Seereise

Frachtschiffreise von Europa nach Argentinien

Welcome on Board

28.11.2010

Berlin - Hamburg

 

Die Fahrt nach Hamburg ist wieder eine kleine Umstellung. Zu bequem war es wieder einmal, alles in Griffweite zu haben und sich nicht den ganzen Tag im Auto den Allerwertesten plattsitzen zu müssen.

In Hamburg ist es immer noch bitter kalt. Auch finden wir gleich ein Hotel. Und 60 Euro für ein Zimmer in einem 4-Stern Hotel gleich am Hamburger Hafen, ist ein Glückstreffer. Zwar ist das Zimmer im Untergeschoss und hat nur ein Bullauge als Fenster. Da es schon finster ist, spielt das keine Rolle. Wir suchen uns anschliessend ein gutes Restaurant, um ein letztes Mal an Land zu essen. Wir wissen nicht, wann wir das nächste mal richtig gutes Essen bekommen.

 

29.11.2010

Hamburg

 

Dann ist auch schon der Tag der Abreise da. Der Abschied ist kurz, nur noch schnell ein E-Mail an unsere Sprachschule in Buenos Aires und los geht’s.

Dank GPS finden wir uns im Hafen (fast) zurecht und müssen nur wenig rumfragen bis wir dann am richtigen Ort sind.

Zuerst mal bei der Verlade-Firma im Büro alle Papiere und Tickets vorlegen, dann warten. Bald darauf kommt ein Shuttle-Bus, der uns zum Schiff bringt. Das Auto kommt noch nicht mit, damit wird gewartet, bis das Schiff beladen ist. Erst ganz am Schluss kommen noch die Autos der Passagiere rein.

 

Unser erster Blick auf die „Repubblica Argentina“ ist – nein, lassen wir das Wertende weg. Die „Repubblica Argentina“ ist ein 208.71 Meter langes Schiff, mit etwas über 25 Metern Freibord. Die Einfahrt in das Schiffsinnere ist hinten, abgewinkelt zur rechten (Steuerbord) Seite –so wie wenn dem Schiff die hintere, rechte Ecke abgeschnitten und dafür eine Rampe angebaut worden wäre. Die Breite des Schiffs beträgt 30m und vom Kiel bis zum Kamin misst es 49m. Die letzten 30m des Schiffes sind etwas tiefer gesetzt, hier werden Container geladen. Ansonsten besteht das Schiff nur aus Parkdecks. Eingefahren wird auf Deck 3. Deck 1 und 2 sind unter der Wasserlinie. Das Schiff hat insgesamt 8 Decks. Der Boden zwischen Deck 4 und 5 kann hochgezogen oder abgesenkt werden, entsprechend wie hoch die zu parkenden Fahrzeuge sind. Geladen wir alles was auf Rädern transportiert werden kann. Unzählige Autos, fabrikneue, aber auch alte Schrottlauben für Afrika; letztere werden auf dem Oberdeck verzurrt. Dann kommen noch Container auf und ins Schiff. Zum Schluss folgen verschiedene Monstermaschinen, Kipper, Fördermaschinen, Stapler und so weiter.

 

An Bord werden wir freundlich vom 1. Offizier begrüsst. Anschliessend geht’s mit einem der Matrosen hoch in den Aufenthaltsraum.

Aber halt was ist das? Der Gang ist völlig überfüllt mit Zöllner, Polizei und einem Hund. Wie wir nach etwas bohren erfahren, haben zwei Passagiere mit gefälschten Papieren für einige Millionen Dollar Kokain dabei gehabt. - Ups! – Klar, dass da auf dem Schiff der Ausnahmezustand herrscht.

Im Aufenthaltsraum werden uns dann noch die Pässe und die Impfausweise abgenommen – ein bisschen überkommt uns da schon das Gefühl von Gefangenschaft…

Dafür begrüsst uns Rommel. Rommel ist Philippino und als Steward für die Offiziersmesse verantwortlich. Er ist uns auf Anhieb sympathisch.

 

Erst einmal wird das Mittagessen serviert. Ein klassisches, italienisches 4 Gang Menü. Und wir dachten gestern Abend schon, dass wir in Hamburg für die nächsten paar Wochen das letzte Mal ein „richtiges“ Abendessen hatten. – das fängt ja schon gut an!

 

Bald darauf sind auch unsere Kajüten fertig. Erfreut nehmen wir zur Kenntnis, dass die Kabinen grösser als erwartet sind. Auch die Kojen sind bequem, wenn auch doppelstöckig.

 

Mittlerweilen sind auch noch weitere Passagiere eingetroffen; Marion und Alfred, ein Ehepaar aus Süddeutschland. Wie wir von Rommel erfahren, werden 2 weitere Passagiere in Antwerpen und 5 weitere in Le Havre an Bord kommen. Somit sind wir also erst einmal ein paar Tage zu viert.

 

Immer noch stehen unsere Autos draussen vor dem Dock-Gelände – alleine. Langsam wird es auch schon dunkel. Wie wir merken, ist auch Marion und Alfred nicht ganz wohl dabei. Nach einigem Fragen werden wir dann losgeschickt, um unsere Autos zu holen.

Da man sich in Hamburg nicht zu Fuss durch das Dockgelände bewegen darf, wird uns ein Shuttle-Bus bestellt, welcher uns dann zu unseren Autos fährt. Der Shuttle fährt uns dann auch wieder voraus, zurück zum Schiff. Unsere Fahrzeuge dürfen wir auf dem 4. Deck parken, wo sie dann festgezurrt werden.

 

Unsere grösste Sorge ist, dass beim Be- und Entladen in den Häfen in unsere Autos eingebrochen wird. Wir haben dies bereits von verschiedenen Seiten gehört und auch im Internet in Foren gelesen, dass speziell die Hafenarbeiter in den afrikanischen Häfen lange Finger haben. Dazu kommt, dass wir beim Abendessen gehört haben, dass wir nicht nur in einem, sondern in 3 afrikanischen Häfen anlegen werden.

Kurzentschlossen räumen wir so viel wie möglich in unsere Kisten und nehmen alles ausser Werkzeug und Küche in unsere Kabine mit - ist das eine Schlepperei!

 

Unsere Reiseroute sieht im Moment wie folgt aus:

30.11.2010 in Hamburg

02.12.2010 in Tilbury bei London

03.12.2010 in Antwerpen

LeHavre

Vigo

Dakar, Senegal

Conakry, Equatorial Guinea

Freetown, Sierra Leone

Rio de Janeiro, Brasilien

Santos, Brasilien

Zarate, Argentinien

29.12.2010 in Bueons Aires

 

30.11.2010

Ab Hamburg

 

Bereits während der Nacht haben wir gespürt, dass sich das Schiff bewegt. Leider haben wir das Ablegen verschlafen. Gerne hätten wir noch das Hamburger-Panorama beim Auslaufen genossen. Als wir aufstehen sind wir bereits in der Nordsee ausserhalb der Elbe-Mündung.

Erst einmal Frühstücken. Dann Sport. Am Vortag haben wir einen Sportraum mit Tischtennistisch, Sprossenwand, Tischfussball und zwei Hometrainern entdeckt. Wir haben uns vorgenommen jeden Tag Sport zu machen oder uns sonst irgendwie Bewegung zu verschaffen. Wir setzen uns eine halbe Stunde auf den Hometrainer und träumen von warmen Temperaturen und schönen blühenden, rumänischen Feldern. Dann duschen und spanisch lernen.

 

In der Zwischenzeit sind wir auf dem offenen Meer. Der Wind hat kräftig aufgefrischt. Und das Schiff schwankt heftig. Unsere Mit-Passagierin Marion hat etwas mit Übelkeit zu kämpfen. Uns geht es ausgezeichnet und wir haben keine Probleme mit dem Seegang. Dann ist auch schon wieder Mittagessen auf dem Programm. Schon wieder ein italienischer 4-Gänger… wie wird das nur enden!

 

Nachmittags gibt’s dann eine Portion Faulenzen und Lesen.

Zum Abendessen – ein italienischen 4-Gänger. Von unseren Befürchtungen, dass wir auf dem Schiff nichts „rechtes“ zum Essen bekommen, können wir nur träumen. Schön wäre es, das Essen wäre nicht so fein, dann würde man vielleicht etwas einfacher auf Mahlzeiten verzichten können.

01.12.2010

In der Nordsee

 

Die Nacht ist stürmisch. Es ist komisch, wenn man bei jeder Schwankung das Gefühl hat, gleich mit dem Kopf an die Wand zu stossen. Richtig entspannen können wir uns dabei nicht.

 

Am Morgen gehen wir auf das Oberdeck und finden, dass das Schiff – für unser Verständnis – ganz schön kräftig im Seitenwind schwankt. Den ganzen Tag kämpft sich das Schiff durch den Wind, zum Glück sind die Wellen nicht so hoch.

 

Während der Nacht drehen wir vor der Themse-Mündung in den etwas geschützteren Ärmelkanal ab. Wie es heisst, ist der Hafen voll und wir müssen uns in Geduld üben bevor wir einlaufen dürfen.

 

Aus der Schweiz haben wir noch für die ganze Crew Schokolade mitgebracht. Es wird nun Zeit diese zu verteilen. Bekanntlich bricht Schokolade das Eis.

 

02.12.2010

In Tilbury

 

Mitten in der Nacht ist das Schiff aufgebrochen und früh am Morgen laufen wir in Tilbury bei London ein. Es herrscht eine gespenstische Atmosphäre. Alles ist tief verschneit. Paddy stapft früh morgens im Dunkeln mit der Kamera bewaffnet auf’s Oberdeck. Knöcheltief liegt der Schnee und ständig kommt mehr hinzu. Der ganze Hafen glüht im Licht der unzähligen Scheinwerfer.

Kurz darauf dreht die Repubblica Argentina ab und steuert auf einen schmalen Kanal in Richtung Hafenbecken zu – uns ist dann ganz schön mulmig – wie soll da der grosse Pot durch passen?

