Chile - Carretera Austral

Der Wilde Westen

Villa Perito Moreno – Cochrane – Caletta Tortel – Villa O’Higgins – Cochrane – Puerto Rio Tranquilo

 

Der neue Tag begrüsst uns mit einer sehr steinigen und rumpligen Piste. Gegen Mittag treffen wir in Puerto Guadal ein und stossen auf bekannte Gesichter. Phil und Angy, ein Englisches Paar, das wir bereits auf Feuerland vor rund 1 Monat kurz am Strassenrand getroffen haben. Wir beschliessen die Bekanntschaft zu vertiefen und setzen uns zum Almuerzo (Mittagessen) auf den Bootssteg. Aus einem Mittagessen wird ein später Nachmittag und wir ziehen auf den nahegelegenen Campingplatz um. Hier entdecken wir auch, dass das herrlich türkisfarbene Wasser nicht so kalt ist, wie es aussieht und Paddy stürzt sich tapfer in die kalten Fluten. Es ist ein richtiger Ferientag inklusive dem obligaten Ferien-Sonnenbrand, autsch!

 

Unser nächstes Ziel ist Cochrane; die letzten Möglichkeit, unsere Vorräte aufzufüllen, bevor wir uns auf den Südlichen Teil der Carretera Austral begeben. Wir staunen nicht schlecht über das Sortiment des Supermarkts. Wir fühlen uns wie im Wilden West. Der Supermarkt hat alles: Brot, Fleisch, Nägel, Schuhe, Gemüse, Motorsägen, Konservendosen, Kleider, Reifen und Gewehre. Es ist ein kunterbuntes Gemisch.

Vollgeladen machen wir uns auf den Weg. In Cochrane nehmen wir auch noch Matthias einen Deutschen Anhalter an Bord und sind nun bis unter die Fensterkante gefüllt.

Für uns fängt jetzt das wahre Patagonien an. Die Landschaft ist wie im Bilderbuch. Herrlich, die schroffen Berge und Schneegipfel, im Tal die dampfenden Wälder und leuchtendblauen Flüsse. Es ist ein Märchenland; nicht zuletzt auch aufgrund der ungewöhnlichen Pflanzen. Speziell zu erwähnen ist wohl die Nalca. Sie gehört zur selben Familie wie unsere Rhabarber, doch ist sie um ein vielfaches Grösser. Die Stämme sind teilweise so dick wie der Oberarm eines muskulösen Mannes und so hoch wie der Mann selbst. Die Blätter haben ein gigantisches Ausmass, sie durchmessen meist mehr als eine Armspanne. Bei Regen ist man unter ihnen gut geschützt.

 

Unsere erste Station heisst Caleta Tortel. Bis vor wenigen Jahren hatte das Dorf noch keinen Anschluss ans Strassennetz und konnte nur per Flussschiff erreicht werden. Das Dorf ist entlang des stark gewundenen Rio Baker, an eine seenartige Verbreiterung gebaut. Da das Ufer sehr steil und steinig ist, haben sich die Bewohner entschlossen, ihre Häuser auf Stelzen zu bauen. So zieht sich ein hundert Meter breiter Gürtel aus Häusern über mehrere Kilometer dem Ufer entlang.

Die Häuser stehen meist nicht im Wasser, sondern sind in den Wald am Ufer gebaut. Konsequenterweise sind die Häuser auch nicht mit Strassen und Wegen verbunden, sondern mit Holzstegen. Es ist ein einzigartiges Dorf. Äusserst sehenswert!

Wir entschliessen uns auf einer kleinen Kiesbank im Fluss, gleich ausserhalb des Dorfes, zu campieren und fahren früh am nächsten Morgen weiter, denn wir müssen die Fähre erreichen, welche nur um 12 Uhr fährt und uns über einen Fiord zum südlichsten Abschnitt der Carretera Austral übersetzt. Am anderen Ufer angekommen, stellen wir uns erst einmal auf den Parkplatz, denn wie üblich herrscht nach der Fähre ein wildes Wettrennen der Autos. Auf diesen Strassen ist uns dies zu gefährlich. Die Carretera Austral ist es sehr schmal und die entgegenkommenden Autos fahren wie die Wilden. Wir haben bereits zwei Mal unser Auto in den Strassengraben gefahren, um Kollisionen zu vermeiden. So fahren wir jetzt auch mit zugeschaltetem Allrad, so dass wir uns auch sicher wieder aus dem Strassengraben befreien können.

