wie am Morgen, ist auch die Temperatur gefallen und es ist frisch. Nun hält uns nichts mehr davon ab ins warme Wasser zu steigen.

 

Die Thermen bestehen aus einem Bad, welches nur noch aus den Mauern besteht und einem zerfallenen Hotel, das einige hundert Meter weiter entfernt steht. Das Bad ist recht kühl. Wir lassen es aus. Kurz oberhalb des Bades hat man einen kleinen Pool gebaut. Hier ist das Wasser angenehm warm. So stürzen wir uns zivilisiert zu den anderen Besuchern in den Pool. Bald sind wir auch hier wieder in Gespräche verwickelt. Unser Castellano ist wirklich nicht gut, doch wie es scheint gut genug für die Menschen hier und ihre Neugier.

Lange sträuben wir uns das warme Wasser zu verlassen. Kaum eine Zehenspitze aus dem Wasser scheint sie einzufrieren. Brrr…. irgendwann ist dann auch noch das letzte Hautstück schrumpelig und wir müssen raus, sonst wachsen uns noch Schwimmhäute zwischen den Fingern.

 

Nachdem wir unser Auto in den Windschatten einer hohen Mauer gestellt haben, fallen wir todmüde in die Federn. Das warme Wasser und die heutige Fahrt haben uns geschafft.

Eines ist hier einmal speziell zu erwähnen: der Sternenhimmel. Er ist so schön! Ein Mitteleuropäer kann sich nicht vorstellen, wie viele Sterne es gibt. Hier oben leuchtet selbst die Milchstrasse noch hell und man sieht den Magellan-Nebel ganz klar. Es ist überwältigend!

 

Tags darauf geht es die 60km zurück. Wieder eine beeindruckende Fahrt. Doch bald hat uns die Asphaltstrasse wieder und es geht zurück in Richtung San Rafael zum Übernachten.

 

Am nächsten Morgen stellen wir fest, dass die Schotterpiste ihren Preis gefordert hat. Die Verbindungsschraube zwischen Hecktür und Reserveradhalterung ist gebrochen (eine rostfreie M8-Schraube!). Es ist unglaublich, was die Vibrationen auf einer Piste lösen und brechen können.

Paddy macht sich optimistisch ans Werk und muss feststellen, dass die Reparatur doch etwas länger dauert; die Schraube ist eingeschweisst. Nach längerem Sägen, Klopfen und Meisseln geben die Schraubenresten endlich nach und Paddy kann stolz seine Ersatzschraube eindrehen.

Da das Reserverad schon runter ist, wechseln wir turnusgemäss die Räder und machen den 5000km Schmier-Dienst. Zwei Stunden später steht Paddy fettverschmiert und staubig da und erklärt, dass das Auto nun für die nächsten 5000km fit ist.

Wein-Degustation in San Rafael ist wiederum Fehlanzeige. Denn nach den Reparaturen wollen wir weiter Richtung Mendoza. Am Freitag wollen wir nach Chile rüber zu Paddys Cousine.

 

So fahren wir los. Für das Valle Uco vor Mendoza haben wir uns dann aber eine Weintour zusammengestellt. Wir freuen uns schon auf feine Weine.

Nach den ersten 5 Weingütern, bei denen wir abgewiesen wurden da es keine Degustationen gibt, finden wir eine „Bodega“, wo man Wein degustieren kann. Hmm, fein. Da kaufen wir doch gleich zwei Flaschen. Freundlicherweise meint die Dame, welche den Wein extra für uns geöffnet hat, wir können die beiden angefangenen Flaschen ebenfalls mitnehmen. Überschwänglich bedanken wir uns für das Geschenk bis wir bemerken, dass sie die angefangenen Flaschen ebenfalls auf die Rechnung setzt. Was soll’s der Wein ist nicht schlecht.

 

Weitere vier Zurückweisungen weiter will Petra aufgeben. Wir hätten noch weitere 10 Weingüter auf dem Programm und Paddy kann Petra schlussendlich überzeugen, dass man noch ein Weingut besucht.

Es ist die moderne prunkvolle Anlage von Salentein. Viel Kunst, viel teure Einrichtung. Wir schauen uns an; das wird bestimmt auch nicht ganz billig.

Wie überall, kann man auch hier den Wein auch nicht degustieren. Man kann sich einzig glasweise den Wein kaufen. Irgendwie scheint man hierzulande nicht zu verstehen, was Degustieren bedeutet. Es scheint eher wie in Australien zu laufen wo die Leute den Wein gleich glasweise in sich hineinstürzen und sich besaufen. Wein probieren und geniessen scheint es nicht zu geben. So studieren wir die Weinkarte um uns doch ein oder zwei Gläser Wein zu leisten.

Da stösst Paddy auf einen gesuchten Namen: Callia – sein argentinischer Lieblingswein, den er zu Hause jeweils kauft. Das muss natürlich probiert werden. So lassen wir uns die besten der Callia-Weine bringen. Ach ist das fein!