An beiden Enden des Schiffs werden Buxier-Schiffe festgemacht, die es dann in den Kanal manövrieren. Nicht übertrieben: auf der einen Seite hat es noch vielleicht 2 Meter Platz auf der anderen Seite fehlen nur noch Zentimeter, zwischendurch schrammt der Rumpf auch mal an der Wand entlang. Wie sich herausstellt, ist der Kanal eine Schleuse. Bald sind wir hindurch und haben am Quai festgemacht. In der Zwischenzeit ist der Morgen weit fortgeschritten. Nun geht es ans Ausladen. Alle Mann sind nun beschäftigt.

 

Es ist noch nicht klar, wie lange wir in Tilbury bleiben. Es heisst, dass wir am nächsten Tag, am 03. Dezember, um den Mittag herum wieder auslaufen. Mit der Idee, nach London hineinzufahren wird wohl nichts. So entschliessen wir uns, am Nachmittag wenigstens einen kurzen Landgang ins Städtchen Tilbury zu machen.

Wie wir feststellen, herrscht der Ausnahmezustand. Zu viel hat es geschneit. Bereits im Hafen merken wir, dass England nicht auf solche Schneemassen vorbereitet ist. Wir stapfen und bahnen unseren Weg durch Unmengen von Schnee. Tilbury selbst bietet nichts. Es ist eine ziemlich heruntergekommene Londoner Vororts-Hafenstadt mit entsprechendem Publikum. So bemühen wir uns noch schnell Tee zu kaufen und dann vor der Dunkelheit wieder auf’s Schiff zurück zu kommen.

Mahlzeiten gibt es wie gehabt, italienischer 4-Gänger zum Mittagessen und zum Abendessen...

 

Heute kommt auch noch ein zweiter Steward an Bord. Massimo ist Italiener und Mitte Dreissig. Leider tut er sich etwas schwer mit Englisch. Auch sonst scheint es, dass er etwas Mühe im Umgang mit Gästen hat.

 

03.12.2010

In Tilbury

 

Den heutigen Tag verbringen wir mit Warten. Warten darauf, dass das Schiff fertig beladen wird. Doch der Schnee hat allen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Das Be- und Entladen kommt nicht voran. Bis jetzt ist man nicht einmal fertig mit dem Entladen. Wohlgemerkt, man hat die ganze Nacht durchgearbeitet, sowohl an Bord als auch im Hafen.

Die angekündigte Abfahrt für abends um acht, fällt somit auch ins Wasser und wir werden auf den nächsten Tag vertröstet. Wir entscheiden uns diese Verzögerung für einen Ausflug nach London zu nutzen.

 

04.12.2010

Ab Tilbury

 

Schnell frühstücken und dann gleich los. Mit dem Vorortszug fahren wir nach London. Ankunft direkt beim London Tower und der Tower-Bridge. Kurzer Augenschein, dann weiter mit der U-Bahn zum Buckingham Palace. Zu Fuss weiter zur Westmister Abbey, zum House of Parlament mit Big Ben. Hoch zum Trafalgar Square und dem Picadilly Circle.

Ach übrigens, wisst ihr, dass es in London einen Swiss Square gibt? Zum 700 Jahre Jubiläum hat man der Schweiz einen ganzen Platz gleich beim Picadilly Circle gewidmet. Sehr repräsentativ mit einer grossen Skulptur mit allen Kantonswappen.

Per U-Bahn weiter in die City. Hier noch etwas umschauen und dann wieder zurück zur Bahnstation, denn es ist schon vier Uhr und wir müssen um fünf Uhr wieder auf dem Schiff sein.

Pünktlich wie die Uhr stapfen wir wieder an Bord. Zum Glück sind die Temperaturen gestiegen und der ganze Schnee fast geschmolzen.

 

Um 10 Uhr Nachts läuft das Schiff endlich aus. 1 Tag war geplant 3 Tage sind es geworden. Wenn das so weiter geht, feiern wir Ostern noch auf dem Schiff!!!

05.12.2010

In Antwerpen

 

Bereits am Morgen sehen wir die Küstenlinie von Belgien und am Mittag fahren wir den Kanal nach Antwerpen hinauf. Viel gibt es heute nicht zu tun. Es ist Sonntag und so nutzen wir den Tag zum Ausspannen – die Fahrt wäre ja sonst viel zu stressig – hahaha.

 

06.12.2010

In Antwerpen

 

Wieder nutzen wir den Aufenthalt für einen Landgang.

Als wir um 10 Uhr auf dem „Kleinen Markt Platz“ von Antwerpen aus dem Taxi steigen, stehen uns die Münder offen. Wow, sind das schöne Barock-Häuser. Alle mit sehr viel Verzierungen und Gold. Mit weiterhin offenen Mündern schlendern wir zur Kathedrale. Auch diese ist sehr eindrucksvoll und überwältigend. Weiter geht es durch die prächtigen Strassen und Gassen von Antwerpen. Wir kommen nicht mehr aus dem Staunen. Wir sind völlig überrascht von der Pracht und dem Reichtum der Stadt. Als wir eines der Shopping-Center in der Innenstadt betreten, verschlägt es uns wieder den Atem. Das Shopping-Center ist in einem alten Stadtsaal, wobei der Saal noch perfekt erhalten ist. Und was für ein Saal das ist! Ein riesiger Ballsaal. Unglaublich gross! Unglaublich vergoldet!

Am Ende der Strasse empfängt uns der Bahnhof. Auch der ist unglaublich. In anderen Ländern würde das Gebäude als Palast durchgehen. Antwerpen ist einfach überwältigend. Die Dimensionen sind für uns kleine Schweizer einfach unvorstellbar. Der Prunk und die Pracht zeugen von einer langen, reichen Geschichte der Stadt.

Antwerpen ist bekanntlich auch die Stadt der Diamanten, also besuchen wir das Diamanten-Museum. Wie wir im Museum erfahren, wird 80% des weltweiten Diamantenhandels über Antwerpen abgewickelt. Im Museum, gibt es auch noch einen Tresor zu knacken und die Diamanten darin zu rauben. So verlassen wir dann nach 2 Stunden das Museum um einiges gescheiter und um je einen Diamanten reicher.

 

Kaum auf dem Schiff, gibt es auch gleich wieder unser übliches italienisches 4-Gang Menü. Wir sind froh, dass wir heute um die Mittags-Mast herum gekommen sind.

 

Heute hat uns ein Teil der Crew verlassen. Nach kaum einer Woche hatten wir schon viel zusammen gequatscht und gelacht. Jedenfalls freuen wir uns für die Männer, denn sie können dieses Jahr endlich wieder einmal Weihnachten zu Hause mit Ihrer Familie feiern. Für viele das erste Mal seit 6-7 Jahren.

 

07.12.2010

Ab Antwerpen

 

Dolce far niente.

 

Abends kommen dann noch zwei weitere Passagiere an Bord, zwei Belgierinnen, Martine und Edith. Und kurz darauf laufen wir, mit Kurs auf Le Havre, aus.

08.12.2010

In Le Havre

 

Nach einem Tag auf ruhiger See im Ärmelkanal, empfängt uns kurz vor Le Havre ein stürmischer Wind. So schaukeln wir in den Abendstunden in Le Havre ein.

 

09.12.2010

Ab Le Havre

 

Da wir erst am Abend um 10 Uhr wieder auslaufen, verschafft uns das einen Tag für einen Landgang in Le Havre.

 

Die Sonne scheint! Der Tag verspricht viel. Um 9 Uhr stehen wir vor der geschlossenen Rampe! Unser neuer erste Offizier ist etwas ratlos und weiss nicht was er mit uns anfangen soll – wie es scheint, hat er noch nicht alle Instruktionen von seinem Vorgänger erhalten.

Eine halbe Stunde später verlassen wir das Schiff durch die Lotsentür, über eine Hühnerleiter. Nochmals eine halbe Stunde später findet sich ein Unikum von einem Taxifahrer ein. Wie wir von Martine und Edith erfahren, war er, das letzte Mal als sie hier waren, sturz besoffen. Es scheint wir haben heute Glück und das etwas spezielle Französisch ist weder dem Dialekt noch dem Alkohol, sondern einem Sprachfehler zuzuschreiben.

 

Man kann über Le Havre sagen was man will, und das war im Vorfeld sehr viel Negatives, aber wenn die Sonne scheint, ist es schön!

Im 2. Weltkrieg wurde die Stadt grösstenteils flachgebombt. Anschliessend wurde der ganze Stadtkern in einem Guss wieder aufgebaut. Dem Zeitgeist entsprechend waren dies unterschiedliche Gebäudeformen, jedoch alle mit dem gleichen äusseren Erscheinungsbild. Heute ist dieser ganze Stadtkern UNESCO Weltkulturerbe.

Bekanntlich lässt sich über Schönheit streiten. Genau so geht es uns. Petra findet die Stadt eher nicht schön. Paddy hingegen gefällt die Schlichtheit, die aus der Einheitlichkeit hervorgeht und auch offene luftige Bauweise mit den breiten Avenuen.

 

Speziell gut gefällt Paddy die Kirche St. Joseph. Von weitem hat sie das Erscheinungsbild eines Wohnturms, etwas näher scheint sie wie ein überdimensioniertes Monument; ein grosser würfelförmiger Grundkörper, auf dem ein hoher runder Turm thront.

Erst wenn man sie betritt, offenbart sich ihre wahre Gestalt. Der Grundriss selbst entspricht dem würfelförmigen Grundkörper, welcher bereits über eine ansehnliche Höhe verfügt. Doch was dem ganzen die Krone aufsetzt ist, dass der Turm ebenfalls hohl und zum Grundkörper hin offen ist. Damit hat der Kirchenraum eine Innenhöhe vom Boden bis zur Turmspitze.