 

Am Nachmittag erreichen wir Villa O’Higgins – und werden freudig begrüsst! Häh?! Zwei junge Franzosen, die den Campingplatz und das dazugehörige Gästehaus führen, schütteln uns die Hand als wären wir alte Bekannte. Wir sind etwas verblüfft und wie es scheint, sieht man uns das an. Die beiden erklären uns lachend, dass wir uns in Sucre, Bolivien schon mal getroffen hätten im Hostel Cochamama. Jetzt dämmert es auch uns langsam und wir erinnern uns daran, dass sie zusammen mit einem Deutschen Radfahrer im selben Hostel waren.

 

Liebe Daheimgebliebene, ihr seht, auch Südamerika ist nur ein Dorf….

 

Da Villa O’Higgins nicht sehr viel bietet und der Wetterbericht Hochwasser androht, reisen wir nach zwei Nächten bereits wieder zurück. Auf dem Rückweg begleitet uns Michael, der alleine mit seinem Mercedesbus unterwegs ist. Auch der Rückweg bis zur Fähre gestaltet sich wieder zu einem Wettlauf gegen die Uhr und die Schrecksekunde erleben wir, als Michael einen Platten hat. Doch mit vereinten Kräften ist das Problem schnell behoben und wir erreichen die Fähre rechtzeitig.

2 Tage später sind wir bei der Capilla de Marmol. Es sollen bizarre Felsformationen sein, welche das Wasser in riesige Marmorblöcke gefressen hat. Leider sind sie nur per Boot zu erreichen. Wir suchen uns ein Bootsunternehmen und finden dies etwas ausserhalb der Ortschaft Puerto Rio Tranquillo. Die Zufahrt zum Bootsanleger führt weit hinunter zum See und ist seeehr steil. Wir haben Bedenken, ob Michael mit seinem Bus so einfach wieder hoch kommt.

Es ist bereits spät als wir unten ankommen und wir legen uns erst einmal schlafen. Die Bootsfahrt unternehmen wir erst morgen.

 

Kalt ist es und wir sind dick in Jacken und Kappen gehüllt. Mit dem kleinen Motorboot nähern wir uns den riesigen, mehrere dutzende Meter hohe Kuben stehen mitten im türkisfarbenen Wasser des Sees. Der untere Teil wurde vom Wasser im Laufe der Zeit so sehr ausgefressen, dass es aussieht, als ob die Blöcke auf schmalen Rippen stehen. Es ist faszinieren. Zum Teil kann man sogar unter den Blöcken durchfahren. Obschon, wohl ist uns dabei nicht, denn das Boot stösst überall gegen die Wände. Bei einigen Dutzend Booten pro Tag wird dies das Naturschauspiel bestimmt beschädigen. Dennoch geniessen wir das Farben- und Formenspiel. Es ist ein einmaliger Anblick.

 

Andere Reisende, welche wir getroffen haben, empfahlen uns das Valle Exploradores. Gleich hinter dem Dorf geht es nach Westen hin ab. Es ist eine Strasse, die schlussendlich im Nichts endet, doch ist es Patagonien wie aus dem Bilderbuch. Bäume, Felsen, schroffe Berge mit Schneekappen, ungeheure Wasserfälle über die hohen Felswände, am Talgrund sumpfige Seelein und dazwischen ein reissender Fluss. Es ist herrlich. Wir entschliessen uns zum Übernachten und streifen noch eine Weile zu Fuss durch die Wildnis.

Zerbrochener Spiegel bringt … Theater

Puerto Rio Tranquilo - Coyhaique

 

Die weitere Strecke auf der Carretera Austral entpuppt sich als Tortur. Dagegen ist alles andere, das wir bis jetzt in Südamerika gefahren sind, reinstes Fliegen. Schlagloch reit sich an Schlagloch, so dass ein Ausweichen schlichtweg nicht mehr möglich ist – es ist eine Sch….strasse… Das i-Tüpfelchen kommt, als Paddy – voll auf die Schlaglöcher in der Strasse konzentriert – einen weit in die Strasse ragenden Ast übersieht und es plötzlich knallt! Es ist ein mittlerer Explosionsknall, mit dem der Rückspiegel ans Fenster schlägt – und natürlich zu Bruch geht. Beide sind wir kreidebleich, doch als wir sehen, dass sich der Schaden in Grenzen hält, dennoch erleichtert.