 

Leicht beschwipst geht’s zurück ins Auto. Fahren sollten wir jetzt nicht mehr. So steuern wir den nächsten Campingplatz an.

All der Schwips ist dann auf einmal vorbei als uns von einem entgegenkommenden Auto ein Stein in die Frontscheibe fliegt und sich ein kleines „Spinnennetz“ bildet. Das hat uns noch gefehlt.

So trinken wir dann eine Flasche Wein darauf und entschliessen uns den Mittwoch, statt für Weindegustationen, zur Reparatur der Frontscheibe zu nutzen.

 

In Mendoza gestalltet sich die Suche nach einer geeigneten Reparaturstätte für die Frontscheibe als eher kompliziert und wir werden von einem zum anderen geschickt. Schlussendlich verlassen wir uns nicht mehr auf irgendwelche Richtungsangaben und begeben uns auf gut Glück zu einem Mechaniker, den wir auf der anderen Strassenseite erspähen – mit Glück! Die Scheibe ist in einer halben Stunde repariert und es bleiben uns noch 2 Stunden um mit dem Chef und seinem Mechaniker noch einen Schwatz zu halten.

 

Weit fahren wir heute nicht mehr. Camping Suizo lockt uns. So fahren wir zu diesem, für Schweizer, magischen Ort und erfahren, dass es heutzutage nicht mehr Schweizer sind die den Camping führen, sondern der Grossvater der heutigen Besitzer Schweizer war.

Die tropische Anlage ist sehr schön und nach kurzem sind wir mit einem chilenisch-brasilianischen Aussteigerpäärchen und zwei südafrikanischen Weltreisenden im Gespräch.

Wenig später tauchen neben unserem Stellplatz noch drei ältere Argentinier auf. Mit ihnen hatten wir bereits in Malargüe einen längeren Schwatz. Wie in Argentinien üblich, wird man gleich mit einem Küsschen auf die Wange begrüsst (jeder küsst jeden – auch Männer unter sich).

31.03.2011

Tagesstrecke: Mendoza – Las Cuevas

 

Wir suchen den direktesten Weg aus der Stadt – die Betonung liegt dabei auf "suchen". Trotz GPS gestaltet sich die Fahrt als Zickzack-Kurs. Als wir endlich auf der Strasse nach Süden (es biegt dann erst später in Richtung Westen ab) haben wir schon über 50km zurückgelegt.

Kurz nachdem wir von der Ruta 40 in Richtung Uspallat abgebogen sind, verengt sich das Tal und die Felsen drängen sich immer Näher an die Strasse. Es bietet sich uns ein beeindruckendes Bild. Die Felsen sind nicht einfach grau wie bei uns. Sie leuchten in allen Rottönen. Dazwischen tauchen immer wieder weisse und knallgelbe Hügel auf. Überhaupt sind die Berge nicht wie bei uns. Sie gleichen eher Sandhügel aus denen sich an markanten Stellen die Felsen heraus recken.

100km die Strasse hinauf kommen wir zur kleinen Stadt Uspallata (typisch Argentinisch als "Uspaschata" gesprochen). Die Stadt könnte sich irgendwo auf der Welt befinden. Restaurants und Adventure-Sport-Angebote reihen sich aneinander. Schnell sind wir hindurch.

Jetzt führt die Fahrt direkt hinein in die Anden. Immer weiter hoch steigt die Strasse, 2000, 2200, 2500, 2600 Meter über Meer. Endlich kommen wir zur Puente de Inca. Gross haben wir diesen Ort auf unserer Karte markiert. Das mineralhaltige Wasser hat im Laufe der Zeit eine farbenprächtige Brücke über den Fluss gebaut. Früher hatte man hier sogar ein Heilbad mit dem warmen Wassern der Quellen betrieben.

Viele haben uns empfohlen hier her zu kommen und ein Bad zu nehmen – es sei einmalig. Leider mussten wir feststellen, dass diese Einmaligkeit wohl eher darin besteht, dass man der einzige ist und dass dann bald der Ranger auftaucht und einem aus dem Wasser zieht.

Das Ganze ist zu einer billigen Touristen-Falle verkommen. Gebäude mit Gästezimmer versperren die direkte Zufahrt und der Weg zum Aussichtspunkt gleicht einem Spiessrutenlauf entlang der Souvenierstände. Zur eigentlichen Puente de Inca wird man auch nicht mehr vorgelassen; schon 20 Meter davor hat man einen Holzzaun errichtet. Im Sucher der Kamera sehen wir, dass auch das ehemalige Gebäude des Thermalbads, welches sich halb unter der Brücke befindet, mit mächtigen Eisengittern zugeschweisst wurde.

Hier hält es uns nicht. Einen letzten Blick auf das farbenprächtige Naturschauspiel und weg sind wir.