Dazu kommen die unzähligen Fenster in farbigem Glas. Am heutigen Tag mit Sonnenschein, kommen diese sehr schön zur Geltung. Dazu kommt, dass die ganzen statischen Elemente vom Architekten offen in Szene gesetzt wurden – faszinierend.

Ob das Gebäude als Besinnungsort wirklich die optimale Form hat, oder ob es vielleicht doch besser als Raketensilo verwendet werden sollte, darüber lässt sich streiten. Doch als Gesamtarchitektur ist es überwältigend!

 

Der älteste Teil von Le Havre ist die Kathedrale. Sie steht mitten im neuen Teil der Stadt. Ob diese einfach wieder aufgebaut wurde oder wie durch ein Wunder dem Bombenhagel entgangen ist, haben wir nicht herausgefunden. Es ist eine romanische Kirche. Hier finden wir wieder etwas, was wir als gute Idee für eine Kirche empfinden. Wo sollen während des Gottesdienstes all die quängelnden und gelangweilten Kinder hin? Natürlich in die kircheninternen Spiel-Box.

Was wir anfänglich für einen etwas zu gross geratenen Beichtstuhl hielten, stellte sich als „lärm-isolierte Spielbox“ heraus. Wir finden, das ist eine gute Idee.

 

Es ist bereits Nachmittag und unsere Bäuche knurren schon, als wir ein Käse-Restaurant finden. Wer Paddy kennt, weiss, dass es da kein Zurück mehr gibt. Petra gibt sich geschlagen und gemeinsam futtern wir ein feines Tomaten-Fondue, das erste und wohl auch letzte in diesem Jahr.

 

Immer noch völlig überessen, treffen wir auf dem Schiff ein. In der Zwischenzeit sind auch noch die 5 letzten Passagiere eingetroffen: Jean-Marie und Joseaine, Frank, Marc und Paulette. Es ist klar, dass unsere Deutsch-belgische-schweizerische Sprachkultur nun eindeutig in Richtung Französisch abdriftet. Leider bleiben dabei einige auf der Strecke, was das Ganze etwas zweiteilt; in all jene die auch oder nur Französisch sprechen und in all jene die Deutsch oder Englisch sprechen und Französisch nicht verstehen. Na mal schauen, vielleicht bringen wir unsere neuen Begleiter noch dazu, dass wir die Gespräche in Englisch führen, dann können wieder alle mitreden.

 

In der Nacht legen wir von Le Havre ab, das nächste Ziel ist Vigo. Vor uns liegt die Biscaya. Der Kapitän hat uns bereits gewarnt, dass dies ein recht turbulenter Abschnitt sei.

10.12.2010

In der Biscaya

 

Den ganzen Tag auf See. Lesen, Filme schauen, etwas Sport, viel zu viel Essen. Wetter und See sind den ganzen Tag ruhig.

 

Nachmittags erspähen wir mehrere Dutzend Delphine, die sich dem Schiff nähern. Wow! So schön und nahe haben wir Delphine noch nie gesehen. Und dann auch gleich noch so viele!

 

Am späteren Abend werden Wetter und See immer rauer. Als wir dann im Bett liegen, fängt es richtig an zu schwanken. Wir sichern alle unsere Besitztümer, damit nichts herumrutscht oder herunterfällt und lassen uns den Rest der Nacht vom Meer in den Schlaf schaukeln – auch wenn die Bewegungen zwischendurch eher einem bockigen Pferd gleichen.

 

11.12.2010

In Vigo

 

Noch ein paar Sprünge auf dem bockigen Pferd und dann sind wir bei Finisterre vorbei und aus der Biscaya heraus. Wie uns der Kapitän – auf dem Schiff nennen ihn alle „Master“ – noch in Le Havre beteuert hat, ist damit das Rodeo vorbei und die See wird schlagartig ruhiger.

 

Am späteren Nachmittag kommt Land in Sicht ein. Wir freuen uns. Denn ehemalige Nachbarn aus Paddys Jugendzeit – eine spanische Familie – lebt in Vigo, unserem nächsten Hafen. Wir haben sie bereits vor über 10 Jahren einmal besucht. Heute wird es nur eine kurze Stipvisite.

Sobald unser Telefon eine Verbindung aufbauen kann, rufen wir an. Wir erreichen Maria. Nach einigem Hin und Her auf Spanisch, versteht sie wer am Telefon ist – die Freude ist gross und wir verabreden uns für den Abend.

 

Um 19.30 Uhr liegen wir vertäut im Hafen. Der Zoll hat seine Freigabe gegeben und zusammen mit allen anderen Passagagieren drängen wir von Bord. Eine halbe Stunde später sitzen wir in der Cafeteria Lucerna. Noch immer hängt das grosse Gemälde der Kapellbrücke von Paddys Mutter prominent im Lokal. Der Kellner versorgt uns mit Tapas und Bier – endlich wieder einmal ein Bier!

Etwas später kommt dann auch Maria. Wie wir erfahren, ist Fernando, ihr Mann, im Hotel beschäftigt – Hotel!? Ja, denn seit wir vor 10 Jahren da waren, war die Familie nicht untätig. In der Zwischenzeit haben sie noch ein weiteres Restaurant, sowie ein Hotel mit einem Restaurant eröffnet.

Es gibt so viel zu erzählen und es gäbe noch viel mehr zu erzählen.

 

So sitzen wir dann bis halb zwölf in der Cafeteria Lucerna, nehmen dann ein Taxi und fahren zu Fernando, zum Hotel Lucerna.

 

Fernando ist voll mit seinen Gästen beschäftigt und so werden wir erst einmal an einem Tisch parkiert und mit Wein versorgt. Klar, dass automatisch die Tapas aufgefahren werden und das Essen serviert wird. Etwas später hat dann auch Fernando Zeit und setzt sich zu uns.

Ach ist das lange her, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben. Es gibt so viel worüber man reden kann. 2 Flaschen Wein und etliche „Aguardiente“ und schon bald ist es morgens um 4 Uhr und uns fallen schon fast die Augen zu. Schweren Herzens nehmen wir Abschied und fahren zurück zum Schiff. Wir hätten gerne noch einige Zeit bei den Zweien verbracht. Vor allem Fernando war etwas düpiert, dass wir das Angebot eines Zimmers im Hotel ausgeschlagen haben. Doch auf dem Schiff haben wir unsere Kabine, die schon ein bisschen unser Zuhause geworden ist. Dazu kommt, dass wir ausschlafen möchten und nicht gleich nach dem Aufstehen zurückhetzen wollen, damit wir die Abfahrt des Schiffes nicht verpassen.

 

12.12.2010

Ab Vigo

 

Es muss nicht speziell erwähnt werden, dass sich auch dieses Mal das Auslaufen um etliche Stunden verzögert. Jedenfalls sind wir beim Abendessen bereits ausgelaufen.

13.12.2010

Auf dem Atlantik

 

Ein Tag auf See. Nur leicht schaukelt das Schiff – der Kapitän hatte recht mit seiner Voraussage. Die See ist wirklich ruhig. Wir sind uns einig, dass wir nach unserer Ankunft das leichte Schaukeln des Schiffes vermissen werden. Irgendwie hat es etwas Beruhigendes.

 

Was ist das? Und da? Kleine Wasserfontänen. Zuerst glauben wir nur Täuschungen zum Opfer gefallen zu sein. Doch nach einiger Zeit sehen wir es genau: Wale! Nicht nur einer, nicht nur zwei – nein ein ganzes Rudel. Von der Brücke bekommen wir einen Feldstecher und alarmieren noch schnell die anderen Passagiere.

Wow! Ist das faszinierend. Überall blasen Wale ab. Zwar sehen wir nur die Rücken, doch sind es bestimmt nicht nur ganz kleine Wale. Wir rätseln, was es wohl für welche sind. Erst nach über einer Viertelstunde ist das Schauspiel vorbei. Es waren bestimmt ein Duzend Wale, die wir gesehen haben. Einige davon in kaum 100m Entfernung vom Schiff. Haben wir ein Glück!

 

Später am Nachmittag gesellen sich auch wieder Delphine zu uns. Es ist faszinierend die Tiere zu beobachten. Frontal steuern sie auf das Schiff zu, drehen knapp davor ab und reiten dann auf den Wellen einige hundert Meter mit, bevor sie dann abtauchen.

 

Um halb fünf wird es ernst. Zuerst Feueralarm und anschliessend Schiff verlassen – natürlich nur als Übung. Massimo unser Passagier-Steward, muss uns erklären, wie wir die Schwimmwesten anziehen müssen. Nachdem wir ihm helfen, kann auch er sie dann richtig anziehen. Seine Erklärungen sind nicht allen Passagieren zugänglich. Er redet vorwiegend Italienisch auf uns Passagiere ein. Sein Englisch ist mehr als nur knapp. Wahrscheinlich sind wir zwei, die einzigen, die etwas verstanden haben. Was soll’s, Massimos Vorstellung hat jedenfalls Unterhaltungscharakter…

Kurz darauf quetschen wir uns alle zusammen in ein Rettungsboot. So ein Rettungsboot ist mehr als nur eng. 42 Personen passen in so ein Boot, doch nur schon zu Elft scheint es uns eng genug. Zum Glück hat es zwei Rettungsboote und wir sind nur 38 Personen an Bord…

 

14.12.2010

Auf dem Atlantik

 

Ein weiterer Tag auf See, mit Essen und etwas Sport. Zeit um uns auf Argentinien vorzubereiten und den Reiseführer zu studieren.

Am Abend tauchen die Kanarischen Inseln am Horizont auf. Wir fahren zwischen Gran Canaria und Teneriffa hindurch. Imposant thront der mit über 3000 Meter höchste Berg Spaniens über den Wolken auf Teneriffa. Nach dem Abendessen geniessen wir den schönen Sonnenuntergang. Mittlerweilen ist es auch am Abend 22°C warm. Im letzten Licht des Tages gesellen sich wieder Delphine zu uns und spielen noch einige Zeit in den Wellen des Schiffs.