 

Kurz vor Coihayque erreichen wir Asphalt – es ist herrlich, richtig entspannend. Nach dem ganzen Gerüttel und Geschüttel entschliessen wir uns unserem Auto eine Frischzellen-Kur zu verpassen. Die Carretera Austral hat vor allem unseren bereits „angenagten“ Reifen weiter zugesetzt.; Profil weisen sie kaum noch auf. Es schreit es nach neuen Reifen. Weiter ist der Riss in unserer Scheibe länger geworden und muss nun endlich geklebt werden. Dazu kommt ein Problem mit den Blattfedern am Hinterrad, die bei den harten Stössen aufeinanderschlagen und die Federklammern losgeschlagen haben. Da wir nicht zuviel Zeit vertrödeln möchten, geben wir Gas und machen etwas Druck – und schaffen es, alles in eineinhalb Tagen zu erledigen.

 

Speziell zu erwähnen ist die Reparatur des Fensters. Der Spezialist ist Indigen! Aus Erfahrung wissen wir, dass Indigene sehr sensibel reagieren, wenn man Druck macht. Somit halten wir – speziell Paddy – uns zurück.

Da er gleichzeitig auch der Rückspiegel-Spezialist im Ort ist, macht er sich zuerst daran, den Rückspiegel zu fertigen. Konkaves (leicht gerundetes) Spiegelglas hat er nicht; somit wird es ein flacher Spiegel. Es ist uns egal. Wir wollen einfach nicht weiter mit einem blinden Auge herumfahren.

Die Aufgabe wird dem Lehrling zugewiesen. Dieser macht es nach Augenmass, obwohl wir den alten zerbrochenen Spiegel als Schablone mitgebracht haben. Klar läuft es schief.

Somit kommt der Maestro zum Zuge. Neuer Spiegel, neues Glück – leider nicht! Der Spiegel ist an einer Ecke zu klein geraten, wie es scheint ist es dem Maestro egal. Trotz unserem wiederholten Hinweis, dass der Spiegel nicht passt, versucht der Maestro ihn einzupassen. Schliesslich will er der Spiegelhalterung mit einem Messer zu Leibe rücken. Klar legen wir da unser Veto ein. Paddy macht sich selbst daran an der Halterung einige kleinere Änderungen vorzunehmen und versucht dabei das Glas einzupassen – Upps! Dabei bricht es.

Die Reaktion darauf ist sehenswert und charakteristisch. Zuerst macht der Maestro grosse Augen, dann ein ärgerliches Gesicht, welches dann zornige Züge annimmt. Er nimmt den zerbrochenen Spiegel und wirft in im hohen Bogen in den Müll und verschwindet.

Einigermassen perplex stehen wir da und schauen uns an. Mit Mühe unterdrücken wir ein prustendes Lachen.

 

Dennoch Paddy plagt das schlechte Gewissen. Er klaubt den kaputten Spiegel aus dem Müll und legt ihn auf die Kühlerhaube. Im Moment braucht der Maestro Ruhe. Am besten wir wenden wir uns erst einmal unserer persönlichen Pflege zu und essen etwas. In einer halben Stunde werden wir es dann nochmals versuchen.

Eine halbe Stunde später, der Jeffe ist zurück und arbeitet an etwas anderem. Wir sprechen ihn an, worauf wir wieder zornige Blitze aus seinen Augen ernten. Erst als Paddy einlenkt und meint, dass es seine Schuld sei und wir den kaputten Spiegel bezahlen würden, geht es weiter.

Endlich kommt ein Spiegel zustande der passt. Etwas später ist dann auch der Riss in der Windschutzscheibe geklebt und wir machen uns vom Hof.

Eine weitere Erfahrung mit Einheimischen…

 

Märchenstunde – oder eben nicht…

Zurück auf dem Campingplatz treffen wir auf Didi und Susanna, Schweizer, welche wir zuvor schon getroffen haben, die auch mit Michael bekannt sind. Grund mal wieder ein richtiges Stück Fleisch auf den Grill zu schmeissen. So sitzen wir dann am Abend gemütlich in einem kleinen Verschlag, welchen wir mit Planen abgedichtet haben und erzählen einander von wahren Reiseerlebnissen und solchen, die unter den Reisenden kursieren. Speziell Didi und Susanna haben von einer selbst erlebten Horrorstory zu berichten.

 

Ihre Geschichte hatten wir bereits in 4-5 Varianten erzählt bekommen. Alle Varianten selbstverständlich nur vom Hörensagen erzählt. Speziell diese Geschichte hat uns sehr verunsichert. Es geht dabei um einen Überfall auf einem Campingplatz mit einer lebensgefährlichen Messerstecherei.

