26.12.2014

Kapellbrücke, Luzern
Kapellbrücke, Luzern

Wohnnomaden

Da eine eigene Wohnung für uns finanziell nicht tragbar ist, greifen uns Freunde unter die Arme und wir dürfen im Turnus in Luzern, Rothenburg, Zofingen, Alpnach und Grosswangen wohnen. Das Zusammenleben mit unseren Freunden geniessen wir in vollen Zügen. Es ist schön wieder zu Hause zu sein und eine seltene Gelegenheit, unsere Freunde nicht nur nach langer Zeit wieder zu sehen, sondern auch gleich noch mit ihnen zu leben. Wir fragen uns oft, wie es wohl sein wird, wieder in der eigenen Wohnung – ganz alleine – zu leben. Durch unsere Reise sind wir uns gewohnt, dass wir tag täglich ständig Menschen um uns haben. Wir haben Bedenken, dass sich das „Alleine-Wohnen“ wie in einem Gefängnis anfühlen könnte. So freuen wir uns über die Zeit, in der wir die Gastfreundschaft unserer Freunde geniessen dürfen.


Petra arbeitet wie bereits erwähnt wieder bei ihrem ehemaligen Arbeitgeber zwar nur temporär, doch fliesst damit etwas Geld in die Kasse. Paddy seinerseits bekommt die Chance und die Unterstützung unseres Freundes Erwin, sich in einer Art Selbstständigkeit versuchen zu können. Als nach 3 Monaten das Anstellung von Petra zu Ende geht, bietet ihr Erwin grosszügigerweise an die Infrastruktur im Büro zu benutzen, um sich eine neue Stelle zu suchen. Dadurch arbeiten wir sogar für einige Monate im selben Büro.

Es ist interessant zu merken wie sehr man zusammengewachsen ist. In den Monaten, in denen wir getrennt voneinander unserer Arbeit nachgegangen sind, hat uns unbewusst die Nähe des anderen gefehlt. So fühlt es sich irgendwie richtig an, dass wir gemeinsam im gleichen Büro arbeiten.

Im November findet Petra wieder eine neue Anstellung – wieder bei ihrem ehemaligen Arbeitgeber… und kann auf Anfang Dezember ihre neue Stelle antreten.

Fast gleichzeitig hat Paddy auf der Suche nach einer sicheren Einkommensquelle ebenfalls eine Stelle gefunden. Bis Ende Jahr als Teilzeitstelle, danach ist geplant, dass es dann Vollzeit weitergeben soll.

…wenn die Reise noch nicht zu Ende ist

Durch die Aussicht auf finanziell stabile Verhältnisse sehen wir uns veranlasst uns nun endlich eine eigene Wohnung zu suchen. Es ist nicht ganz klar, ob es für uns ein Dürfen oder ein Müssen ist. Einerseits geniessen wir die Zeit mit unseren Freunden, andererseits haben wir bedenken, dass wir zur Last fallen. Einerseits stört das eingeschränkte Leben aus Kisten, andererseits schreckt der Gedanken, sich wieder mit dem ganzen Ballast eines Haushalts zu belasten.

Nun ja, auch in dieser Schwierigkeit greift uns das Schicksal unerwartet unter die Arme und beweist wieder einmal: Man darf die Lösung für ein Problem nicht suchen, man muss bereit sein, dass die Lösung einem findet.

 

Nach einer Handvoll Wohnungsbesichtigungen stossen wir auf ein Inserat, in dem jemand einen Untermieter für ein Jahr sucht. Was sich erst als Verlegenheits-Lösung präsentiert, erweist sich als Idealfall. Wir treffen uns mit Markus, besichtigen die Wohnung und sind von der Idee begeistert. Eine möblierte Wohnung mitten in der Stadt Luzern für ein Jahr. Als sich auch unsere ganzen Freunde bereit erklären unsere Möbel ein weiteres Jahr einzulagern, ist für uns die Lösung gefunden: Ankommen – aber noch nicht ganz.

 

So haben wir seit anfangs November eine (vorübergehend) eigene Wohnung. Wohlgemerkt eine sehr schöne Wohnung in einem Jugendstil-Haus mit Stuckatur -Decken und riesigen Räumen.

 

Nun haben wir ein Jahr Zeit, um uns finanziell zu festigen und herauszufinden, wo wir künftig leben wollen. Aber auch ein Jahr um anzukommen und uns schleichend wieder an unser altes Leben zu gewöhnen.

 

Nur eines wissen wir noch nicht: Wollen wir wirklich aufhören zu reisen? Damit ist nicht so sehr das räumliche Umherreisen gemeint, als der innere Geist des Reisens. Es geht um die Neugier, die Offenheit, um die Bereitschaft in Unsicherheit und manchmal auch Angst zu leben, aber auch die Bereitschaft die Feste zu feiern wie sie fallen, die Menschen kennenzulernen wie man sie trifft. Es hat jemand einmal gesagt: Reisen sei das Verlassen der persönlichen Komfortzone. Nun stellt sich die Frage: Wollen wir zurück in die Komfortzone? Oder sind wir gewillt und bereit, ausserhalb dieser Zone zu leben?

 

Es stellen sich uns viele Fragen und vieles ist unklar. Unsere Reise geht weiter – und es ist offen, ob wir jemals wieder ankommen wollen oder werden.


nicht das

ENDE