Paddy hat heute noch mit Massimo gesprochen und ihm angeboten, dass er ihm etwas Englisch beibringt. Fast zwei Stunden haben sie dann am Nachmittag Englisch gebüffelt. Vor allem mit der Aussprache hat Massimo noch ziemlich Mühe. So tönt es dann eine Stunde lang „Wude iue laike a caffee?“

 

15.12.2010

Auf dem Atlantik

 

-1 Stunde. Das Meer ist so ruhig, manchmal könnte man meinen, wir liegen im Hafen. Ein paar Delphine hie und da, dann wieder fliegende Fische. Sonst nur faulenzen, essen, lesen und eine Stunde Sport.

Drei Mal Afrika

16.12.2010

Schnell mal in Dakar, Senegal

 

Gegen Abend laufen wir in Dakar ein. Die Mannschaft und die Offiziere sind angespannt. Alle Türen sind abgesperrt, die Rettungsringe und alles was nicht niet- und nagelfest ist, wird reingenommen. Die Angst vor Diebstählen und Blinden-Passagieren ist gross. Kaum angelegt, werden Container auf- und abgeladen. Wir hoffen, an Land gehen und uns kurz die Beine vertreten zu können. Fehlanzeige. Zuerst kommen Zoll und Offizielle an Bord – alles kleine Könige. Dann wird eine Stunde lamentiert, dann verlassen die Offiziellen das Schiff wieder, jeder mit einer Kiste Cola-Dosen unter dem Arm und wahrscheinlich auch sonst noch einem Bakschisch in der Tasche. Knapp zwei Stunden nach dem Einlaufen legen wir schon wieder ab.

Dieser Aufenthalt war reichlich kurz…

 

17.12.2010

Ein Tag auf dem Meer

 

Was heute Weltbewegendes geschah? Petra hat Paddy im Tischtennis vernichtend geschlagen – wahrscheinlich hat sie zu viel Rogi im Fernsehen gesehen – und dann noch die fliegenden Fische die den ganzen Tag vor dem herannahenden Schiff flüchten. Es ist faszinierendes, wie weit die Fische fliegen können, es sind sicher an die 40-50 Meter die sie über die Wellen segeln. Dabei tauchen sie die Schwänze jeweils in die Wellenkronen, um wieder zu beschleunigen.

Im Schiff läuft nicht mehr die Heizung, sondern die Klimaanlage. Draussen ist es feuchtwarm und abends um 20 Uhr immer noch 28° Grad.

 

18.12.2010

In Conakry, Guinea

 

Paddy steht heute etwas früher auf. Er ist nervös. Er möchte unbedingt beim Auto sein, wenn entladen wird. Wir haben schon von einigen Seiten gehört, dass Autos von Passagieren, beim Entladen, von Hafenarbeitern aufgebrochen wurden. Indirekt haben das auch Mitglieder der Besatzung zugegeben – offiziell natürlich nicht. Da unser Auto auf einem Deck steht, das in Dakar verschlossen war, wird dieses Problem erst heute aktuell. Vom selben Deck müssen andere Autos ausgeladen werden.

Gegen 08.00 Uhr treffen wir im Hafen von Conakry ein, doch bis das Schiff schlussendlich angelegt hat, dauert es noch eine geraume Zeit. Die Repubblica Argentina muss seitwärts zwischen zwei anderen Frachtschiffen „geparkt“ werden. Das sieht nicht ganz so einfach aus.

 

Gespannt verfolgen wir das rege Treibe unter uns auf der Mole. Hunderte von Afrikanern tummeln sich auf dem total verdreckten Quai. Wir wundern uns, ob die hier alle sind zum Arbeiten oder bloss aus Neugier oder zum Zeitvertreib hergekommen sind.

Auf dem Frachtschiff neben uns, werden mit grossen Kranen tonnenweise Reissäcke entladen und auf Lastwagen gestapelt. Etwas weiter entfernt, putzt eine Frau mit dem Besen zwischen dem Abfall. Was das wohl für einen Sinn macht? Beim genaueren Hinschauen sehen wir, dass sie Reis zusammenwischt, welches beim Umladen zu Boden gefallen ist. Sie steckt den mit Staub und Dreck vermischten Reisen ihn in eine kleine Plastiktüte. Einige Meter entfernt, sitzt ein Junge am Wasser und leert seine ergatterte Reis-Beute auf den Boden aus. Mit beiden Händen lässt er dann den Reis aus einiger Höhe zu Boden rieseln. Durch den leichten Wind wird der Staub und Dreck weggeblasen. Wiederholt säubert er so seinen Reishaufen und packt ihn dann in einen Plastikfetzen ein, den er irgendwo am Boden findet.

Während die einen so zu ihrem Essen kommen, beobachten wir, dass an anderen Orten „plötzlich“ gleich ganze 50-Kilo Reissäcke von den Lastwagen verschwinden und schnell im Kofferraum eines Autos verstaut werden. Andere bestechen die „Aufseher“, damit sie zu ihrem Anteil kommen und wieder andere verstecken sich zwischen den Reissäcken auf dem Lastwagen und schlitzen den untersten Sack auf, damit der Reis beim Fahren in die „Geheimfächer“ rieselt, die sich unter der defekten Ladefläche befinden.

 

Von unserem Schiff werden Container und Schrott-Autos aus Europa entladen. Letztere werden hier wahrscheinlich noch einige Jahre herumgefahren.

Mit einem Kran werden Autos vom Oberdeck abgeladen. Dafür sind afrikanische Arbeiter zuständig. Einer steuert den Kran, zwei befestigen auf umständliche Weise die Autos und 4-6 weitere Arbeiter wursteln sonst etwas bei den Autos herum oder schauen zu. Das bietet einen gewissen Unterhaltungswert.

Solche und andere Szenen bieten sich während den zwei Tagen im Hafen von Conakry.

Auf einen Landgang haben wir verzichtet. Die Bewilligung hätte uns 60 Euro pro Person und ein Prozedere von 2 Stunden gekostet.

 

Apropos Prozedere; vom Moment als die Rampe des Schiffs den Boden berührt hat bis kurz vor dem Auslaufen kommen ständig irgendwelche Beamte an Bord. Es ist ein stetes kommen und gehen. Dabei hat jeder Beamte beim Gehen im Minimum eine Schachtel Coca-Cola Dosen unter dem Arm. Meist haben sie noch ein 6er Pack Wasserflaschen und eine Whiskey Flasche sowie eine Stange Zigaretten mit. Aufwandentschädigung heisst das hier. Interessanterweise wird beim Ausgang die Whiskeyflasche gleich wieder für einige wenige Dollar an die Crew weiterverkauft – man sei Moslem und dürfe keinen Alkohol trinken…

 

Nach dem Ablegen, als wir schon 2 km vom Hafen entfernt sind, gilt es nochmals sicher zu stellen, dass keine Blinde-Passagiere an Bord sind. Dazu gibt der Kapitän einen falschen Alarm „Schiff sinkt, alle Mann von Bord“ über Lautsprecher durch. Wir haben Glück gehabt; es zeigt sich keiner.

17.12.2010

Ein Tag auf dem Meer

 

Was heute Weltbewegendes geschah? Petra hat Paddy im Tischtennis vernichtend geschlagen – wahrscheinlich hat sie zu viel Rogi im Fernsehen gesehen – und dann noch die fliegenden Fische die den ganzen Tag vor dem herannahenden Schiff flüchten. Es ist faszinierendes, wie weit die Fische fliegen können, es sind sicher an die 40-50 Meter die sie über die Wellen segeln. Dabei tauchen sie die Schwänze jeweils in die Wellenkronen, um wieder zu beschleunigen.

Im Schiff läuft nicht mehr die Heizung, sondern die Klimaanlage. Draussen ist es feuchtwarm und abends um 20 Uhr immer noch 28° Grad.

 

18.12.2010

In Conakry, Guinea

 

Paddy steht heute etwas früher auf. Er ist nervös. Er möchte unbedingt beim Auto sein, wenn entladen wird. Wir haben schon von einigen Seiten gehört, dass Autos von Passagieren, beim Entladen von Hafenarbeitern aufgebrochen wurden. Indirekt haben das auch Mitglieder der Besatzung zugegeben – offiziell natürlich nicht. Da unser Auto auf einem Deck steht, das in Dakar verschlossen war, wird dieses Problem erst heute aktuell. Vom selben Deck müssen andere Autos ausgeladen werden.

Gegen 08.00 Uhr treffen wir im Hafen von Conakry ein, doch bis das Schiff schlussendlich angelegt hat, dauert es noch eine geraume Zeit. Die Repubblica Argentina muss seitwärts zwischen zwei anderen Frachtschiffen „geparkt“ werden. Das sieht nicht ganz so einfach aus.

 

Gespannt verfolgen wir das rege Treibe unter uns auf der Mole. Hunderte von Afrikanern tummeln sich auf dem total verdreckten Quai. Wir wundern uns, ob die hier alle sind zum Arbeiten oder bloss aus Neugier oder zum Zeitvertreib hergekommen sind.

Auf dem Frachtschiff neben uns, werden mit grossen Kranen tonnenweise Reissäcke entladen und auf Lastwagen gestapelt. Etwas weiter entfernt, putzt eine Frau mit dem Besen zwischen dem Abfall. Was das wohl für einen Sinn macht? Beim genaueren Hinschauen sehen wir, dass sie Reis zusammenwischt, welches beim Umladen zu Boden gefallen ist. Sie steckt den mit Staub und Dreck vermischten Reisen in eine kleine Plastiktüte. Einige Meter entfernt, sitzt ein Junge am Wasser und leert seine ergatterte Reis-Beute auf den Boden aus. Mit beiden Händen lässt er dann den Reis aus einiger Höhe zu Boden rieseln. Durch den leichten Wind wird der Staub und Dreck weggeblasen. Wiederholt säubert er so seinen Reishaufen und packt ihn dann in einen Plastikfetzen ein, den er irgendwo am Boden findet.