Es ist schon komisch, da erleichtert uns eine Geschichte das Reisen. Doch führ uns hat es Klarheit geschaffen. Wir können all die gehörten Geschichten relativieren und wissen jetzt, dass all die Erzählungen sich um einen einzigen Fall drehten. Der eine Fall wurde beim Weitererzählen so verfälscht und abgewandelt, dass dadurch 4 verschiedene Stories entstanden. Es ist schon erstaunlich.

 

Ganz allgemein machen wir uns Gedanken zu unseren Informationsquellen. Reiseführer wollen sich verkaufen. Somit schildern sie die Umstände meist etwas schöner als sie wirklich sind. All jene welche in Blogs und Foren schreiben, möchten etwas zu schreiben haben. Über die netten Leute und schönen Landschaften zu schreiben ist nicht interessant. So schreiben die meisten von schlechten Erlebnissen oder von schlechten Erlebnissen, welche sie nur vom Hörensagen kennen. Wir müssen uns eine neue Strategie zurechtlegen, wie wir mit Informationen verfahren wollen.

 

Am nächsten Tag trennen wir uns von all unseren Bekannten. Dazu gehören in der Zwischenzeit auch Doris und Manfred. Die ersten Reisenden, welche wir treffen, die ebenfalls mit einem HZJ78 Landcruiser unterwegs sind. Das erste Mal haben wir sie in Cochrane getroffen.

Öko-Auto – läuft auch mit Wasser

Bald ist die asphaltierte Strecke zu Ende und die Strasse nimmt wieder die bekannten, löchrigen Züge an. Steil führt sie bergauf in den Regen und in den märchenhaften Queulat N.P. hinein. Beschreiben kann man diesen Urwald nicht. Vor allem der Regen verleiht dem Ganzen einen mystischen Anstrich. Die Strasse ist gesäumt von den riesenhaften Nalcas und wir fühlen wir uns in einer Landschaft wie bei „Herr der Ringe“.

 

Kaum haben wir den Park hinter uns gelassen, scheint unser Auto genug Wasser getankt zu haben und meldet uns das mit einem fröhlichen Aufleuchten des vollen Wasserabscheiders. Keine Sache; kurz den Kopf unter die Kühlerhaube, Schraube lösen, Wasser ablassen und weiterfahren… wenn sich da nur nicht nach 15km schon wieder der volle Wasserabscheider bemerkbar machen würde. Also wieder unter die Kühlerhaube und das Prozedere nochmals. Diesesmal pumpen wir den Dieselfilter leer und fangen den Diesel in einer Plastiktüte auf: mindestens 15% Wasseranteil!

Sch… was ist denn das?! Wir sind entsetzt! Was ist passiert? Wir fahren nochmals 10km mit dem gleichen Resultat: Wasser im Abscheider. Woher kommt das Wasser? Ist es bei dem starken Regen irgendwie in den Tank geflossen? Oder haben wir schlechten Treibstoff getankt? Wir haben doch immer nur bei den grossen, guten Tankstellen getankt! Zuletzt bei einer Petrobras in Coihayque. Hoffen wir, dass „nur“ das Tanken von schlechtem Treibstoff das Problem ist.

Bis zum nächsten Ort sind es noch 50km. Da wir zum Glück zwei Tanks haben, können wir umschalten und mit sauberem Treibstoff fahren.

 

Kurze Zeit später treffen wir in Puyugaupi ein – ohne weitere „Wasser-Stopps“.

Wir spekulieren darauf, dass sich nach einer Nacht das Wasser ganz unten im Tank ansammelt und wir es einfach am Strassenrand ablassen können. So machen wir uns am Morgen auf den Weg und suchen eine abgelegene Ecke am Strassenrand – und fanden zum Glück keine. Dafür finden wir einen weiteren, alten Bekannten aus Bolivien: Graham, der englische Motorradfahrer.

Vom schlechten Gewissen über unsere geplante Umweltsünde und von der Freude über das Wiedersehen mit Graham getrieben, drehen wir um und fahren zurück ins Dorf.

Hier fahren wir erst einmal die Tankstelle und finden Hilfe. 80 Liter verunreinigen Diesel mussen wir ablassen. Wir sind stink-wütend. Egal, ob die Tankstelle absichtlich Wasser zumischte oder es nur aufgrund von fehlender Wartung ist – wir melden es der Polizei. Diese greiffen sogleich zum Telefon und informieren ihre Kollegen in Coihayque. Wir hoffen, der Tankwart erhält eine saftige Busse.

