Niederlande

Vom Leben auf Fähren und in Wohnungen

Solvik (NO) – Bad Segesberg (DE) – Den Haag (NL) – Blackburn (SCO) – Haddington (SCO)

 

Die Fähre läuft dann mit fast 3 Stunden Verspätung aus. Hundemüde finden wir ein paar Sitze auf die wir uns quetschen und es uns für die kommenden Nachtstunden bequem machen. Hoffentlich finden wir wenigstens ein paar Stunden Schlaf.

 

Der Schlaf war nicht schlecht, zumindest Paddy konnte ein paar Stunden die Augen schliessen. Schon bald darauf läuft das Schiff in Hirtshals in Dänemark ein.

 

Unsere Route nach Schottland führt uns durch ganz Dänemark hinunter nach Deutschland, dann auf dem möglichst direktesten Weg durch den Norden Deutschlands nach Belgien, wo wir dann 4 Tage später eine Fähre nach Schottland haben. Es gilt nun die Tage sinnvoll einzuteilen. Die Distanz bis nach Zeebrugge beträgt 1600km. Mit unserem Auto sind das 4 ziemlich anstrengende Tagesreisen.

 

Dementsprechend versuchen wir, bereits am ersten Tag eine möglichst grosse Strecke zurückzulegen.

 

Als wir nach 500km Bad Segesberg auf der Karte erblicken ist klar, dass wir die Chance nutzen und an einem schönen See bei Karl May und Winnetou übernachten. Fazit; es hat die ganze Nacht geregnet, so dass wir den See kaum gesehen haben und das Festspielgelände ist ebenfalls geschlossen. So kein See und kein Winnetou!

 

Am Vorabend haben wir noch einer Cou-cousine von Paddy in Den Haag ein SMS geschrieben. Wir fanden, dass wenn wir schon in der Nähe sind, zumindest Guten Tag sagen sollten. Sie schreibt dann auch prompt zurück, dass wir uns treffen können.

 

So fahren wir dann am heutigen Tag fast 700km bis Den Haag. Wir haben uns schon ein paar Campingplätze in der Nähe herausgesucht. Doch als wir ankommen hat uns Eileen schon ihr Gästezimmer hergerichtet. Irgendwie ist uns nicht ganz wohl dabei. Da überfallen wir sie kurzfristig mit unserem Besuch und sie lädt uns gleich noch zu sich ein.

Dennoch sind wir glücklich. Es ist das erste richtige Bett nach fast 3 Monaten. Das letzte richtige Bett hatten wir in Sofia bei Penka und Kalin. Welch ein Luxus.

 

Dank unseres intensiven Fahrtages hatten wir nun einen Tag gutgemacht. Zufälligerweise ist am heutigen Tag eine grosse Parade in Den Haag. Es ist der Tag an dem die Königin das Parlament besucht. Wir lassen uns diese Chance nicht entgehen. Wir schwingen uns auf unsere Fahrräder und strampeln ins Zentrum. Die Stadt ist gerammelt voll. 2 Stunden vor dem Umzug finden wir einen Platz nahe der Absperrung, den wir dann bis zur Parade gegen mittelalterliche, kleine Damen verteidigen.

 

Wir haben Glück mit unserem Platz. Gerade vor uns marschiert das Militär ein, das entlang der gesamten Strecke Aufstellung nimmt. Alle haben ihre Ausgangsuniformen aus dem Spind geholt. Einige der Uniformen scheinen uns jedoch eher etwas aus der Mode geraten. Somit hat man wohl auch einige aus dem Museum geholt für diesen Tag. Jedenfalls ist es farbenprächtig. Marine, Militär, Kolonialtruppen, Kavallerie, alles was man sich nur vorstellen kann.

 

Nach langen 2 Stunden ist es dann soweit. Die Parade geht los. Zuerst kommen ein paar Berittene, dann eine Musik, dann ein paar Kutschen mit irgendwelchen Prinzen. Dann kommt die goldene Prachts-Kutsche der Königin. Ganz kurz nur sehen wir sie, dann ist der Spuk vorüber.

 

Hatten wir erwartet, dass das Volk klatscht, ruft, brüllt oder johlt, so waren wir enttäuscht. Die Vorbeifahrt der Kutsche ging so kommentarlos über die Bühne als wäre das ganze nichts Besonderes. Mit fragenden Gesichtern machen wir uns dann im Strom der Menschen von dannen. Das ganze Erlebnis war schön, doch auch etwas irritierend. Wieso kommen die ganzen Menschen, wenn sie dann keine Emotionen zeigen beim Anblick der Königin?

 

Den Haag jedenfalls hat uns sehr gut gefallen. Holland, wir kommen wieder, keine Frage.