Während die einen so zu ihrem Essen kommen, beobachten wir, dass an anderen Orten „plötzlich“ gleich ganze 50-Kilo Reissäcke von den Lastwagen verschwinden und schnell im Kofferraum eines Autos verstaut werden. Andere bestechen die „Aufseher“, damit sie zu ihrem Anteil kommen und wieder andere verstecken sich zwischen den Reissäcken auf dem Lastwagen und schlitzen den untersten Sack auf, damit der Reis beim Fahren in die „Geheimfächer“ rieselt, die sich unter der defekten Ladefläche befinden.

 

Von unserem Schiff werden Container und Schrott-Autos aus Europa entladen. Letztere werden hier wahrscheinlich noch einige Jahre herumgefahren.

Mit einem Kran werden Autos vom Oberdeck abgeladen. Dafür sind afrikanische Arbeiter zuständig. Einer steuert den Kran, zwei befestigen auf umständliche Weise die Autos und 4-6 weitere Arbeiter wursteln sonst etwas bei den Autos herum oder schauen zu. Das bietet einen gewissen Unterhaltungswert.

Solche und andere Szenen bieten sich während den zwei Tagen im Hafen von Conakry.

Auf einen Landgang haben wir verzichtet. Die Bewilligung hätte uns 60 Euro pro Person und ein Prozedere von 2 Stunden gekostet.

 

Apropos Prozedere; vom Moment als die Rampe des Schiffs den Boden berührt hat bis kurz vor dem Auslaufen kommen ständig irgendwelche Beamte an Bord. Es ist ein stetes kommen und gehen. Dabei hat jeder Beamte beim Gehen im Minimum eine Schachtel Coca-Cola Dosen unter dem Arm. Meist haben sie noch ein 6er Pack Wasserflaschen und eine Whiskey Flasche sowie eine Stange Zigaretten mit. Aufwandentschädigung heisst das hier. Interessanterweise wird beim Ausgang die Whiskeyflasche gleich wieder für einige wenige Dollar an die Crew weiterverkauft – man sei Moslem und dürfe keinen Alkohol trinken…

 

Nach dem Ablegen, als wir schon 2 km vom Hafen entfernt sind, gilt es nochmals sicher zu stellen, dass keine Blinde-Passagiere an Bord sind. Dazu gibt der Kapitän einen falschen Alarm „Schiff sinkt, alle Mann von Bord“ über Lautsprecher durch. Wir haben Glück gehabt, es zeigt sich keiner.

20.12.2010

In Freetown, Sierra Leone

 

Gegen Mittag laufen wir im Hafen ein. Bereits vom Schiff aus sehen wir einen wesentlichen Unterschied zu Conakry. Alles wirkt viel sauberer und ordentlicher.

Zu siebt unternehmen wir einen Landgang. Von unserem Steward erfahren wir, dass es besser ist kein Taxi in die Stadt zu nehmen; es hätte zu viel Verkehr. An der Rampe drängen sich uns dafür mehrere Führer auf. Obwohl wir versuchen sie abzuwimmeln, marschieren sie neben uns her und bequatschen uns. Schlussendlich sind sie dann halt einfach bei uns und spazieren mit uns durch die Strassen, oder doch umgekehrt?

Schlussendlich sind wir dann aber doch froh, dass wir zwei Führer dabei haben. Die erste Strecke geht durch Quartiere, die in europäischen Augen als Slums zu bezeichnen sind. Die Strassen sind nur teilweise geteert. Und am Rand jeder Strasse und Gasse führt ein Kanal mit einer undefinierbaren, stinkenden Brühe entlang – bloss nicht stolpern und aus Versehen reintreten…

 

Oft werden wir mit „How are you?“ oder „Hallo“ angesprochen. Es sind sehr viele Menschen unterwegs. Trotz der heruntergekommenen Umgebung fühlen wir uns einigermassen sicher.

Marion, unsere „Mitpassagierin“, spricht laufend Menschen an. Die Leute sind durchwegs sehr zugänglich und offen.

 

Unsere Führer weisen uns den Weg zum lokalen Markt. Der Markt ist zwischen die Hütten in Gassen und kleine Plätze gequetscht. Die schmalen Wege des Marktes sind zum Bersten voll. Es gibt alles zu kaufen. Von getrocknetem Wildbrett (undefinierbar – könnten Affen sein), Hühnerbeinen, Fischen, exotischem Grünzeug und Früchten bis hin zu alten verrosteten Türschlössern und irgendwelchem kitschigem Fernost-Plastik-Zeug. Es ist so spannend und interessant. Wir merken wieder einmal, dass es die Märkte sind, die Aufschluss über die Lebensweise von Menschen, dem was sie haben und was sie gerne möchten, geben.

Weiter geht es einer abgasverpesteten Strasse entlang, in Richtung Stadtzentrum. Die Temperaturen sind über 30 Grad, die Luftfeuchtigkeit ist bestimmt schon bei 200% angelangt. Paddy läuft der Schweiss in Strömen herunter. Hat sein Hemd beim Verlassen des Schiffs noch einzelne trockene Flecken aufgewiesen, so weist es nun nur noch ganz wenige, kleine helle Stellen auf. Es hängt an ihm wie ein nasser Waschlappen und zieht die erstaunten Blicke der Passanten auf sich.

 

War bisher die talseitige Seite der Strasse mit Wellblechhütten gesäumt, so finden sich nun auf beiden Seiten gemauerte Häuser. Ausnahmslos alle mit kleinen Geschäften. Wir müssen anerkennen, dass die Geschäftsinhaber samt und sonders die Geschäfte und das kurze Stück Strasse davor, einwandfrei sauber halten. Allgemein ist die Verteilung des Drecks und des Abfalls sehr unterschiedlich. Auf der Strasse ist zwar vieles kaputt, aber wirklich Dreck findet sich nicht. In den Seitenstrassen ist das zum Teil anders. Zwar gibt es ganze Quartiere, die perfekt gewischt sind, doch gibt es genauso andere, die im Abfall ertrinken. Wir werden nicht recht schlau daraus. Wie ist denn nun die Mentalität der Menschen? Was uns jedoch auffällt ist, dass die sauberen Quartiere meist rund um eine Mosche herum zu finden sind – der Zusammenhang kann aber auch nur zufällig sein oder in unserer Wahrnehmung liegen.

 

Auf dem Schiff hat man uns gebeten, zusammen zu bleiben. Unser Kapitän hat etwas Bedenken bezüglich Sicherheit auf unserem Landgang. Da unsere beiden belgischen Mitpassagiere unbedingt zum Strand wollen – er soll weltberühmt schön sein – und wir zusammenbleiben sollen, bleibt uns nichts anderes übrig als mit ihnen zusammen ein Taxi zu nehmen und zum Strand zu fahren.

 

Unsere Führer organisieren ein Taxi. Es ist ein Minibus, ein Crysler Voyager. Zu neunt quetschen wir uns hinein. Es ist unerträglich drückend und heiss im Taxi. Los geht’s – dachten wir. Nach kaum 20 Metern stehen wir. Von da an stehen wir im 2 Meter Rhythmus bis ins Zentrum.

Kurz nach dem Zentrum, in der Zwischenzeit sitzen wir schon eine Stunde im Taxi, stellt der Motor ab.

Kleines Quiz: Was ist passiert, wenn ein afrikanischer Taxifahrer mitten auf der Strasse aussteigt, den Schlüssel abzieht und wegrennt? Na wisst ihr’s? Genau, das Benzin ist alle!

 

Wir warten einige Minuten, bis es uns zu heiss wird im Taxi. Wir zwängen uns aus dem Auto und gehen zu Fuss weiter.

 

Offensichtlich sind wir im Stadtzentrum. Rund um uns erheben sich Hochhäuser in mehr oder weniger desolatem Zustand. Wir fragen uns, wie solche Häuser unter diesen Bedingungen überhaupt gebaut werden können.

 

Einige Blocks weiter holt uns dann das Taxi wieder ein. Wir quetschen uns wieder in das Fahrzeug. Weiter geht’s! – Bis zum nächsten Stau. Marion und Alfred beschliessen der allgemeinen Hitze im Taxi zu entfliehen und gehen zu Fuss voraus. Eine Viertelstunde später kommen sie wieder zurück – wir stehen immer noch am selben Fleck. Wie sie uns mitteilen, ist der Stau endlos und bewegt sich keinen Millimeter. Wir beschliessen umzukehren und uns anstelle vom Stauerlebnis, die Beine in der Stadt zu vertreten.

 

Im Zentrum hüpfen wir von Bordstein zu Bordstein, über Spalten und Löcher im Boden, werden alle paar Meter von illegalen Geldwechslern angesprochen oder von bettelnden Kindern an den Händen genommen.

Wir wissen nicht mehr wo es war, jedoch auf einmal sind Marion und Alfred weg. Einer unserer Führer geht zurück und kehrt nach einer Viertelstunde erfolglos zurück. Darauf geht der andere Führer auf die Suche. Als er dann nach einer weiteren halben Stunde nicht mehr zurückkehrt, gehen wir los. Unsere beiden deutschen Mitpassagiere sind alt genug und erfahren, dass sie alleine ihren Weg zum Schiff zurückfinden werden.

Nach einer Stunde Fussmarsch entlang der abgasverdreckten und stickigen Strasse sind wir dann auch wieder am Hafen. Wir sind erleichtert, als wir kurz darauf unter der Dusche stehen und den ganzen Staub und Dreck abwaschen können. Wir sind uns aber auch wieder einmal bewusst, wie gut es uns geht. Es trennt uns nur eine dünne Stahlwand vor all dem Schmutz und Staub. Auf dieser Seite der Wand ist es angenehm klimatisiert, es warten der Steward mit dem Essen und anschliessend sauber bezogene Betten auf uns. Wir leben auf einer Insel – und damit meinen wir nicht nur unser Schiff. Dennoch, wir haben nicht Mitleid, sondern Respekt vor den Menschen hier in Freetown. Alle sind beschäftigt, sich ihren Lebensunterhalt selbst zu verdienen. Wir haben nur einige wenige Bettler gesehen. Zwar wurde Marion ein Papier aus der Hosentasche gestohlen, dennoch haben wir uns nie unsicher gefühlt.