 

Der nächste Halt ist beim Aconcagua Nationalpark. Bekanntlich ist der Aconcagua der höchste Berg ausserhalb des Himalayas. Wir wurden schon vorgewarnt, dass es sich hierbei um eine beliebte Destination für Bergsteiger handelt. Am Parkeingang wurden wir schon mal etwas überrascht. Wir wollten lediglich einige Kilometer die Strasse hinauf fahren, um etwas zu spazieren und einige Photos zu schiessen. Kostenpunkt 10 Pesos/Person (2.50 CHF) – für Argentinier gratis. Wir studieren die Preisliste weiter: Eine Tageswanderung bis zum ersten Camp 80 Pesos/Person – für Argentinier 10 Pesos. 20 Tagespass für den Aconcagua Nationalpark 1200 Pesos/Person – für Argentinier 200 Pesos. Ja glauben die hier, dass das Geld bei uns auf den Bäumen wächst? Uns ist die offensichtliche Abzocke zuwider, machen auf dem Absatz kehrt und fahren weiter die Strasse hoch bis nach Las Cuevas. Der Weiler liegt auf 3100 Metern. Gleich hinter dem Dorf hat man einen Tunnel gebaut, so dass der Verkehr nicht den beschwerlichen Zickzack-Kurs über den Pass nehmen muss. Wir haben jedoch vor den Zickzack-Kurs zu machen, doch ist es schon zu spät. So suchen wir uns einen Stellplatz gleich hinter einer kleinen Kaffeestube, hier weht der Wind nicht ganz so arg und wir freuen uns auf unsere warmen Betten, denn die Temperatur ist bereits weiter unter 10 Grad – Tendenz fallend.

In der Kaffeestube genehmigen wir uns noch eine warme Schokolade, dann geht's ab in die Federn. Schnell noch die Heizung einschalten – denn dafür haben wir sie ja. Doch oh Schreck, plötzlich kommt nur noch kalte Luft aus der Heizung und nach einer Weile stellt sie ab. Alles gutes Zureden und auch die wiederholten Startversuche bringen nichts. So kuscheln wir uns halt aneinander und hoffen, dass wir nicht auch noch die Schlafsäck heraus kramen müssen.

Zum Glück nimmt der Wind in der Nacht immer mehr ab und so müssen wir nur noch gegen die kühlen -3 Grad ankommen.

 

 

01.04.2011

Tagesstrecke: Las Cuevas - Santiago

Club der (fast) 4000er

Der aufmerksame Leser hat bestimmt bemerkt, dass der 01.04. ein entscheidendes Datum für uns ist. Wir sind an diesem Tag genau ein Jahr unterwegs. Doch soweit sind unsere unterkühlten Gehirne an diesem Morgen noch nicht gekommen.

 

Nach der kalten Nacht genehmigen wir uns am frühen Morgen noch einmal eine heisse Schokolade und machen uns dann auf den Weg. Immer den 1 und 2 Gang benutzen, gibt man uns noch auf den Weg. Doch diese Ermahnung ist überflüssig. Auf dieser Höhe hat unser Auto gar nicht mehr die Kraft mit einem grösseren Gang zu fahren.

 

Nach der relativ schnurgeraden Strasse mit sanfter Steigung vom Vortag erscheinen uns die letzten 800 Höhenmeter sehr kurvig. In vielen engen Kehrtwendungen über eine sandige Strasse erreichen wir dann um 9 Uhr den Pass auf 3825 Metern über Meer. Am Haus auf dem Pass sind zwar 4000 Meter über Meer angeschrieben, doch unsere Karte und unser GPS meinen, dass es weniger sind. Was soll's, bietet sich uns doch eine Gelegenheit um eine Photo zu schiessen mit dem man angeben kann…

 

Vom Pass aus sieht man direkt auf den Aconcagua. Obschon wir auf fast 4000 Metern sind, überragt er uns. Über 6000 Meter ist er hoch. Gewaltig! Zum Glück müssen wir da nicht hinauf, denn bereits hier beschränken wir unsere Anstrengungen auf ein Minimum, zu schnell kommen wir ausser Atem

 

Der Pass bildet gleichzeitig auch die Grenze zwischen Chile und Argentinien. Da sich Chile und Argentinien in der Vergangenheit schon öfters bezüglich des Grenzverlaufs in die Haare geraten sind (der letzte Streit wurde in den 90-iger Jahren vom Papst beigelegt) hat man hier oben eine grosse Christus Statue für den immerwährenden Frieden aufgestellt. Das war Ende des 19. Jahrhunderts, seither wurde die göttliche Friedensverordnung jedoch schon wiederholt überhört. Es steht deshalb auch neuestens nicht mehr da, dass er, die Christus-Statue, für den chilenisch-argentinischen Frieden sondern gleich für den Weltfrieden steht – Das nennt man Probleme im grossen Rahmen lösen…

 

Wir sind etwas verunsichert, wo und wie wir durch den Zoll sollen. Auf der Argentinischen Seite hat man uns weiter geschickt und gemeint, "der Zoll kommt dann noch".

Hier auf dem Pass steht auf jeder Seite der Grenze ein Haus. Auf der Argentinischen Seite wohnt ein Grenzwächter, die chilenische Seite ist verlassen. Wir fahren weiter.