 

Anschliessend widmen wir uns Graham. Wir haben viel zu erzählen. Am späteren Abend gesellt sich noch ein Französisch-Schweizerisches Velofahrer-Päärchen dazu und das Ganze endet in einem üppigen Raclette-Gelage.

 

Einmal mehr staunen wir darüber, wie man sich wiedersieht. Christoph und Kristl von unserer Paraguay-Tour, die beiden Franzosen aus Sucre und nun auch noch Graham, ebenfalls aus Sucre und noch unzählige andere. – Ach ja, fast vergessen: Beim Dorffest, welches gerade stattfindet: Wen treffen wir dort wieder? Franzosen welche wir schon seit Feuerland immer wieder sehen…

Irgendwie scheinen wir Reisenden alle darauf programmiert zu sein, uns irgendeinmal wieder zu sehen.

Natur pur und die verkaufte Natur

Seit wir im Frühjahr aufgebrochen sind, wollten wir bereits wiederholt Thermen besuchen. Überall sind sie angeschrieben, doch immer wieder scheiterte unser Vorhaben am Preis und am Kommerz. Bei La Junta stossen wir auf eine weitere Therme. Dieses Mal liegt sie fernab von der Strasse und wir hoffen auf mehr Glück als bei den vorderen Malen.

 

20km fahren wir über Schotterstrassen, schmale Feldwege, Wiesen und durch kleine Bäche, dann finden wir „El Sauce“. Dies hat nichts mit dem Französischen Wort „Sauce“ zu tun. Sauce in Spanisch sind Weiden-Bäume. Der Name ist Programm und die idyllische Quelle liegt inmitten von Weidenbäumen, herrlich schön in einem gestauten Bach mit zwei rustikal gestauten Becken. Die Pools sind zwischen herrlich warm, eisig kalt und kochend heiss, dennoch wir bleiben bis zum bitteren Ende. Leider nicht darüber hinaus, weil das Grundstück auch als „Privat-Camping“ vermietet wird und die Nacht bereits verbucht ist. Hundemüde vom warmen Bad machen wir uns auf die Suche nach einem Nachtlager und verkriechen uns in einer kleinen Abzweigung.

 

Tags darauf erreichen wir Chaiten, der nördlichsten Stadt auf diesem Abschnitt der Carretera Austral. Von hier aus wollen wir in den Parque Pumalin. Es ist ein gigantischer privater Naturpark. Ein amerikanischer Industrieller (North Face, Esprit, Patagonia) hat seine Firmen verkauft und sich dafür dieses Land gekauft. Ein recht umstrittenes Unternehmen.

Politisch gesehen ist es zweifelhaft, nur einer Person ein so grosses Stück Natur zu übereignen; auch wenn diese äusserst redliche Absichten hat.

Die heimische Holzindustrie ihrerseits macht gegen den Park mobil, weil sie sich ihrer Grundlage beraubt sieht (zum Glück!). Die Anwohner mokieren sich über den Par, weil sie von der Holzindustrie aufgehetzt werden – obschon es ihnen aufgrund der unzähligen Touristen viel besser geht als vorher, als eine Handvoll Menschen in der Holzindustrie Arbeit fanden.

 

Fakt ist, dass der Park wunderschön ist und der Besitzer, Douglas Tompkins, investiert Unsummen in die Renaturierung. Der Eintritt ist frei und für die unglaublich schönen und gepflegten Campingplätze bezahlt man einen symbolischen Beitrag. Auch ist das gesamte Management des Parks vorbildlich. Die Zonen für Besucher sind spektakulär und befriedigend, doch sind diese im Vergleich zur Gesamtfläche klein und lassen der Natur sehr viel Platz, um sich ungestört entwickeln zu können. Unser persönliches Fazit: Trotz aller moralischen Zweifel über einen solchen Deal – Herr Tompkins' Taten rechtfertigen die Ausnahmen!

 

Wir jedenfalls geniessen unseren Aufenthalt in vollen Zügen. Kleine Wanderungen durch den Urwald zu abgelegenen Seen, Kraxeln auf Steigpfaden zu romantischen Wasserfällen und die Aussicht vom Camping auf Vulkane, Gletscher und Wälder. Hier könnten wir noch viel läng bleiben.