In all dem Elend das herrscht, fühlten wir auch einen gewissen Stolz und eine Zuversicht. Wir wünschen den Menschen hier, dass sie die Vergangenheit, es herrschte bis vor kurzen noch Bürgerkrieg, hinter sich lassen können und nun einen echten Neuanfang schaffen.

 

Übrigens auch hier herrscht ein kommen und gehen von Beamten, welche uns dann wieder mit „Aufwandsentschädigungen“ verlassen. Zugegeben es sind hier um einiges weniger Beamte, als in Conakry. Kurz vor dem Auslaufen haben wir noch Besuch von einer Klasse von Polizeikadettinnen, die zum Essen kommen. Es ist Teil ihrer Ausbildung Einblick in verschiedene Bereiche zu haben. Die Polizeiakademie wird dabei von Grimaldi, der Schiffs-Reederei, unterstützt – man kann nie genug Freunde haben… Nach dem Essen erspähen sie Petra, die gerade Spanisch lernt, und stürzen sich auf sie. Woher kommst du? Wohin gehst du? Was machst du? Wie lebst du? Am Schluss steht Petra mit einigen Telefonnummern da.

 

21.12.2010

Ab Freetown, Sierra Leone

 

Am Morgen früh wollte man ablegen, doch um 8 Uhr ist man immer noch mit dem Beladen des Schiffs beschäftigt. Auf Rückfrage bei Rommel ist die Abfahrt für 10 Uhr afrikanischer Zeit vorgesehen. Was das heisst? Es kann 10 Uhr morgens oder 10 Uhr abends sein. Mal sehen, jedenfalls werden wir danach nicht wieder so schnell Land sehen. Etwa 6 Tage werden wir auf hoher See sein bis wir in Rio de Janeiro einlaufen. Das heisst also, dass wir Weihnachten irgendwo auf dem Atlantik verbringen werden. Deshalb bereits hier: Euch allen eine schöne Weihnachten!

 

Eine Weile nach dem Auslaufen, alle ausser Paddy sitzen bereits zu Tisch beim Abendessen, macht der Kapitän wieder die Ansage „Schiff sinkt, alle Mann von Bord“, um allfällig Blinde-Passagiere aus ihren Verstecken zu scheuchten. In der Offiziersmesse ruft dies einige Aufregung hervor. Massimo der Steward hält zuerst inne, man sieht; etwas geht vor in seinem Kopf, dann springt er auf und ab: „Alarm, Alarm! Lauft in eure Kabinen und holt eure Schwimmwesten!“ Nach einigem Zögern lassen sich alle Passagiere anstecken und laufen in die Kabinen.

Als Paddy mit dem Offiziers-Steward Rommel die Messe betritt, findet er verwaiste Tische vor, auf denen noch die kaum angefangenen Teller stehen. Verwundert schauen sie sich an: Was ist denn hier los? – Ahh! Alles klar: der Alarm! Beide halten sich vor Lachen die Bäuche als sie loslaufen, um die Passagiere über den falschen Alarm zu informieren. Es sind schon alle wieder bei Tisch als dann auch Massimo auftaucht und uns mit grossen Augen anschaut. Es muss wohl kaum erwähnt werden, dass Massimo sich an diesem Tag über Spott und Hohn nicht zu beklagen brauchte…

 

Streckenmässig haben wir mit Freetown nun auch die Hälfte hinter uns. Bisher dauerte die Reise schon 3 Wochen. Wenn die zweite Hälfte der Reise ebenfalls so lange dauert, werden wir erst Mitte Januar in Buenos Aires anlegen. Das wären dann 2 Wochen Verspätung.

Drücken wir die Daumen, dass in Brasilien und Argentinien zwischen den Feiertagen nicht gestreikt wird.

... und täglich grüssen die fliegenden Fische

22.12.2010

Mittelatlantik

 

Gäähhn! Aufstehen, wozu!? Essen, Sport, Lesen, ins Wasser starren und fliegende Fische zählen, Essen, Lesen, ins Wasser starren und fliegende Fische zählen, Essen, Schlafen.

 

23.12.2010

Mittelatlantik

 

Essen, Lesen, ins Wasser starren und fliegende Fische zählen, Essen, Lesen, ins Wasser starren und fliegende Fische zählen, Essen, Schlafen.

 

Gääääähhhhn! Autsch, Kreuzschmerzen vom rumliegen, na dann, heute halt mal wieder Sport.

Huch, heute um 5.44 Uhr haben wir den Äquator gekreuzt. Beide wollten wir den Strich sehen, der rund um unsere Erde führt. Schade, wir haben es verschlafen.

 

Kurz vor dem Abendessen werden alle Passagiere aufs Oberdeck gerufen. Äquatortaufe! Mit dem Feuerwehrschlauch vergnügt sich ein Kadett damit, uns nass zu spritzen. Paddy schnappt sich dann auch gleich noch Massimo unseren Steward, der hämisch grinsend daneben steht. Am Schluss sind alle nass.

 

Wieder einmal müssen wir uns unsere wundersame Reise vor Augen halten. Vor zwei Wochen haben wir noch gefroren, vor vier Wochen noch bei 20cm Schnee auf dem Oberdeck geschlottert – heute stehen wir auf demselben Oberdeck in kurzen Hosen und finden es toll, dass wir mit angenehm warmem Meerwasser abgespritzt werden.

Wenn man eine Reise mit dem Flieger macht, ist es eine Reise von einem Ort zum anderen. Mit einem Schiff jedoch gleicht es einem Jahr, welches man im Zeitraffer durchlebt.

 

24.12.2010

Mittelatlantik

 

Essen, Lesen, ins Wasser starren und fliegende Fische zählen, Essen, Lesen, ins Wasser starren und fliegende Fische zählen, Essen, Schlafen.

 

Heilig Abend wird nicht gefeiert, einzig um Mitternacht gibt es noch einen kurzen Apéro. Zur Überbrückung der Zeit bis um Mitternacht, setzen wir uns nach dem Essen mit den anderen Passagieren zusammen, trinken etwas Wein, knabbern Nüsse und spielen Karten.

Unsere Augen sind schon ganz klein als wir um Mitternacht anstossen, doch noch immer werden wir nicht ins Bett gelassen. Rommel lädt uns beide ein, der Crew schöne Weihnachten zu wünschen. Die Crew ihrerseits (alles Philippinos) beschliesst dann, dass wir unbedingt noch bei ihrer Karaoke-Show mitmachen müssen. Es wird eine lustige Nacht mit der Mannschaft, vor allem, als sie dann den schrägen Gesang noch mit Tanzeinlagen untermalen.

 

25.12.2010

Mittelatlantik

 

Essen, Lesen, ins Wasser starren und fliegende Fische zählen, GROSSES Essen, Lesen, kleines Essen, Schlafen, Singen.

 

Die offizielle Weihnachtsfeier beginnt um 12 Uhr mit einem Apéro für alle. Dann wird gefre… sorry gegessen. Der Koch hat eine unglaubliche Arbeit geleistet. Ganz alleine hat er für 40 Personen gekocht: sechs verschiedene Apéro Häppchen, dann vier verschiedene Vorspeisen, kunstvoll angerichtet auf geschnitztem Gemüse, drei verschiedene Hauptspesen und zum Schluss noch zwei riesige Torten. Wir sind bis zum Bersten gefüllt.

 

Heute haben Alfred und Marion noch Meeres-Schildkröten gesehen. Es ist unglaublich, welche Meeresbewohner wir schon vom Schiff aus gesehen haben!

 

26.12.2010

Mittelatlantik

 

-1 Stunde Essen, Sport, Lesen, Essen, Lesen, Essen, Schlafen.

 

27.12.2010

Mittelatlantik vor Rio de Janeiro

 

Essen, Sport, Lesen, ins Wasser starren und fliegende Fische zählen, Essen, Lesen, Essen, Schlafen.

 

Ups, was sind denn das für grosse Fische gleich beim Schiffsrumpf. Sind das Haie!? Frank unser Mit-Passagier hat heute jedenfalls schon Hammerhaie gesehen.

 

Am Abend ankern wir in der Bucht vor Rio de Janeiro. Der Hafen ist voll und wir können nicht einlaufen. Na das wird ja heiter! Da kommt bestimmt nochmals ein Tag Verzögerung dazu.

 

28.12.2010

In Rio de Janeiro

 

In den frühen Morgenstunden ist es dann soweit und wir laufen in Rio ein. Es ist fantastisch zu sehen wie man an der Copacabana und dem Zuckerhut vorbeifährt. Wir sind gespannt, wie sich die Stadt anfühlt.

Um 10 Uhr lässt man uns dann los. Die Zollformalitäten sind erledigt und wir dürfen von Bord. Schlechtes Gewissen steigt in uns auf, als wir das Schiff verlassen und die Crew uns mit langen Gesichtern nachschaut - sie würden auch gerne Rio besuchen. Doch für sie heisst es Gas geben; jetzt geht’s los mit dem grossen Ausladen.

Mit einem klapprigen Shuttle-Bus lassen wir uns zum Hafen-Ausgang bringen. Hier winken wir uns ein Taxi heran und fahren direkt zum Zuckerhut.

 

Wow, ist das eine Aussicht. Das Meer, die Berge mit den Urwäldern, die Hochhäuser, die Strände, die Favelas. Ein unglaubliches Panorama bietet sich uns. Wir sind da! Wir sind angekommen in Amerika! Es ist unglaublich; schon so lange dauerte unsere Reise; fast schon 9 Monate; und endlich sind wir da. Genüsslich nehmen wir das Panorama vom Zuckerhut, der Miniurwald auf dem Gipfel mit seinen wunderschönen Aussichten, exotischen Pflanzen und Kolibris in uns auf. Jetzt haben wir richtig Lust auf mehr. Lust auf Amerika. Wir spüren wie in uns die Neugier hochsteigt. Jetzt können wir es nicht mehr erwarten bis wir in Buenos Aires sind.

 

Nach dem Zuckerhut geht’s auf die Suche nach einem Bankomaten, etwas zum Essen – unsere Bäuche haben sich schon sehr an die regelmässige Fütterung gewöhnt – und dann zur Copacabana. Schnell die Badehose anziehen und dann in die Wellen stürzen. Ist das herrlich! Doch viel Zeit haben wir nicht mehr. Noch schnell ein Bier – das erste seit langem – dann ein Taxi und zurück zum Porto Commercial External do Brasil.

 

Schlecht ist es ja nicht auf dem Schiff. Es ist definitiv bequem mit seinen angenehme kühlen Kabinen und den jederzeit verfügbaren Duschen und Betten. Aber halt eben bequem. Und um unsere Freundin Christine zu zitieren: „Reisen bedeutet die Überwindung, die persönliche Komfortzone zu verlassen.“ In diesem Sinn versuchen wir uns jetzt nicht mehr an den Luxus des Schiffs zu gewöhnen, sondern uns auf das Leben auf der Strasse zu freuen.

 

29.10.2010

Von Rio de Janeiro bis Santos

Die heutige Strecke ist kurz. Von Rio bis Santos sind es nur gerade 300km und somit gerade mal 8-10 Stunden auf See. Früh morgens geht es los, alles der Küste entlang.

 

Petra sieht gewaltige Fische mit gelben Schwanzflossen neben dem Schiff herschwimmen. Was das wohl sind?

 

Spät abends laufen wir dann in Santos ein. Santos ist die Hafenstadt von São Paolo. Was uns auffällt ist, dass wie bereits in Rio, hier in Brasilien die gesamte Küste auf vielen, vielen Kilometern mit Hochhäusern zubetoniert ist. Davor liegt ein ununterbrochener Traumstrand. Dahinter erhebt sich der dichte Wald an den Bergflanken. Wie es scheint, lieben es die Brasilianer, zusammen zu bleiben und nicht in kleine Häuser in Vororten zu wohnen. Bei uns wäre bestimmt schon das ganze Hinterland zersiedelt.

 

Alfred, unser deutscher Passagier-Kollege, möchte unbedingt noch seine Website aktualisieren bevor wir Santons verlassen. Da dies jedoch schon am folgenden Morgen um 9 Uhr sein wird, muss er trotz der fortgeschrittenen Stunde noch ein Internet-Cafe finden. Um uns die Beine zu vertreten, begleiten wir Marion und Alfred in die Stadt.

Es ist gar nicht so einfach ein WLAN zu finden. Als Alfred schlussendlich in einer Hotel-Lobby beim Strand eine offene Internetverbindung findet, ist es schon Mitternacht.

 

In der Lobby finden wir dann auch noch einen Computer mit Internetzugang für uns und lesen unsere E-Mails. Bestürzt lesen wir, dass Petras Mutter mit einer Lungenentzündung im Spital liegt. Da es schon sehr spät ist, können wir nicht mehr anrufen. So laden wir unser Telefonguthaben auf, damit wir dann am frühen Morgen nach Hause telefonieren können.

 

Während Alfred weiter seine Website hochlädt, unternehmen wir einen kleinen Spaziergang an der endlosen Strandpromenade. Sie ist viele Kilometer lang und gleicht einer Parklandschaft, mit vielen schönen Blumen und exotischen Pflanzen. Alles ist mit Flutlichtern taghell beleuchtet.

Die Gegensätze sind gewaltig. Die Strandpromenade mit viel Aufwand hergerichtet, dagegen machen die Strassen 3-4 Querstrassen vom Strand weg schon einen einigermassen desolaten Eindruck.

Dennoch Brasilien fasziniert und wir machen uns Gedanken, wie man Brasilien in unseren Reiseplan mit einbinden könnte.

 

Um 2.30 Uhr sind wir dann zurück auf dem Schiff. Alfred ist nicht mit dabei, er ist noch am Uploaden. Er kommt erst um 5 Uhr auf’s Schiff zurück.

 

30.10.2010

Von Santos

 

Petra ist schon früh auf und ruft ihren Bruder an. Von ihm bekommt sie die Nummer ihrer Mutter im Spital und kann dann mit ihr sprechen. Wir hoffen sehr, dass es Annemarie bald besser geht.

 

Nach dem Abendessen hat Paddy noch eine Hackersession mit Alfred. Die beiden sind daran, Karten für’s GPS aufzubereiten. Zusammen bringen sie nach einigen Stunden raus, wie man die Rohkarten in GPS-Karten umwandeln kann. Endlich haben wir ausreichend Kartenmaterial für ganz Südamerika.

 

31.10.2010

Vor den Küsten Brasiliens

 

-1 Stunde. Vor einigen Tagen ist Josiane auf Paddy zugekommen, ob er ihr beim GPS helfen kann. Den ganzen Nachmittag sitzen die beiden heute zusammen, installieren Software mit entsprechenden Karten und üben den Umgang mit dem GPS.

Anschliessend fragt auch noch Martine um Hilfe und so hängt Paddy noch eine Stunde dran, um auch noch Martine mit Karten und Instruktionen zu versorgen.

 

Dann steht auch noch die Silvesterparty ins Haus… ääh Schiff. Viel läuft nicht, um Mitternacht gibt es ein allgemeines Anstossen mit Offizieren und Passagieren, etwas zu Essen und dann ist es auch schon vorbei.

Wir machen uns auf den Weg in die Mannschafts-Messe. Erstens allen ein Gutes Neues Jahr wünschen und zweitens hat die Crew uns eingeladen nach dem Anstossen rüber zu kommen, man veranstalte wieder eine Karaoke-Party.

Heute ist Petra dran und muss etwas zum Besten geben. Als sie dann endlich das Mikrofon in die Hände nimmt, gibt sie es kaum wieder her. Sie und Rommel gestalten dann den weiteren Verlauf der Party in einem abwechselnden Programm.

 

Dann gibt es da noch das immer gleiche Spiel: „Wer hat Empfang?“, heisst es. Sobald wir in Küstennähe oder in einem Hafen sind, versuche alle mit ihren Laptops eine WLAN Verbindung zu bekommen. Alle (inkl. Paddy) rennen dann mit ihrem Laptop auf dem Oberdeck herum, auf der Suche nach verfügbaren Netzen und dem besten Empfang. Unser persönlicher Favorit ist Marc er hat eine externe Antenne zu seinem Computer - mit Kabel! Er treibt das ganze Spiel dann auch noch zum Exzess, sitzt man mit dem Laptop irgendwo, kommt er bestimmt und fragt „Do you have connection?“ – so eine blöde Frage, wie soll man mitten auf dem Atlantik eine WLAN-Verbindung haben!

 

Warten auf Godo

01.10.2010

Im Rio de la Plata

 

Früh morgens guckt Petra aus dem Kabinenfenster – naja, ganz so früh ist es nicht mehr – Delphine! – Halt nein, das sind keine Delfine, das sind unzählige Robben, die durchs Wasser gleiten und springen oder sich den Bauch von der Sonne bescheinen lassen. Unglaublich viele Robben sind rund um das Schiff herum.

 

Mittags biegen wir in die Mündung des Rio de la Plata ein, vor Montevideo kommt ein Lotse an Bord und geleitet uns in die breite Mündung hinein. Immer trüber wird das schöne blaue Meerwasser bis es dann nur noch eine braune Brühe ist. Nun sind wir in den Gewässern des Rio de la Plata. Links von uns, ganz weit entfernt, sehen wir schon knapp die Skyline von Buenos Aires. Rechts von uns ein dünner Streifen am Horizont, Uruguay. Der Rio de la Plata ist hier, 100km von der Mündung entfernt, immer noch 85km breit. Neben uns ankern unzählige Schiffe – und wir auch. In Zarate, unserem vorletzten Hafen, wird ebenfalls Neujahr gefeiert. So müssen wir hier noch ein bis zwei Tage warten.

 

02.01.2011

Auf dem Rio de la Plata

Heute ist Sonntag nach Neujahr. Klar, dass immer noch niemand arbeitet. Wie wir erfahren, sind zuerst noch andere Schiffe an der Reihe. Dies heisst für uns, dass wir frühestens morgen Vormittag weiter können.

 

Endlich dürfen wir auch den Maschinenraum besichtigen. Im Gänsemarsch geht es durch das ganze Schiff, Treppen hoch, Lift hinunter, Treppen runter, links um die Ecke, rechts um die Ecke und – da sind wir! Vor uns tut sich ein Kontrollraum auf, fast wie in einem kleinen Kraftwerk. Kunststück, hinter der Tür des Kontrollraums wartet schliesslich auch ein Kraftwerk. Der Maschinist-Kadett hat die Aufgabe gefasst uns rumzuführen. Zuerst zeigt er uns den ganzen Kontrollraum und erklärt uns den ganzen Aufbau. Anschliessend fragt er uns, ob wir denn nun wirklich in den Maschinenraum wollen. Klar! Alle nicken.

Als er die Tür zum Maschinenraum – oder sollte man das eher eine Maschinenhalle nennen? – ist uns klar, weshalb man uns erst jetzt, als wir vor Anker liegen, in den Maschinenraum lässt; es herrscht ein Höllenlärm. Und dabei laufen nur gerade zwei der vier Stromaggregate. Die eigentliche Schiffsmaschine steht still. Der Schiffsmotor vor uns ist 4 Stockwerke hoch. Ein Monster! 24‘000 PS! 8 Zylinder – den Hubraum habe ich gar nicht erst erfragt. Als erstes blasen uns die Turbolader entgegen. Habt ihr schon mal einen Turbolader in einem Auto gesehen? Der passt gut in eine Hand. Die hier sind jedoch so gross wie 4 Waschmaschinen zusammen.

 

Die Abgasrohre selber haben ebenfalls einen halben Meter Durchmesser. Sie führen nach oben in den 4. Stock, wo mit der Wärme der Abgase das Warmwasser für das ganze Schiff produziert wird.

Um die Ecke begrüssen uns die Zylinder. Die Zylinder alleine gehen schon über 2 Stockwerke. Über dem Motor schwebt ein Kran, halt damit man die Zylinderköpfe abnehmen und die Kolben auswechseln kann. Kunststück die Kolben sind ja auch 3 Meter hoch und haben den Durchmesser eines gestandenen Mannes. Der genaue Durchmesser ist 62cm, der Kolbenhub beträgt 215cm. Wenn wir uns nicht verkalkuliert haben, hat der Motor somit ein Volumen von 5192.8 Litern!

 

Zwei Stockwerke tiefer liegt die Antriebswelle. Ebenfalls mit einem Durchmesser von ca. 70 cm. Um dann gleich noch Strom zu produzieren hat man noch einen Stromgenerator auf die Welle draufgeflanscht. Die Welle dreht mit einer maximalen Geschwindigkeit von 113 U/min.

Ganz klein in einer Ecke steht noch ein Kühlschrank grosses Aggregat, die Entsalzungsanlage. Sie versorgt das Schiff mit Frischwasser.

 

Getankt wird Schweröl, ein Derivat, das nach der Produktion von Benzin und Diesel zurückbleibt. Man ist somit Restenverwerter. Das Schiff hat zwölf Tanks mit Total 2‘240 m3 Treibstoff, das sind 2‘240‘000 Liter Treibstoff! Dies entspricht rund 2‘173 Tonnen. Wenn man vernünftig fährt, das heisst so mit rund 15 Knoten (rund 25 km/h), verbraucht man pro Tag 45 Tonnen Treibstoff. Fährt man mit Vollgas (ca.21 Knoten/38 km/h) braucht es 65 Tonnen pro Tag. Im Normalfall fahren wir also mit rund 70 Liter pro Kilometer oder 7‘014 Liter auf 100 Kilometer. Bedenkt man, dass das Schiff mit Ladung um die 51‘900 Tonnen wiegt, ist das recht wenig, nur ca. 0.135 Liter pro Tonne pro 100 Kilometer. Im Vergleich braucht unser 3.5 Tonnen schweres Auto pro Tonne und 100 Kilometer 3.857 Liter. Rechnet mal bei eurem Auto nach. Habt ihr ein Ökoauto mit 1.6 Tonnen und einem Verbrauch von 5 Litern pro 100km, sind es nämlich immer noch 3.125 Liter pro Tonne und 100 Kilometer.

 

Paddy hätte noch Stundenlang mit den Maschinisten im Maschinenraum herumturnen können. Doch die Maschinisten müssen arbeiten, deshalb müssen wir wieder gehen. Das war toll!

 

Auf dem Rio de la Plata weht ein ständig heftiger Wind, der sich dann vor allem kurz vor Sonnenuntergang steigert. Wir machen uns einen Spass daraus und versuchen uns in Bodysurfing. Erst als wir eine Jacke anziehen und damit den Auftrieb verstärken haben wir Erfolg – nein nicht Paddy, der hat genug Blei in den Füssen (oder sonst irgendwelche Gewichte am Körper) – aber Petra kann nur noch mit einem beherzten Sprung von Paddy am Abheben gehindert werden… ;-)

Belohnt wird unser heutiger Wartetag mit einem traumhaften Sonnenuntergang.

03.01.2011

Auf dem Rio de la Plata

 

Der anfängliche Optimismus wird gedämpft. Im Hafen ist man nicht so schnell wie man sich das vorgestellt hat. Wir fahren heute nicht mehr weiter.

 

Der Wind geht heute Abend hoch bis auf 40 Knoten (fast 80 Std/km) – Time for Bodysurfing…

 

04.01.2011

Auf dem Rio de la Plata

 

Geht es heute weiter? Beim Frühstück meint Massimo, dass es wohl noch 2-3 Tage geht bis wir einlaufen können. Hehehe, haben wir es doch gewusst! Blöder ist es, dass wir unsere Unterkunft für den 6. Januar reserviert haben. Und wenn wir erst am Montag 10. oder sogar erst am 12. Januar einlaufen, wird es wohl auch nichts mit Schulbeginn am 10. Januar, da wir uns dann wohl eher mit dem Zoll herumschlagen werden.

Petra ruft kurzerhand unser B&B an. Erfreut ist man nicht und man droht uns an, dass wir etwas für die Verspätung zu bezahlen haben. Nur schwer kann man verstehen, dass wir zwar Buenos Aires vom Schiff aus sehen, doch nicht von Bord können und es noch bis zu einer Woche dauert bis wir eintreffen. Wir hoffen, dass die Besitzerin nicht allzu sauer ist und wir uns über die Finanzen irgendwie einig werden. Gleiches gilt dann wohl auch für die Lehrerin mit ihren Spanisch-Stunden.

 

An Bord wird das Warten langsam zur Nervensache. Man merkt, dass die Leute sich eher einmal aus dem Weg gehen. Wahrscheinlich hat man seine Geduld auf 4-5 Wochen eingeteilt. Für die 6. Woche scheint es nicht allen zu reichen.

 

05.01.2011

Auf dem Rio de la Platalalalala

 

Heute gibt’s wieder einen neuen Fahrplan. Geplante Ankunft in Buenos Aires ist nun doch der 8. Januar; dieses Mal sei es sicher; die Liegeplätze im Hafen sind alle gebucht… Was soll’s, irgendwann einmal treffen wir ein – vielleicht halt doch erst an Ostern.....

Touch down

06.01.2011

In Zarate

 

Es ist wahr geworden, wir sind wirklich aufgebrochen. Nach endlosen Tagen vor Anker mitten auf dem Rio de la Plata sind wir den Fluss hoch bis Zarate gefahren. Petra geht mit Alfred und Marion an Land – Touch down in Argentinien!

Paddy zieht es vor an Bord zu bleiben. Einmal ein paar Stunden allein ist auch ganz schön.

07.01.2011

Ab Zarate

 

Heute Abend sollen wir in Buenos Aires eintreffen – wer’s glaubt wird selig… Erst müssen wir einmal ablegen. Aus dem vorgesehen Ablegetermin um 9 Uhr wird erst mal nichts. Um 13 Uhr geht es dann aber tatsächlich los. Als wir dann auf dem Fluss an Buenos Aires vorbeidampfen, kommen uns Zweifel auf, ob wir dann wirklich noch einmal Buenos Aires aus der Nähe sehen werden. Wir sind dann erleichter, als das Schiff dann doch noch eine Wende macht und zurück in Richtung Buenos Aires dampft (ob die auf der Brücke wohl die Abzweigung verpasst haben?).

 

08.01.2011

In Buenos Aires

 

Morgens um 1 Uhr ist es dann soweit. Und wir stehen auf dem Oberdeck, als wir in Buenos Aires anlegen. Geschafft! – Bätsch zu früh gefreut. Die Rampe ist defekt und geht nicht auf! Die Mechaniker gehen ans Werk. Wir gehen ins Bett und träumen davon, dass die Mechaniker Erfolg haben.

 

Am Morgen ist dann die Rampe immer noch zu. Die Mechaniker allesamt schon ganz kleine Augen vor Müdigkeit. Sie sind verzweifelt. Sie finden das Problem nicht. Der erste Offizier hat beim Schliessen der Rampe die Verriegelung nicht richtig eingerastet, nun ist sie Verklemmt und keiner weiss warum. Man wird es noch bis Mittag versuchen, dann wird man einen Mechaniker aus Europa einfliegen lassen. Für uns würde dies bedeuten, nochmals 3-4 Tage an Bord. Langsam nimmt unsere Reise groteske Züge an. Oder vielleicht mag uns die Besatzung so gut, dass sie uns nicht gehen lassen will.

 

Mit Erleichterung vernehmen wir dann beim Mittagessen, dass man eine Lösung gefunden hat und die Rampe nun geöffnet wird.

Plötzlich geht alles ganz schnell, der Agent kommt, drückt uns ein paar Papiere in die Finger. Husch, husch, schnell um ein Uhr schliesst der Zoll und dann müssen wir bis Montag warten. Hastig raffen wir noch unsere letzten Sachen zusammen und laufen in die Garage runter. Raus. Zolltor. Peng, da sind wir! Wir sind in Argentinien! Endlich! Unglaublich!

 

Noch schnell ein Anruf in unserem bereits gebuchten B&B bei Regula; wir kommen! Eine halbe Stunde später sind wir da. Räumen unsere sieben Sachen in unser Zimmer, fahren unser Auto ins gesicherte Parking und fertig. Eine Flasche Wein, Käse, Brot und ein Bier, dann zurück ins Zimmer und ausspannen. Viel gemacht haben wir nicht, doch wir sind tot müde.

 

Der Abschied von der Besatzung ist uns nicht sehr leicht gefallen, vor allem unsere beiden Stewards und die Philippinos haben wir ein bisschen ins Herz geschlossen. Leider ist auch der Abschied von unseren Mitpassagieren etwas überhastet. Alle wollen heute noch weiter.

 

Es war eine sehr interessante Reise, die uns beiden gut gefallen und gut getan hat. Wir dachten, dass es uns oft langweilig sein wird. Das Gegenteil war der Fall. Wir sind nicht dazu gekommen, all die Dinge zu erledigen, die wir uns vorgenommen haben. Immer wieder gab es etwas zu sehen, zu tun oder zu erleben.